Voller Körpereinsatz: Für CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh war es die erste Zumba-Stunde in seinem Leben. Foto: Kolbenstetter
Voller Körpereinsatz: Für CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh war es die erste Zumba-Stunde in seinem Leben. Foto: Kolbenstetter
"Sportlich von A bis Z"

Grazil geht anders: CN/NEZ-Sportredakteur beim Zumba in Cuxhaven

von Jan Unruh | 26.02.2020

CUXHAVEN. Aus, Schluss, vorbei - die alphabetische Reise durch die vielfältige Sportwelt im Cuxland geht mit dem heutigen Beitrag zu Ende. Beim Buchstaben Z holt CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh im Rahmen der Serie "Sportlich von A bis Z" noch einmal alles aus sich heraus.

Er tanzt Zumba. Eine Mischung aus Aerobic und Tanzen. Bei schwungvoller lateinamerikanischer Musik kommt er ziemlich bald ins Schwitzen und merkt ebenso schnell, wodran es am meisten bei ihm hapert - nämlich an Taktgefühl und Koordination.

Plötzlich geht es los. Die Musik setzt ein, die weiblichen Teilnehmer des Zumba-Kurses formieren sich und auf einmal wird getanzt. Ich stehe inmitten der tanzenden Frauen und bin etwas perplex. Erst einmal aufwärmen? Schritte einstudieren? Fehlanzeige. Es geht von Null auf Hundert. Ich fühle mich sichtlich unwohl in dem spiegelbehangenen Saal, verzweifele schon bei den einfachsten Schrittfolgen. Als dann die Arme und Hüften auch noch im Takt bewegt werden sollen, bin ich gänzlich raus. Schon beim ersten Lied verschränke ich die Arme in den Seiten und schaue mich staunend um. Rund 20 Frauen tanzen auf engstem Raum um mich herum. Taktgeber und Lehrerin ist Songül Junge. Sie ist seit über zehn Jahren Fitness-Trainerin und seit 2011 darf sie sich auch Zumba-Instructor nennen. Das scheint sie auch wörtlich zu nehmen. Sie peitscht ihre Tanzgruppe ordentlich an - auch mich. Klatschen, Seitschritte nach rechts, Seitschritte nach links, laszive Hüftbewegungen und vieles mehr. Die Choreografie des ersten Tanzes hat es bereits in sich. Dachte ich jedenfalls. "Das war erst der Anfang", sagte sie, nachdem das Lied zu Ende war in meine Richtung.

Ab diesem Zeitpunkt realisiere ich deutlich, in welch verzwickter Situation ich gerade stecke. Ich fühle mich wie ein Fremdkörper, das fünfte Rad am Wagen. Tanzerfahrung habe ich keine, wenn man mal vom Standard-Tanzkurs nach dem Konfirmationsunterricht vor 20 Jahren absieht. Keine optimalen Voraussetzungen für die Zumba-Stunde. Um ehrlich zu sein: Das war mir vorher nicht so richtig bewusst. Sei es drum, nun heißt es Zähne zusammenbeißen und durch.

Und es wird im Verlaufe der Stunde auch etwas besser. Zumindest versuche ich nun, einfach mitzumachen, denke nicht so sehr über meine ungelenken Bewegungen inmitten der tanzenden Schar von hoch motivierten Frauen nach. Die Choreografie sitzt natürlich trotzdem nicht. Jedes Mal, wenn ich die Bewegungen einigermaßen verstanden habe und teilweise umsetzen konnte, war das Lied zu Ende und neue Songs mit neuen Tanzabläufen folgten. "Es wäre auch schlimm, wenn du gleich alles kannst. Dann hab ich irgendwas falsch gemacht", sagt Trainerin Songül Junge zwischendurch zu mir. Das ermuntert mich nur bedingt. Zumindest die sportliche Seite dieses Selbstversuchs wird bedient, denn ich gerate ins Schwitzen. Und zwar ordentlich. Pausen gibt es während des einstündigen Workouts nur wenige.

Grazil ist was anderes

Ein Latino-Lied jagt das nächste. Und Vortänzerin Songül fordert weiter Höchstleistungen von mir und meinen Mitstreiterinnen. Die Frauen um mich herum liefern ab, ich tapse weiter etwas unbeholfen auf der Tanzfläche herum. Selten kam ich mir so wenig grazil vor. Taktgefühl und Koordination fehlen mir komplett. Das weiß ich, lasse diese Gedanken aber nicht groß an mich heran und bewege mich einfach so gut es geht zum Takt der Musik. Mir bleibt auch nichts anderes übrig. Aufgeben ist keine Option. Das würde Songül Junge wahrscheinlich auch nicht zulassen. Sie spornt durch ihre lebendige Art zum Weitermachen an. Als Mastertrainer wird sie für Workshops in Deutschland und im Ausland gebucht. Fast jeden Tag leitet sie Kurse im Zumba-Zentrum in der Grandauerstraße in Cuxhaven. Zumba ist ihre Leidenschaft. Das merkt man schnell. Ihre gute Laune steckt an. Selbst ich fange irgendwann an, Spaß zu haben. Und das soll schon etwas heißen.

Mit einem ruhigeren Lied und eingängigeren Bewegungen wird die Zumbastunde dann beendet. So schnell wie diese begonnen hat, ist sie schließlich auch zu Ende. Mein Fazit: Wer Zumba als Hausfrauensport abtut, hat wahrscheinlich noch nie eine Stunde absolviert. Zumba fordert Geist und Körper gleichermaßen, ist facettenreich, macht definitiv Spaß und ist vor allem eines: schweißtreibender Sport.

Zumba:

Der kolumbianische Fitnesstrainer Alberto Perez berichtet auf seiner Website, er habe in den 1990er-Jahren bei einem von ihm geleiteten Aerobic-Kurs die Musikkassette vergessen. Damit der Kurs nicht ausfiel, bediente er sich der einzigen ihm verfügbaren Musik - der Kassetten aus seinem Auto. Diese enthielten traditionellen Latin Salsa und Merengue, weshalb er improvisieren musste und den Kurs zu diesen für die Kursteilnehmer ungewohnten Rhythmen leitete. Zumba war geboren.

Zumba ist eine Mischung aus Aerobic und überwiegend lateinamerikanischen Tanzelementen. Zumba arbeitet dabei jedoch nicht mit dem Auszählen von Takten, sondern folgt dem Fluss der Musik. Im Gegensatz zur klassischen Aerobic gibt es bei Zumba keinen pausenlos durchgehenden Beat und die Bewegungen sind nicht standardisiert. Stattdessen erhält jedes Lied passend zu seiner Charakteristik und zum Tanzstil eine eigene Choreografie.

Mittlerweile gibt es neben der grundlegenden Zumba-Variante viele spezialisierte Zumba-Programme für jeweils unterschiedliche Zielgruppen.

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Jan Unruh

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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