Die vier Retter Andy Dendorfer (24), Jürgen Badenius (50), Bart Kuijer (61) und Mentor Vocaj (32), v.l., aus der Nachbarschaft am Lamstedter Kornblumenkamp mit der von ihnen genutzten Leiter. Foto: Lange
Die vier Retter Andy Dendorfer (24), Jürgen Badenius (50), Bart Kuijer (61) und Mentor Vocaj (32), v.l., aus der Nachbarschaft am Lamstedter Kornblumenkamp mit der von ihnen genutzten Leiter. Foto: Lange
Gesellschaft

Flammen in Lamstedt: Das sind die vier Retter

26.04.2019

LAMSTEDT. Dramatische Szenen spielten sich bei dem Feuer im Kornblumenkamp in Lamstedt ab (wir berichteten). Unsere Zeitung traf die vier Retter.

Hätte es nicht eine beispiellose Hilfsbereitschaft aus der Nachbarschaft gegeben, wäre der Wohnungsbrand für die dreiköpfige Familie unter schlechten Umständen vielleicht sogar tödlich verlaufen.

Die vier Männer, die an der Rettungsaktion direkt beteiligt waren, sehen ihr couragiertes Handeln als Selbstverständlichkeit an. Sie würden jederzeit wieder so vorgehen. Neben dem Lüdingworther Andy Dendorfer (24), der seine Schwester in Lamstedt besucht hatte - er ist im ersten Bericht als alleiniger Retter beschrieben worden -, zählen auch der Installateur Jürgen Badenius (50), der Niederländer Bart Kuijer (61) und Mentor Vocaj (32) aus dem Nachbarhaus dazu.

Die vier Männer haben nicht lange überlegt, obwohl keiner von ihnen einer Feuerwehr oder irgendeiner anderen Rettungsorganisation angehört. Ihr Einsatz war spontan und er hat sich mehr als ausgezahlt.

Aufmerksam wurden Mentor Vocaj und Jürgen Badenius, als zwei zehnjährige Mädchen, die mit ihren Inlinern die Straße entlangrollten, das Feuer entdeckt hatten. Sie gaben sofort zu Hause Bescheid und Vocaj und Badenius eilten zu dem Wohnhaus. Zur gleichen Zeit bemerkten Andy Dendorfer und Bart Kuijer das Feuer. Die vier Männer erfuhren durch Zurufe, dass sich noch drei Personen in der brennenden Wohnung befänden. Sofort wurden Feuerwehr und Rettungsdienst alarmiert. Doch darauf konnten die vier nicht warten.

Unterdessen rief ein 13-jähriger Junge seiner Mutter zu, dass es im Nachbarhaus brenne. Die Frau nahm sofort telefonisch Kontakt zu der 41-jährigen Bewohnerin auf, die um Hilfe rief.

Dann entdeckte Andy Dendorfer zusammen mit Mentor Vocaj den 16-jährigen Sohn der Frau im zweiten Obergeschoss am Dachfenster. Sie riefen dem Jungen zu, dass er aus dem Fenster klettern solle. Das tat er und rutschte auf den Dachpfannen nach unten. Dendorfer und Vocaj versuchten, den Jugendlichen aufzufangen. Doch der fiel so schnell vom Dach, dass er auf dem Pflaster aufschlug. Dendorfer konnte gerade noch verhindern, dass er sich am Kopf verletzte. Vocaj nahm den Verletzten auf den Arm und brachte ihn aus der Gefahrenzone. Während dieser Aktion hatte Jürgen Badenius gerade eine Leiter von zu Hause geholt und war mit Bart Kuijer zur Hinterseite des Hauses geeilt. Hier stieg die Mutter aus einem Dachfenster und gelangte über die Leiter auf sicheren Boden.

An der Rückseite rief Andy Dendorfer auch dem zehnjährigen Sohn zu, er solle ebenfalls aus dem Fenster klettern und auf den Dachpfannen nach unten rutschen. Der 24-Jährige fing den Jungen unten glücklich auf.

Jetzt war noch der Hund in der brennenden Wohnung, wie die Frau den Männern sagte. Ein Versuch von Bart Kuijer, über ein Dachfenster ins Haus zu gelangen, scheiterte aufgrund des starken Qualms.

Die inzwischen eingetroffenen Feuerwehren gingen mit schwerem Atemschutz ins Haus und konnten tatsächlich auch noch den Hund unverletzt aus der Wohnung retten.

Fragezeichen gibt es noch bei dem schwer verletzten 16-jährigen Sohn, der nach wie vor im Elbe Klinikum in Stade liegt. Die Mutter und der jüngere Sohn sind gesundheitlich wohlauf. Die vier Männer, die für ihren Mut viel Anerkennung erfahren haben, sorgen sich jetzt vor allem darum, wie es für die Familie, deren Wohnung vom Feuer zerstört worden ist, weitergeht. Vor allem wünschen sie sich, dass sich der 16-Jährige schon bald wieder erholt.

Von Jürgen Lange

Einen Bericht über das Feuer gibt es hier.

Eine Zusammenfassung der Reaktionen im Internet gibt es hier.

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