EU-Finanzspritze für das Otterndorfer Gasthaus "Zur Schleuse"?
OTTERNDORF. Die Eigentümer des mehr als 300 Jahre alten Gasthauses "Zur Schleuse" in Otterndorf hoffen bei der Sanierung auf EU-Unterstützung.
Immer stärker nagt die Zeit an der Bausubstanz des alten Gasthauses "Zur Schleuse". Die mehr als 300 Jahre alte, seit neun Jahren leer stehende Schankwirtschaft bedarf dringend einer umfangreichen Sanierung. Die Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes hoffen jetzt auf Europa: Gibt die EU eine Finanzspritze?
Es ist eines der ältesten und meist fotografierten Häuser in Otterndorf: Die Gaststätte "Zur Schleuse" könnte ein Juwel in der historischen Gebäudeschar der Stadt Otterndorf sein. Stattdessen steht es seit fast zehn Jahren leer und bietet von Jahr zu Jahr einen immer traurigeren Anblick. Viele Otterndorfer, Urlauber und Tagesgäste wünschen sich ein neues Leben für das außergewöhnliche Baudenkmal. Auch die Eigentümer, die Familie Thimm aus Nordleda, wollen das. Es gibt dabei aber einen Haken: Es fehlt - noch - an Geld.
Fördertopf ziemlich leer
Deshalb warben Frauke und Mark Thimm jetzt bei der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Hadler Region um Unterstützung. Das Gremium, das über EU-Fördergelder aus dem Leader-Programm berät und entscheidet, hat in dieser Förderperiode bereits viele Projekte auf den Weg gebracht. Das bedeutet: Der Fördertopf ist schon ziemlich leer. Ob die "Schleuse" in dieser Periode noch berücksichtigt werden kann oder ob andere Projekte den Vorzug erhalten, entscheidet sich in einer der nächsten LAG-Sitzungen. Beim jüngsten Treffen ging es zunächst einmal um die Vorstellung des Projekts.
Frauke und Mark Thimm setzten bei ihrer Präsentation auf Emotionen: "Wir lieben alte Häuser. Es wird so viel abgerissen und verschandelt. Das ist nicht gut. Mit jedem alten Haus, das abgerissen wird, verschwindet ein Stück baulicher Kultur."
Das Ehepaar hat die "Schleuse" 2017 gekauft und will das alte Gasthaus - in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde - wieder in Schuss bringen. Geplant ist, die Immobilie zweizuteilen - in einen Teil mit (Ferien)-Wohnung sowie einen gastronomischen Bereich. "Für uns ist es wichtig, Altes mit Neuem zu verbinden", erklärte Mark Thimm. Konkret bedeutet das: Die "Außenhülle" des Gebäudes bleibt erhalten und wird mit alten Materialien rekonstruiert. Auch im Inneren werden traditionelle Stoffe und Arbeitsweisen Verwendung finden. So wird beispielsweise mit Stroh gedämmt und mit Lehm verputzt. "Dabei werden wir die Innenarchitektur in einen spannungsreichen Kontrast setzen", erläuterte Frauke Thimm. Geplant sind ein modernes, offenes Raumkonzept und eine teiloffene Küche.
Regionale Produkte
Apropos Küche: Bei der künftigen gastronomischen Ausrichtung wollen die Thimms auf regionale Produkte und Anbieter setzen. "Das kann die Kaffeerösterei oder auch der Bauer um die Ecke sein." Das Paar sammelt alte Rezepte aus der Region, die dann - modern aufbereitet - im Gasthaus "Zur Schleuse" angeboten werden sollen. Damit keine Nahrungsmittel im Müll landen, werden übrig gebliebene Waren "zu feinen Mitnahmeprodukten" verarbeitet.
Die Mitglieder der LAG-Gruppe nahmen die Präsentation wohlwollend zur Kenntnis. Harald Zahrte, Bürgermeister der Samtgemeinde Land Hadeln und Moderator der Sitzung, sagte zur Möglichkeit einer Leader-Förderung: "Der Zug rollt schon. Wir müssen schauen, ob wir noch aufspringen können."
LAG unterstützt Schützenvereine
Die Lokale Aktionsgruppe Hadler Region hat in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, drei weitere Projekte mit EU-Mitteln zu unterstützen.
Die Schützenvereine in der Hadler Region haben große Probleme, ihre Anlagen - unter Berücksichtigung aller Vorschriften - auf den modernsten Stand zu bringen. Eine Abfrage der LAG hat ergeben, dass 30 Vereine Leader-Fördermittel in Anspruch nehmen möchten. Der Gesamtbedarf liegt bei etwa 1,5 Millionen Euro. Das übersteigt das Leader-Budget um ein Vielfaches. Dennoch will die Gruppe die Vereine mit Finanzspritzen unterstützen. Konkrete Informationen dazu gibt es bei einer Infoveranstaltung am Mittwoch, 8. Juli, 17 Uhr, in den Otterndorfer Seelandhallen, zu der die Schützenvereine eingeladen sind.
Es ist für Hemmoor eines der weitaus größten Projekte der vergangenen Jahre: der Neubau eines "multifunktionalen Bürgerhauses". Für die Licht-, Audio- und Präsentationstechnik des geplanten Baus gewährte die LAG-Gruppe eine Leader-Zuwendung von knapp 93 000 Euro.
Die historische Ostedeichroute soll im Bereich Neuhaus ertüchtigt werden. Konkret geht es um die vier Deichübergänge, die barriereärmer gestaltet werden sollen. Dafür wurden Leader-Mittel in Höhe von circa 30 000 Euro in Aussicht gestellt.