Der Wocheneinkauf wird auch bei Discountern wie beim Aldi immer teurer - dieser Wagen ist 110,90 Euro Wert. Die App smhaggle soll beim Sparen helfen. Foto: Bohlmann-Drammeh
Der Wocheneinkauf wird auch bei Discountern wie beim Aldi immer teurer - dieser Wagen ist 110,90 Euro Wert. Die App smhaggle soll beim Sparen helfen. Foto: Bohlmann-Drammeh
Praxistest

Gestiegene Lebensmittel-Preise: Hilft eine App beim Sparen in Cuxhaven?

03.05.2022

CUXHAVEN. Lebensmittel werden teurer, Aldi hat gerade die Preise erhöht - Corona, Ukraine, Inflation, am Ende merkt es der Verbraucher am Geldbeutel. Die App Smhaggle verspricht da jetzt Abhilfe. Mit Hilfe der Anwendung soll der Benutzer beim Wocheneinkauf deutlich sparen können. Ist das wirklich so? Ein Selbstversuch.

Der Versuch startet beim Download der App, die für Android und Apple-Telefone verfügbar ist. Nachdem das geschafft ist, wirkt die App auf den ersten Blick wie ein Blick auf die Börse - nur dass über den Preiskurven noch Fotos von Produkten angezeigt werden. Deren Preisentwicklung wird jeweils über Pfeile, ähnlich der Kursschwankungen auf dem Börsenparometer nachempfunden, dargestellt. Bevor Preise verglichen werden können, bittet die App den Nutzer um die Standortdaten, wo man einkaufen möchte. Dann werden alle Läden angezeigt, von denen die App über aktuelle Preisinformationen verfügt. Ausgewählt werden kann nach Postleitzahlen. Für die Stadtmitte Cuxhavens, also die Postleitzahl 27474 und einen Umkreis von 2,5 Kilometern zeigt die Anwendung elf Märkte an: Drei mal Aldi Nord, einmal Edeka, zwei Mal Lidl, zwei Mal Penny sowie die Drogeriemärkte dm und Rossmann.

Nicht alle Märkte existieren in Cuxhaven

Und schon hier zeigt sich die erste Tücke der Spar-App: Die groß auf der Startseite angepriesenen Sonderangebote mit den grün abfallenden Preiskurven, die besonders günstige Preise zu bieten haben, sind nur zur Hälfte in "meinem Einkaufsort" wie die App Cuxhaven betitelt erhältlich: Drei von sechs Angeboten gibt es nur in Märkten wie Hit oder Globus, die in Cuxhaven nicht existieren.

Einkaufsliste braucht Geduld

Auf der Startseite der App kann man sortiert nach Kategorien - etwa Brot und Aufstrich oder Frische und Kühlung nach Angeboten suchen. Alternativ können für jeden Händler die Angebote angezeigt werden - das ist noch kein großer Unterschied zum Werbeprospekt, von der Papierersparnis mal abgesehen.

Unter dem Reiter Einkaufsliste kann der User ebendiese erstellen - allerdings braucht er dafür ziemlich viel Geduld oder die exakte Marken- und Produktbezeichnung sowie die Menge, die er kaufen möchte.

Preisvergleich mit der App

Eine Alternative ist, den Wocheneinkauf beim ersten Mal wie gewohnt im Stammsupermarkt durchzuführen und hinterher die Preise zu vergleichen. Die Autorin dieses Textes hat das so gemacht. Insgesamt hat der Wocheneinkauf am Donnerstag für eine Familie mit Kleinkind (also entsprechendem Bedarf an Pampers, Feuchttüchern und Milch) inklusive teurer Sachen wie Waschpulver, Kaffee und Spülmaschinentabs 110,90 Euro gekostet.

Deutliche Preisunterschiede bei einzelnen Produkten

Wieder zu Hause folgte dann der Vergleich mit der App und die erste Erkenntnis: Aldi-Eigenmarken sind nur schwer mit ähnlichen Produkten vergleichbar. So kostet zum Beispiel das 3er-Pack Baby Feuchttücher sensitiv (á 80 Stück) beim Aldi 2,75 Euro. Sensitiv Babyfeuchttücher der dm-Eigenmarke kosten hingegen laut App 1,89 Euro, allerdings ist das der Preis für ein einzelnes Pack mit nur für 80 Stück.

Auch die Preise für Obst- und Gemüse sind schwer vergleichbart, weil es sich selten um die exakt gleichen Produkte handelt.

Ersparnis durch anderen Supermarkt errechnet

In vier Fällen findet die App aber tatsächlich deutliche Preisunterschiede: So kostet das Bund Lauchzwiebeln bei Aldi 0,79 Euro, bei Penny hingegen nur 0,59 Euro. Der größte Preisunterschied zeigt sich beim Pesto Genovese von Barilla mit satten 1,50 Euro (Aldi: 3,29 Euro, Penny: 1,99 Euro). Auch Iglo Fischstäbchen (15 Stück) sind bei Penny für 2,19 Euro deutlich günstiger zu haben, als im Aldi (3,69 Euro). Insgesamt wären 4,01 Euro Ersparnis möglich, wenn bestimmte Produkte beim Penny gekauft worden wären und nicht beim Aldi.

Discounter oft günstig

Bei anderen Produkten hat hingegen Aldi deutlich die Nase vorn, Beispiel Persil Universal Waschpulver: Da bietet der Discounter gerade die Riesenpackung für 130 Wäschen für 19,99 Euro an, Edeka hat ebenfalls die Großpackung für 100 Wäschen im Angebot, allerdings für 21.99 Euro, also satte zwei Euro mehr bei deutlich weniger Produkt.

Einkaufsapp sehr zeitaufwendig

Der Preisvergleich per App entpuppt sich allerdings als ziemlich zeitaufwendig: Der Preisvergleich von insgesamt 21 Produkten dauert eine gute Stunde, weil die App lange nach den Produkten sucht und nicht immer sofort das richtige findet. Einmal gefunden, kann der Kunde das Produkt dann aber über ein Symbol auf seine Einkaufsliste setzen und hat es für den nächsten Einkauf gespeichert.

Öffnet man jetzt die Einkaufsliste, zeigt sie dem Kunden an, welcher Markt das bestimmte Produkt gerade am günstigsten anbietet. Im Fall unseres Selbstversuches war Aldi Nord, bis auf einige wenige Ausnahmen, schon der günstigste Anbieter. Die Fahrt zum Penny hätte vier Euro Ersparnis gebracht - lässt man die zusätzlichen Spritkosten und den Zeitaufwand einmal außen vor.

Fazit zum Einkauf mit App

Smhaggle ist eine Ergänzung für alle, die gerne viel Zeit in den Preisvergleich stecken möchten oder Schnäppchenangebote machen möchten. Bei einzelnen teuren Produkten wie Waschpulver oder Kaffee kann sie hilfreich sein. Aber der Nutzer muss seine Standortdaten teilen, um die App voll nutzen zu können und eine gute Internetverbindung aufweisen, sonst dauert die Produktsuche sehr lang. Völlig außer Acht lässt die App die zusätzlichen Spritkosten, die durch die Fahrt zu verschiedenen Märkten entstehen.

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