
EWE: Jahrelang zu viel Geld für Abwasser kassiert
CUXHAVEN/OLDENBURG. Die Panne ist ein wirtschaftlicher Tiefschlag für die EWE Wasser GmbH. Es geht um 9,3 Millionen Euro, die das Unternehmen an die Stadt Cuxhaven zurückzahlen muss. Hier sind alle Verbraucher betroffen.
Die EWE Wasser GmbH, die in der Ems-Weser-Elbe-Region zahlreiche Kläranlagen betreibt, hat in den vergangenen Jahren für die Reinigung von Abwasser deutlich zu viel Geld von der Stadt Cuxhaven kassiert. Es geht um eine Summe von 9,3 Millionen Euro. Das erklärte Urban Keussen, Vorstandsmitglied der EWE AG in Oldenburg, gegenüber den Cuxhavener Nachrichten. "wir haben die Stadt über diesen Mangel bei der Berechnung der Entgelte informiert", so Keussen. Das Geld werde EWE an die Stadt zurückzahlen. Keussen erklärte weiter, dass die Abrechnungspanne bei internen Überprüfungen aufgefallen sei. Betroffen sind alle Betriebe und Haushalte in Cuxhaven, die an die Cuxhavener Kläranlage angebunden sind - denn die Kommunen legen die Kosten für die Abwasserentsorgung über Gebühren auf die Verbraucher um. Inwieweit Haushalte und Betriebe in Land Hadeln betroffen sind, war zunächst nicht zu klären. Die Abwässer etlicher Verbraucher aus der Samtgemeinde fließen in die Kläranlage in Cuxhaven.
"Wir entschuldigen uns"
"Wir entschuldigen uns in aller Form bei der Stadt Cuxhaven und den Bürgern für diesen gravierenden Fehler", erklärte Keussen gegenüber den CN. Man sei jetzt um Transparenz bemüht. Derzeit werde die Panne intern aufbereitet. Für die EWE Wasser GmbH ist es ein wirtschaftlicher Tiefschlag. Die Summe, die es zurückzuzahlen gilt, übersteigt das durchschnittliche Jahresergebnis der EWE Wasser GmbH um das Dreifache. Die Konzernmutter EWE AG in Oldenburg müsse in die Bresche springen, erklärte Keussen.
Das EWE-Vorstandsmitglied bestätigte, dass derzeit auch die Verträge der EWE Wasser mit anderen Kommunen überprüft werden. Bisher gebe es aber noch keine Hinweise darauf, dass die EWE Wasser auch mit anderen Städten und Gemeinden die Kosten zu hoch abgerechnet habe. Mit einem Ergebnis der Überprüfungen sei Ende des Jahres zu rechnen, hieß es am Freitag. EWE Wasser betreibt insgesamt 13 Kläranlagen im Nordwesten - unter anderem auch in Westerstede, Jever oder Fredenbeck. Verbraucher dürften auf Rückzahlungen pochen. In der Frage, inwieweit und wann die zu erwartende Erstattung an die Gebührenzahler durchgereicht wird, hat sich die Stadt noch nicht positioniert: Man kenne einen Teil des von der EWE dargelegten Sachverhaltes, sei aber noch nicht in vollem Umfang im Bilde, hieß es aus dem Rathaus, wo beide Seiten bereits am Donnerstag zu einem Krisengespräch zusammengekommen sein sollen.
Gebührenrechtliche Überprüfung
In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber den Cuxhavener Nachrichten hob Cuxhavens Oberbürgermeister Dr. Ulrich Getsch immerhin hervor, dass die fehlerhafte Berechnung eine "intensive gebührenrechtliche Überprüfung der vergangenen Jahre" zur Folge haben müsse. Er habe "seinen Unmut gegenüber EWE Wasser sehr deutlich gemacht", so Getsch - zumal das Unternehmen bislang stets ein sehr verlässlicher Partner der Stadt Cuxhaven gewesen sei.
Laut Vertrag resultieren die Entgelte, die EWE Wasser gegenüber der Stadt Cuxhaven für die Abwasserreinigung erhebt, unter anderem aus einer Kapitalkostenpauschale, die die Stadt an EWE Wasser zu entrichten hat. EWE ist vertraglich verpflichtet, diese Pauschale alle fünf Jahre dem aktuellen Kapitalzins anzupassen, der in den vergangenen Jahren stetig gesunken ist. Die Anpassung hat EWE Wasser lediglich für Neuinvestitionen vorgenommen, nicht aber für Anlagen, die das Unternehmen im Jahr 2003 von der Stadt Cuxhaven übernommen hat.
Von Felix Weiper und Kai Koppe
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