Ideen für "Am Medembogen"

Energiekonzept für neues Baugebiet?

13.01.2017

OTTERNDORF. Die Stadt Otterndorf will sich den Herausforderungen der Energiewende stellen. Von Jens-Christian Mangels

In der Innenstadt soll ein sogenanntes „Klimaquartier“ entstehen. Ziel ist ein sparsamerer und umweltfreundlicherer Einsatz von Energie. Darüber herrscht überparteilicher Konsens. Die CDU/FDP-Mehrheitsgruppe im Stadtrat geht aber noch weiter und fordert auch für das neue Baugebiet „Am Medembogen“ innovative Energieideen. Die SPD und der Stadtdirektor drücken auf die Euphoriebremse.

Der nachhaltige Umgang mit der Ressource Energie nimmt in deutschen Kommunen eine immer wichtigere Rolle ein. Nicht nur die Reduzierung der Energiekosten, sondern auch der Klimaschutz hat hierbei eine hohe Bedeutung. Die Stadt Otterndorf will bei diesem Thema nicht hinterherhinken und hat in Zusammenarbeit mit der Energiegenossenschaft Otterndorf (EGO) das Oldenburger Büro „Ingenieur Netzwerk Energie“ (iNeG) beauftragt, eine Machbarkeitsstudie für ein „Energiekonzept für Otterndorf“ durchzuführen.

Ein konkretes Projekt hat sich dabei bereits herauskristallisiert – das energetische Quartierskonzept für den Innenstadtbereich. Bis zu drei Blockheizkraftwerke könnten die Versorgung übernehmen und ein großes Energienetzwerk spannen. Als Standorte kommen laut CDU-Ratsherr Jochen von Stemmen die Firma Gooß, die Weser-Elbe-Sparkasse und die Grundschule in Frage.

Handlungsbedarf ist durchaus gegeben: Die Heizungsanlage der Stadthalle ist „kurzfristig abgängig“ und auch in der Grundschule und der Kita sind Erneuerungsmaßnahmen nötig. „Es ist durchaus sinnvoll, jetzt ein großes Konzept zu spannen“, sagte Stadtdirektor Harald Zahrte im Otterndorfer Bauausschuss, der am Dienstag in der Stadtscheune vor zahlreichen Zuhörern tagte.

Gemeinsam statt jeder für sich: Dass dieser Weg durchaus lohnenswert ist, belegte Matthias Partetzke, Vorstandsvorsitzender der iNeG, anhand einiger Beispiele. In der Bauausschuss-Sitzung berichtete er unter anderem von einer Waffelfabrik in Venne (Landkreis Osnabrück) – es ist die größte Eiswaffelfabrik Europas. Mit der Abwärme dieser Fabrik werden mittlerweile rund 200 Gebäude beheizt, darunter die Schule, die Kindergärten und die Kirche. Durch das Engagement der örtlichen Energiegenossenschaft wurde das Projekt erst möglich.

„Zur Realisierung von Energieprojekten ist eine regionale Vernetzung förderlich und sinnvoll“, sagte Partetzke, der auch über Fördermöglichkeiten informierte.

Die CDU/FDP-Gruppe im Bauausschuss zeigte sich von Vortrag und Projekt begeistert: „Wir sollten sofort damit starten“, forderte Jochen von Stemmen. Die SPD war ebenfalls angetan, trat aber etwas auf die Bremse: „Von heute auf sofort geht so etwas nicht“, sagte Claus Johannßen.

Einmal andere Wege gehen

In der Energieversorgung „einmal andere Wege gehen“ – das wünscht sich Jochen von Stemmen auch für das neue Baugebiet „Am Medembogen“. Ob Nahwärme aus einem Blockheizkraftwerk, Fotovoltaik-Anlagen, E-Mobilität, Carsharing oder „Smart Grid“ (intelligentes Stromnetz) – Ideen und Möglichkeiten gibt es reichlich. „Man muss auch mal etwas riskieren“, sagte von Stemmen, der sich auch in der Energiegenossenschaft engagiert. Mit seinen Kollegen aus der CDU/FDP-Gruppe stellte er den Antrag, die Stadt (beziehungsweise die Hadelner Baugesellschaft) möge das Büro „Ingenieur Netzwerk Energie“ beauftragen, ein entsprechendes Konzept zu erstellen.

Wenn das Energieprojekt tatsächlich durchgeführt werden soll, ist Eile geboten: „Bevor das erste Haus im Baugebiet steht, muss das Konzept stehen“, sagte Harald Zahrte, der davor warnte, „alles in rosa Wolken“ zu sehen.

Kritische Fragen musste sich Matthias Partetzke von SPD-Ratsherr Claus Johannßen gefallen lassen, etwa nach der Finanzierung eines solchen Projekts. Fraglich sei auch, inwieweit die Bauwilligen bereit sind, bei dieser zentralen Energieversorgung mitzumachen. Dass alle gezwungen wären, Heizungswärme und Warmwasser über das zentrale Netz zu beziehen, sei eine große Einschränkung für die Bauherren.

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