Auch als beinharter Libero hatte Hans-Wilhelm Jacobsen akrobatische Rettungsaktionen. Wie hier bei einem Spiel des CSV auf der Kampfbahn. Foto: Archiv
Auch als beinharter Libero hatte Hans-Wilhelm Jacobsen akrobatische Rettungsaktionen. Wie hier bei einem Spiel des CSV auf der Kampfbahn. Foto: Archiv
Fußball

Fußball-Legende aus Cuxhaven war als harter Hund gefürchtet - und heute?

von Jan Unruh | 23.02.2022

CUXHAVEN. Noch immer steht Hans-Wilhelm Jacobsen gern auf dem Fußballplatz in Cuxhaven, schon lange nicht mehr als Spieler, sondern als interessierter Zuschauer. Der Sport hat das Leben von "Jäcki", wie er liebevoll genannt wird, geprägt. Der mittlerweile 83-Jährige war früher einer der besten Kicker der Region - und hat so einiges miterlebt.

Hans-Wilhelm Jacobsen schwelgt gerne in Erinnerungen. Sein persönliches Archiv ist voll mit alten Fotos und Zeitungsberichten. In den 50er- und 60er-Jahren war "Jäcki", wie er liebevoll genannt wird, einer der besten Fußballspieler der Region - und auf dem Platz von seinen Gegenspielern gefürchtet. "Ich war schon ein harter Hund", sagt der heute 83-jährige Cuxhavener mit einem breiten Grinsen. Jacobsen erinnert sich exemplarisch an ein Spiel seines Cuxhavener Sportvereins gegen den Lokalrivalen Eintracht Cuxhaven. Im Spiel habe er sich die Hand gebrochen, aber dennoch weitergespielt. "Am Ende haben wir auch gewonnen", sagt er.

Früh angefangen

Das ist nur eine von vielen Anekdoten, die "Jäcki" Jacobsen parat hat. Die meisten drehen sich um seine Leidenschaft: Fußball. Seit früher Kindheit jagte Jacobsen dem runden Leder nach. Meist nach der Schule auf dem Schlackeplatz hinter der Gorch-Fock-Schule. Dort wurde er auch "entdeckt" vom damaligen Platzwart und Betreuer des CSV Otto Rose. Er lotste ihn in die Knabenmannschaft des Vereins. Es sollte der Beginn einer erfolgreichen Karriere sein. Sein Debüt in der Herrenmannschaft des CSV feierte "Jäcki" im Jahr 1957 - damals in der Amateur-Oberliga. Teilweise sahen sich mehrere tausend Zuschauer die Spiele des CSV auf der Kampfbahn an. Der talentierte Kicker weckte schnell Begehrlichkeiten bei höherklassigen Mannschaften.

Wechsel in die 2. Liga

Im Jahr 1964 wechselte Jacobsen zum damaligen Regionalligisten (2. Liga) Bremerhaven 93. An seinen ersten Einsatz kann er sich noch ganz genau erinnern. Es war ein Testspiel auf dem berühmten Zollinlandplatz ("Zolli") gegen Groningen. Er begann auf der Position des rechten Läufers, wurde dann aber schnell als Libero eingesetzt. Seitdem war der Posten des letzten Mannes nur noch für ihn besetzt. "Jäcki" wurde schnell zum Leistungsträger - trotz des Spagats zwischen Fußball, Familie und Beruf. Als einer der wenigen Spieler war Jacobsen voll berufstätig, wurde jeden Tag nach dem Schichtende als Maschinenschlosser bei der Standortverwaltung in Nordholz zum Training abgeholt. "Nur montags war frei", erinnert sich der 83-Jährige. Das sei schon eine Belastung gewesen, zumal er zu dem Zeitpunkt bereits verheiratet war und zwei Kinder hatte. Das dritte Kind war unterwegs. Jacobsen bekam alles unter einen Hut, spielte weiter in Bremerhaven - auch weil es sich finanziell gelohnt habe. "Viele haben mir das damals nicht gegönnt", sagt Jacobsen. Es gab viele Neider. Doch "Jäcki" blühte in Bremerhaven auf, genoss die Zeit in vollen Zügen. "Das war eine ganz tolle Kameradschaft", sagt er. Vier gute Jahre hatte er beim damaligen Zweitligisten. Er erinnert sich gerne zurück an diese Zeit, hat mit vielen ehemaligen Spielern auch noch regelmäßigen Kontakt.

CSV im Herzen

Einer von ihnen ist Egon Coordes, der nach seiner Zeit in Bremerhaven unter anderem für Werder Bremen und den VfB Stuttgart spielte und in den 80ern Co-Trainer des FC Bayern München war. Noch immer gibt es Treffen mit der Traditionsmannschaft der 93er. Das letzte fand vor rund sechs Jahren statt. Nach der Zeit in Bremerhaven kehrte Jacobsen dann Ende der 1960er-Jahre nach Cuxhaven zurück - zu seinem "Herzensverein CSV", wie er selbst sagt. Dort ließ er seine Karriere langsam ausklingen, wurde vom Verteidiger zum Stürmer. Und erzielte das ein oder andere Tor für die Cuxhavener - vornehmlich mit dem Kopf. Das Kopfballspiel war eine seiner größten Stärken. Jeden Tag während seiner aktiven Karriere verbrachte er ein paar Minuten am Kopfballpendel.

Diamantene Hochzeit in diesem Jahr

Beeindruckend war sein Ehrgeiz. Er war ein Spieler, der immer voranging, sich für nichts zu schade war und dadurch hohes Ansehen bei seinen Mannschaftskollegen genoss. "Ich habe viele Freunde allein durch den Fußball kennengelernt", sagt "Jäcki". Auch wenn er auf dem Platz keine Freunde kannte. Er war ein Kämpfer. Das haben seine Gegenspieler teilweise schmerzhaft zu spüren bekommen. "Nach dem Spiel war aber alles wieder vergessen", so Jacobsen schmunzelnd. Bis zum Ende der 1980er-Jahre kickte Jacobsen noch in der Altherren-Mannschaft des CSV. Seitdem sieht man ihn nur noch als Zuschauer auf den Fußballplätzen der Stadt Cuxhaven. Aber auch das werde weniger. Die Familie steht seit vielen Jahren an erster Stelle. Mit seiner Frau Hildegard ist er in diesem Jahr 60 Jahre verheiratet, hat drei Kinder und drei Enkelkinder. Auf sie alle ist Hans-Wilhelm Jacobsen besonders stolz. "Wir haben ganz viel Glück", sagt er. Das denkt er rückblickend auch über sein Wirken als Fußballspieler. Er erinnert sich gerne an eine tolle Zeit zurück - mit vielen unvergesslichen Momenten ...

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Jan Unruh

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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