Günter Meyer: Der Lüdingworther Kutscher
LÜDINGWORTH. Günter Meyer aus Lüdingworth ist Pferdemann durch und durch. "Ich konnte eher reiten, als Fahrrad fahren", sagt der 73-Jährige, der in Nordleda auf einem Bauernhof aufgewachsen ist. Auch das Kutsche fahren wurde ihm in die Wiege gelegt.
Schon frühzeitig trat er in den Hadler Reitclub Altenbruch ein, wo auch sein Vater schon lange Mitglied war. Als junger Mensch ritt und fuhr er für seinen Stammverein auch Turniere, allein dreimal holte er sich die Königswürden beim Ringreiten.
Und bis heute ist er in einer Sparte seines Vereins aktiv, die nicht so sehr für ihre sportlichen Ambitionen bekannt, dafür aber "ein Rückgrat des Vereins" ist, wie Wilhelm Bulle, Ehrenpräsident des Hadler Reitclubs, sie bezeichnet: Die Gruppe "Wanda". Seit genau 40 Jahren gibt es diese Abteilung, die ihren Namen dem einstigen Turnierpferd von Henry Böhack verdankt, der mit seiner Wanda gleich nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich die Farben des Hadler Reitclubs vertreten hat. Die Stute wiederum hatte diesen Namen bekommen, weil ihr damaliger Besitzer, der jetzige Ehrenpräsident des Vereins für Pferderennen auf dem Duhner Watt, die Pferdedame einst als Fohlen in Wanna erworben hatte.
Gruppe für Späteinsteiger
Doch was macht die Gruppe "Wanda" eigentlich? Insbesondere ältere Reiter und Reiterinnen, die "Späteinsteiger" sind oder nach langer Pause wieder anfangen wollen, sind dabei. Bei den "Wandaranern" steht die Geselligkeit im Vordergrund und weniger die Turnierreiterei, erklärt Günter Meyer.
Gründungsvater und erster Übungsleiter war 1979 Wilhelm Bulle, als der aber 1989 Vorsitzender des Hadler Reitclubs wurde, gab er das "Wanda"-Amt 1989 an Klaus Kamps weiter. Nach dessen Tod 2010 übernahm Günter Meyer die Zügel bei den Freizeitreitern. In den Wintermonaten trainiert die Gruppe einmal pro Woche locker in der Halle, anschließend gibt es noch ein gemütliches Zusammensein.
Den Unterricht hat Günter Meyer letztes Jahr aus gesundheitlichen Gründen an Nina Tamm abgegeben, doch für den organisatorischen und geselligen Bereich ist er nach wie vor zuständig. Und das bedeutet, er muss sich um das Essen kümmern: Im Dezember gibt es "Broden Klüten", im Februar Matjes, Aschermittwoch wird Grünkohl serviert, während bei der Tafelrunde zeitgleich eine anständig gereimte Büttenrede vorgetragen wird, und kurz vor Ostern lassen sich alle Spiegeleier schmecken.
In der Sommerpause unternimmt die Gruppe zusammen mit ihren vierbeinigen Freizeitpartnern Ausflüge, darunter nach Neuwerk oder in die Lüneburger Heide. Auch das wird von Günter Meyer organisiert. Und es bereitet ihm großen Spaß. Auf den gelernten Heizungsbauer, der zuletzt 25 Jahre im Technikbereich des Cuxhavener Stadtkrankenhauses gearbeitet hat, möchte aber auch der Unterelbesche Renn-, Reit- und Fahrverein (URRFV) nicht verzichten. Denn seit rund zehn Jahren ist der Lüdingworther dort der Fahrbeauftragte. Seine Aufgabe ist es zum Beispiel, die Fahrgespanne zusammenzustellen, die zum Schauprogramm des Dobrock-Turniers gehören. Und er selbst ist natürlich auch dort unterwegs und kutschiert die Ehrengäste über den Platz.
Privat bietet Günter Meyer auch Fahrten mit der Hochzeitskutsche an. Das bringt ihm deshalb so viel Spaß, weil die meisten Gäste bei diesen Anlässen so fröhlich sind und gute Laune haben, sagt er.
Von Gaby Joppien