Das erste Auto, mit dem Hermann Gooß Rallye fuhr: Ein BMW 2002 TII. Ab 1970 wurde die Anzahl der Scheinwerfer auf sechs begrenzt. Zur Sicherheit gab es Sportsitze, Hosenträgergurte und Überrollbügel. Foto: Hermann Gooß
Das erste Auto, mit dem Hermann Gooß Rallye fuhr: Ein BMW 2002 TII. Ab 1970 wurde die Anzahl der Scheinwerfer auf sechs begrenzt. Zur Sicherheit gab es Sportsitze, Hosenträgergurte und Überrollbügel. Foto: Hermann Gooß
Motorsport

Erfolgreicher Rallyefahrer aus dem Kreis Cuxhaven: Was macht eigentlich Hermann Gooß?

von Denice May | 02.02.2022

CUXHAVEN. Hermann Gooß mischte vor Jahrzehnten die Rallyefahrer-Szene in Norddeutschland aus. Heute lässt es der 71-Jährige gemütlicher angehen.

Ob glatter Asphalt, rauer Schotter oder rutschiger Schnee: Hermann Gooß hat seine Siege im Rallyesport auf allen Straßenbelägen gefeiert. Doch am liebsten hatte er es, wenn der Untergrund richtig rutschig war - da konnte er mit seinem fahrerischen Talent besonders glänzen. 35 Jahre lang hat er die Rallye-Szene - besonders in Norddeutschland - ordentlich aufgemischt. Heute lässt es der 71-Jährige ruhiger angehen und nimmt auf dem Beifahrersitz Platz.

Funkeln in den Augen

Wenn Hermann Gooß von seiner Zeit als Rallye-Fahrer erzählt, wirkt es eher nüchtern und unemotional - als wäre es das Normalste von der Welt, sich in ein Rennauto zu setzen und über Asphalt, Schotter und Co. zu rasen. Doch in seinen Augen ist das Funkeln zu sehen, seine Leidenschaft, für die sein Herz schlägt. Sein Faible für Fahrzeuge hat der heute 71-Jährige schon früh entdeckt. Mit drei Jahren sauste er mit einem Tretroller los, ein Jahr später gab es das erste Auto. "Ich bekam ein rotes Tretauto aus Blech", erinnert sich Hermann Gooß. Mit acht Jahren saß er dann schon hinter dem Steuer eines echten Autos und machte erste Erfahrungen als "Autofahrer": "Ich fuhr mit einem VW Bus über das Betriebsgelände meiner Eltern. Mit zehn Jahren bin ich dann schon die Lkw gefahren - passiert ist nie etwas."

Bein wurde zertrümmert

Seiner eigentlichen Motorsportkarriere, Rennen im Motorradsport fahren, wurde ein jähes Ende gesetzt, wie Hermann Gooß erklärt: "Mit zwölf Jahren bekam ich ein kaputtes Moped geschenkt, mit dem ich über Acker gefahren und gesprungen bin. Ab da wollte ich Motorradrennen fahren. Ich bin dann auch auf der Sandbahn und auf dem Estering Rennen gefahren. Während eines Schüleraustauschs in Frankreich hatte ich dann aber einen Unfall. Dabei wurde ich überfahren und mein Bein wurde zertrümmert." Fortan war dann Schluss mit dem Motorradfahren. Doch die Sache mit dem Autofahren, hatte sich für Hermann Gooß nicht erledigt.

Gebürtiger Otterndorfer

Mit seinem ersten Auto, einem Fiat 850 Coupé mit 49 PS, startete Hermann Gooß bei Slalomrennen. "Ich bin zwar einige Jahre Slalom gefahren, aber das war nicht mein Ding." Mit 23 Jahren zog der gebürtige Otterndorfer nach Hamburg, trat in den ADAC Motorsportclub ein, kaufte sich seinen ersten Serien-Tourenwagen für die Rallye - einen BMW 2002 TII - und startete mit rund 160 weiteren Fahrern bei der Rallye Hanseatic. Von Beginn an hinterließ Gooß bei den Etablierten Eindruck - dabei hat ihm das Rallyefahren nie jemand beigebracht. Alles, was er auf der Straße zeigte, bestand aus Talent und Lernen. "Schon bei der allerersten Rallye belegte ich Platz vier." Kein schlechter Anfang für einen Einsteiger. Dabei sollte es aber nicht bleiben. Ein Jahr später, 1975, setzte er noch einen drauf. "Als Newcomer fuhr ich der Elite bei der Internationalen ADAC-Rallye Hanseatic davon." Er gewann in seiner Klasse - genauso wie ein weiteres Jahr später. 90 Fahrzeuge, 220 Kilometer Streckenlänge - und der Sieger hieß: Hermann Gooß.

Rennen im Ausland

Doch nur in Deutschland Rennen zu fahren, reichte dem gebürtigen Otterndorfer nicht aus. "Ich bin immer auf den Strecken gefahren, die am meisten Spaß gemacht haben." Deshalb ging es für ihn auch nach Tschechien. Die ständigen Reisen ins Ausland, um an der Rallye Skoda teilzunehmen, hatten aber auch ihre Nachteile - besonders, wenn man noch einem Job nachgeht. "Es war ein durchwachsenes Jahr. Denn die Teilnahme war sehr zeitaufwendig. Dafür bin ich zwischendurch auch noch Rallyecross gefahren."

Mehrfach überschlagen

Ein Unfall im Jahr 1986 sorgte für einen "Bruch" in seiner Rallyesport-Karriere. "Ich habe mich bei der Rallye in Hunsrück mehrfach überschlagen. Ich habe dann erst einmal mehrere Jahre pausiert, weil ich auch kein neues Auto aufbauen wollte."

"Richtig geile Kiste"

Es dauerte bis 1986, bis es ihn wieder ins Rennauto zog - in einen Ford Escort RS 2000. "Das war eine richtig geile Kiste mit 190 PS. Mit dem Auto war ich eine richtige Granate." Trotzdem musste die "geile Kiste" einem anderen Auto weichen, mit dem er einige Jahre lang über die Strecken in Deutschland fuhr. "Der Mazda 323 war das erste allradgetriebene Fahrzeug, das ich gefahren bin. Das Auto hatte aber leider viele technische Probleme."

Audi Quattro mit 500 PS

Insgesamt nahm Hermann Gooß an unzähligen Rallyes teil - unter anderem auch am Fischereihafen Rallyesprint in Bremerhaven, der Rallye Stade, Rallye Hildesheim und Neustadt Rallye. Irgendwann folgte dann das Traumauto von Hermann Gooß: "Ein Audi Quattro mit 500 PS. Das Auto hatte mich schon immer gereizt und ich wollte es schon immer haben. Das Model ist auch Walter Röhrl gefahren."

Noch Oldtimer gefahren

Walter Röhrl ist ein deutscher Rallyefahrer, der in den 1970er-und 1980er-Jahren als Rallyeprofi weltweit erfolgreich war. 1987 beendete er seine aktive Karriere. Hermann Gooß machte erst im Jahr 2008 Schluss. "Danach bin ich nur noch Oldtimer-Classics gefahren, habe unter anderem auch die Niederelbe-Classics ins Leben gerufen."

Die Frau fährt

Der heute 71-Jährige lässt es mittlerweile also deutlich ruhiger angehen. Er hat sogar die Seite im Auto gewechselt. "Ich bin jetzt Beifahrer und Navigator, meine Frau fährt. Wir sind ein gut eingespieltes Team." Aktuell pausiert das Ehepaar. Aber wer weiß, wann sie das nächste Mal ins Auto steigen, um der Konkurrenz davonzufahren.

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Denice May

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

dmay@no-spamcuxonline.de

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