
EWE: Auch die Stadt hat nicht hingeguckt
Es ist ein Schock für EWE. Die Abrechnungspanne bringt das Tochterunternehmen EWE Wasser GmbH in eine wirtschaftliche Schieflage, die nur durch das Eingreifen der Konzerns in Oldenburg zu korrigieren ist.
Hinzu kommt der Imageschaden. Wie kann es sein, dass ein so schwerer Abrechnungsfehler, der den Bürgern zu hohe Abwassergebühren eingebrockt hat, über so viele Jahre nicht auffällt? Hier war auf jeden Fall Fahrlässigkeit im Spiel. Immerhin steht EWE jetzt zu der Panne und hat glaubhaft versichert, die Angelegenheit bereinigen zu wollen. Die Flucht nach vorn war richtig.
Fragen muss sich auch die Stadt Cuxhaven gefallen lassen. Sie verfügt über Finanzabteilungen, die eigentlich im Bilde darüber sein sollten, ob die vertraglichen Vereinbarungen mit EWE eingehalten werden. Hier müssen Fakten auf den Tisch. Denn die Stadt hat über all die Jahre ebenso wenig hingeguckt wie die Geschäftsleitung der EWE Wasser GmbH. Insofern ist es schon sehr gewagt, wenn Oberbürgermeister Ulrich Getsch jetzt seinen "Unmut" über EWE äußert und die Verlässlichkeit des Dienstleisters hinterfragt. Nach Lage der Dinge befinden sich Getsch und die Stadtverwaltung selbst ist in einem Erklärungsnotstand.
Die 9,3 Millionen Euro, die EWE zu viel kassiert hat, sollen bald auf den Konten der Stadt Cuxhaven eintreffen. Über die Verwendung des Geldes kann es keine zwei Meinungen geben: Die Verbraucher in Cuxhaven haben die berechtigte Erwartung, dass ihnen zu viel gezahlte Gebühren erstattet werden. Ein wenig nebulös wirkt in diesem Zusammenhang die Stellungnahme des Oberbürgermeisters, der erklärte, dass es eine "intensive gebührenrechtliche Überprüfung der vergangenen Jahre" geben müsse. Stadt und Kommunalpolitik wären gut beraten, wenn sie erst gar keine Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie zuallererst die Haushalte und Betriebe im Blick haben. Es dürfte spannend werden, wie die Verwaltung das Thema abwickeln wird, wenn die Verbraucher jetzt auf ihre Ansprüche pochen.