Thomas Bullwinkel ist seit November 2016 Bürgermeister der Stadt Otterndorf. Foto: Mangels
Thomas Bullwinkel ist seit November 2016 Bürgermeister der Stadt Otterndorf. Foto: Mangels
Interview

"Für mich ist der Mehrwert für Otterndorf entscheidend"

von Christian Mangels | 17.02.2019

OTTERNDORF.Ausdauer und Durchhaltevermögen bringt er als Langstreckenläufer mit. Eigenschaften, die Thomas Bullwinkel (CDU) als Otterndorfer Bürgermeister gut gebrauchen kann. Der 47-jährige Holzkaufmann hat das Bürgermeisteramt im November 2016 übernommen.

"Und es macht mir nach wie vor großen Spaß", sagt Bullwinkel. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt Bullwinkel auf die großen Herausforderungen der Medemstadt.

Herr Bullwinkel, wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken: Wie ist 2018 gelaufen für Otterndorf?

Es war ein schönes Jahr. Der Sommer war spitze, die Ferienhäuser waren voll und die Urlauber glücklich. Mit allerlei Veranstaltungen - vom Tortenwettbewerb bis zum Stadtpicknick - haben wir den 20. Geburtstag des Nordseebads Otterndorf gefeiert. Es gab aber auch ein Problem: Durch die Trockenheit der Sommermonate sank das Wasser im Badesee so weit ab, dass wir Sorgen hatten, dass die Fische sterben. Die Feuerwehr hat uns glücklicherweise geholfen. Und dann waren da ja noch die großen Bauprojekte: Am Medembogen haben die ersten Bauwilligen damit begonnen, ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Die ersten ziehen jetzt ein.

Das Baugebiet "Am Medembogen" ist ein gutes Stichwort. An der Schleusenstraße und in anderen Straßen Otterndorfs beschweren sich immer mehr Anwohner über den Bauverkehr. Hat man das Problem unterschätzt?

Die Schleusenstraße ist eine Hauptverkehrsstraße. Das bedeutet, dass dort Verkehr fahren darf und kann. In einer Sackgasse oder Spielstraße ist es naturgemäß weniger. Die größte Sorge der Anwohner ist ja, dass sie bei einer Erneuerung der Straße mitzahlen müssen. Dafür müssen wir eine Lösung finden. Im niedersächsischen Landtag wird ja gerade über eine Abschaffung der Straßenausbaubeiträge diskutiert, in Bayern wurden sie bereits abgeschafft. Meiner Meinung nach sollte es eine allgemeine Steuer für Straßenerneuerungen geben, denn die Allgemeinheit nutzt die Straßen ja auch. Wir haben in Otterndorf einige Straßen, die eigentlich erneuert werden müssten, die Hindenburgstraße zum Beispiel. Der Catharinenweg wird gemacht, dort sind die Anwohner auch nicht begeistert, dass sie an den Kosten beteiligt werden.

Durch das neue Wohngebiet nimmt der Verkehr in Otterndorf und speziell auf der Schleusenstraße zu. Hätte man nicht rechtzeitig über eine zweite Anbindung zum Baugebiet nachdenken müssen?

Wo sollen wir das machen? Ich sehe da keine geografische Möglichkeit. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass es lange Autoschlangen von Bäcker Schröder bis zur Schillerstraße geben wird. Das wird sich verteilen.

Blicken wir auf 2019. Was sind die großen Herausforderungen für Otterndorf in diesem Jahr?

Neben dem Baugebiet "Am Medembogen" sind das sicherlich der Umbau und die Sanierung der Otterndorfer Grundschule. Das ist eines der größten Bauprojekte in der Samtgemeinde Land Hadeln. Es gibt da noch einige offene Fragen: Wie genau soll umgebaut werden? Wo bleiben die Kinder während der Umbauphase? Wir werden eine vernünftige Lösung für alle finden - für die Kinder, die Eltern und Lehrer.

Sind Sie für eine separate Hortlösung oder sollte der Hort in die Schulräume gehen?

Es gab einen Architektenwettbewerb, bei dem eine gute Lösung für den Hort gefunden wurde, das passt ins Stadtbild. Ich finde die separate Hortlösung toll, aber vielleicht sollten wir zunächst einmal davon ausgehen, dass der Hort in der Schule bleibt. Der Neubau könnte dann später kommen. Man muss ja auch beachten: Die Grundschule ist ein Samtgemeinde-Projekt, der Hort wird aus dem Stadthaushalt bezahlt. Wir wollen das Beste für die Schüler und Lehrer, das hat Priorität.

Otterndorf ist nicht nur ein beliebter Wohn- und Urlaubsort, sondern auch eine Einkaufsstadt. Aldi baut neu, Lidl will sich ebenfalls vergrößern. Es gibt Edeka, Rossmann und Penny. Braucht Otterndorf trotzdem noch einen Vollversorger?

Die Bünting-Gruppe mit ihren Combi-Märkten ist ja schon seit mehr als zehn Jahren daran interessiert, sich in Otterndorf niederzulassen. Wir müssen schauen, ob es passt. Bekommen wir einen Vollversorger oder nur einen erweiterten Discounter? Bringt Combi weitere Geschäfte, etwa Ernsting's family oder das Dänische Bettenlager, mit? Nur ein weiteres Lebensmittelgeschäft brauchen wir nicht.

Zum Thema Einkaufen gehört auch der Wochenmarkt. Was ist denn dran an dem Gerücht, dass die CDU/FDP-Gruppe den Wochenmarkt vom Kirchplatz auf den Parkplatz am Norderwall verlegen will?

Ganz klar, der Kirchplatz ist ein schöner Platz, aber wir haben dort jeden Freitag eine Sperrung und an der Schulstraße ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Die Frage ist ja auch, ob die Einzelhändler in der Innenstadt von dem Markt profitieren? Einige freuen sich sicherlich, andere sagen aber auch, dass sie an diesem Tag weniger verkaufen. Das Thema ist aber noch weit weg. Wir haben keinen entsprechenden Antrag in der "Pipeline". Zunächst einmal geht es nur darum, den Parkplatz am Norderwall anders zu strukturieren, um dort die Möglichkeit für Veranstaltungen zu schaffen.

Eng verbunden mit dem Kirchplatz ist auch das Café Brüning. Dass die Stadt als Pächter eingestiegen ist, wurde von der SPD und Teilen der Bevölkerung kritisiert. Können Sie diese Kritik verstehen? Sollte sich die Stadt aus dem Wirtschaftsleben nicht heraushalten?

Die CDU/FDP-Gruppe ist generell kein Freund davon, Märkte zu unterstützen. Aber was wäre passiert, wenn wir diesen Weg nicht gegangen wären? Mal angenommen, Familie Brüning hätte die Immobilie verkauft und dort wären Wohnungen reingekommen. Glauben Sie, dass hätten die Bevölkerung, die Urlauber oder die benachbarte Parfümerie gut gefunden? Wir wollten das nicht. Auf dem Kirchplatz soll es weiterhin Kaffee, Kuchen und Eis geben. Ich glaube nicht, dass es reichen würde, wenn die Stadt einen Verkaufswagen aufstellt. Das Café Brüning erhöht die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. Also sind wir als Vermittler aufgetreten. Ich wette mit Ihnen: Hätten wir es nicht gemacht, wäre die Kaffeehausbetreiberin Ulrike Wolf nicht nach Otterndorf gekommen.

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Christian Mangels

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