
Erdgas aus Gülle: Millionen-Investition in Hemmoorer Anlage geplant
HEMMOOR. Es ist eine Millionen-Investition in die Hemmoorer Erdgas-Anlage geplant. Bei den Bürgern herrscht allerdings Skepsis. Und der Standort bleibt ungewiss.
Hinter den Kulissen ist schon viel über die Pläne der Firma "Prokon" gesprochen worden, in Hemmoor für rund 15 bis 16 Millionen Euro eine Anlage zu errichten, in der aus Gülle und Mist Erdgas entsteht. In dieser Woche haben die Investoren ihr Projekt öffentlich vorgestellt - und sich bohrenden Fragen von Bürgern ausgesetzt.
Eigentlich sollte die Info-Veranstaltung bereits im April stattfinden, doch dieser Termin war coronabedingt nicht zu halten. Da der Rat aber beschlossen hatte, das Projekt nicht zu forcieren, bevor nicht auch eine öffentliche Präsentation erfolgt ist, mussten sich Reinhard Meiners und Norbert Bachmann bis Montagabend gedulden, ehe sie im Namen des Unternehmens das Konzept erläutern konnten.
Und dieses sieht vor, auf einem zwei Hektar großen Gelände eine aus sechs Behältern und einer Halle bestehende Biogas-Anlage zu bauen, in der Gülle und "Tretmist" aus der Rinder-, Milchvieh-und Geflügelhaltung so verwertet werden, dass am Ende Biomethan "in Erdgasqualität" entsteht, das dann ins normale Erdgasnetz eingespeist wird. "Das Konzept der Anlage ist einzigartig", meinte der Planer Reinhard Meiners. Kein Wunder: Bislang existieren zwar die einzelnen Bestandteile an verschiedenen Standorten, doch unter anderem in Hemmoor sollen sie zu einer Einheit zusammengefügt werden.
Wie hoch ist die Belastung?
Meiners unterstrich, dass - im Gegensatz zu vielen Biogas-Anlagen auf bäuerlichen Betrieben - keine nachwachsenden Rohstoffe wie Mais oder Getreide verwertet werden sollen. Insgesamt handele es sich um eine Menge von 36.500 Tonnen pro Jahr, die die Firma zum Betrieb der Anlage benötige: "Die rund 100 Tonnen pro Tag würden fünf bis sieben Anlieferungen bedeuten", sagte Meiners. Das vorgereinigte Abwasser solle in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet werden.
Meiners und Bachmann sahen sich mit zahlreichen Nachfragen konfrontiert, die sich unter anderem auf die Verkehrsbelastung durch die schweren Transportfahrzeuge, aber auch die mögliche Geruchs-, Lärm- und Umweltbelastung bezogen.
Hinzu kam die Frage, woher das Unternehmen überhaupt die benötigen Mengen beziehen wolle ("...aus einem Umkreis von bis zu 80 Kilometern") und was denn die Stadt und ihre Bevölkerung überhaupt von diesem Projekt hätten ("...Gewerbesteuer und etwa fünf Arbeitsplätze").
Frage nach der Standortwahl
Weniger an die Planer, als vielmehr an die Politik gerichtet war die Frage nach der Standortwahl. Ursprünglich war das neue Gewerbegebiet vorgesehen, das zwischen Westersode und Bröckelbeck in der Planung ist. Doch dies sei - so Bürgermeister Lasse Weritz - nur eine von mehreren Möglichkeiten: "Wir haben uns noch nicht festgelegt."
Ins Spiel gebracht wurde an dem Abend ein Areal, das sich in der Nähe der Abfalldeponie befindet, aber nicht der Stadt gehört. Das Problem bei diesem Gebiet ist zudem, dass dort ein Anschluss an das öffentliche Abwassernetz mit sehr hohen Kosten verbunden wäre.
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