
Erste Schritte gegen Plastikflut in Otterndorf
OTTERNDORF. Der Otterndorfer Rat hat Maßnahmen zur Einschränkung von Kunststoffen und Plastikverpackungen beschlossen. Damit kämpft die Medemstadt gegen die Plastikflut.
Wird Otterndorf die erste Festlandskommune, die der Aktion "Plastikfreie Küste" beitritt? Inseln in Ost- und Nordfriesland haben sich bereits unter dieser Dachmarke zusammengefunden. Sie wollen damit ein Bewusstsein für die Meeresmüllproblematik schaffen und mit konkreten Maßnahmen die Vermüllung von Meer und Umwelt eindämmen.
Hintergrund ist ein ernsthafter: Jedes Jahr gelangen nach Schätzungen der Umweltorganisation BUND weltweit etwa zehn Millionen Tonnen Müll in die Meere, davon mehr als dreiviertel aus Plastik. Es werde durch Flüsse eingetragen oder gelange an der Küste in die Meere. In der Deutschen Bucht fänden sich derzeit auf einem Quadratkilometer Meeresboden durchschnittlich elf Kilogramm Müll. Auf 100 Meter Strand seien im Schnitt knapp 400 Müllteile. Und darin sind der Eintrag durch Mikroplastik zum Beispiel durch Kosmetik, Hygieneartikel und Kleidung noch nicht mal eingerechnet.
Umdenken gefordert
Um der zunehmenden Vermüllung der Meere zu begegnen, fordern Umwelt- und Naturschützer ein Umdenken im Umgang mit Plastik. Auch Otterndorf hat sich aufgemacht, plastikfreier zu werden.
Der Vorstoß inform eines CDU-/FDP-Antrages, sich der Initiative "Plastikfreie Küste" anzuschließen, traf zwar auf Wohlwollen des Stadtrates, muss allerdings zunächst in den zuständigen Ausschussgremien weiter beraten werden. Über derartige Absichtserklärungen hinaus sind vom Stadtrat bereits Fakten zur Eindämmung von Plastik geschaffen worden. Einen ersten Schritt haben die Ratsmitglieder einstimmig beschlossen. Otterndorf verpflichtet sich mit der Verwaltung und Einrichtungen, soweit es geht, Kunststoffprodukte und Verpackungen aus Plastik zu meiden sowie ein Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement voranzutreiben.
Stadtdirektor Harald Zahrte beschrieb, dass sich Otterndorf auf den Weg der Umsetzung der Plastikvermeidung gemacht habe. So gebe es zum Beispiel Recup-Mehrweg-Kaffeebecher in der Touristinfo oder der Spiel- und Spaßscheune. Wie die weiteren Schritte allerdings im Einzelnen aussehen, darüber gibt es noch politischen Abstimmungsbedarf zwischen den beiden Fraktionen. Zwar ist man ganz offensichtlich gar nicht weit auseinander, doch in Einzelheiten entzündete sich auf der Stadtratssitzung eine muntere Debatte, etwa über Sinn oder Unsinn der Einführung der nebenberuflichen Stelle eines Umweltbeauftragten oder Schaffung eines neuen Umwelt- und Klimaausschusses, wie von der SPD beantragt. Auch diese Thematik wird weiter in den Gremien besprochen - ebenso wie der Beitritt zur Initiative "Plastikfreie Küste"! des BUND. Das Thema Plastikmüll und Vermeidungsstrategien bleibt im Nordseebad auf der Agenda.
Lapsus auf der Sitzung
Bedarf scheint gegeben. Deutlicher kann ein Ausdruck kaum sein, dass das Bewussstsein für die Problematik doch noch nicht überall angekommen ist: Pikanterweise geschah in der Sitzung nur wenige Minuten vor diesem Beschluss ein veritabler Lapsus. Anlässlich der Verabschiedung von Maik Schwanemann waren Blumenstrauß und Geschenke in durchsichtiger Plastikfolie verpackt ...
Hintergrund:
Das Projekt "Plastikfreie Küste - Inseln als Startpunkt des Wandels" ist eine gemeinsame Initiative des BUND-Regionalverbandes Ostfriesland, des BUND-Landesverbandes Niedersachsen und des BUND-Meeresschutzbüros. Dafür sind drei konkrete Maßnahmen ausgearbeitet.
Mehrweg statt Einweg: Mehrweglösungen für Coffee-to-go, Take-away und Strandgastronomie sollen aufgezeigt und mit lokalen Partnern umgesetzt werden.
Plastikbewusste Ferienunterkünfte: Nach Vorbild des Projekts "Plastikfrei-wird-Trend" auf Föhr sollen Gästen Möglichkeiten der Müllvermeidung präsentiert werden. So können Ferienwohnungen beispielsweise mit wiederbefüllbaren Trinkflaschen, Mehrwegbehältnissen für Picknick sowie Gemüsenetzen für den Einkauf ausgestattet werden, sodass im Urlaub weniger Plastikmüll entsteht.
Unverpacktes Einkaufen: In Zusammenarbeit mit dem örtlichen Einzelhandel und anderen Akteuren sollen Möglichkeiten des unverpackten Einkaufens geschaffen werden.