Bauer aus Land Hadeln ärgert sich über Wohnmobile - und reagiert
KREIS CUXHAVEN. Es ist auf den ersten Blick eine tolle Idee: Wohnmobilisten können bundesweit kostenfrei bis zu 24 Stunden auf dem Gelände eines landwirtschaftlichen Betriebes verweilen.
Dort erwartet sie neben der Gastfreundschaft der Landwirtsfamilien auch der Einblick in die Produktionsweise und deren Angebot aus eigener Erzeugung. Klingt idyllisch und ist für Reisende mit einem rollenden Dach über dem Kopf verlockend. Denn das Netzwerk an Höfen kann sie deutschlandweit und darüber hinaus von Region zu Region, von Hof zu Hof, vom kleinen Gemüseanbau bis zum Weingut führen. Doch ganz so ideal läuft diese wechselseitige Beziehung zwischen Gastgeber und durchreisendem Gast nicht immer. Das hat zumindest ein Biolandwirt aus der Samtgemeinde Land Hadeln erfahren müssen, der seinen Namen nicht in dieser Zeitung veröffentlicht wissen möchte.
Der Landwirt betreibt einen kleinen Bio-Selbstversorgerhof mit Schafen, Hühnern, Enten, Freilandputen und Galloway Rindern. Außerdem gibt es einen Hofladen, in dem er Selbstgemachtes wie Gemüse und Obst, Eier, Apfelsaft, Eingemachtes und Spezialitäten vom Lamm, von der Pute aber auch Wolle, Felle und handgesponnene Strickwolle vertreibt. Dazu gibt es Schafmilchseife, Lammfelle und Bio-Käse. Und wer möchte, kann auch Frühstück, Abendbrot und Getränke beim Bauern bekommen.
100 Wohnmobile und 10 Euro in der Kasse
Warum diese Aufzählung? "Im Jahr 2021 habe ich 100 Wohnmobile hier gehabt und 10 Euro in der Kasse." Das Thema "Landvergnügen" habe sich für ihn überhaupt nicht ausgezahlt. "Landvergnügen" ist der Betreiber des Netzwerkes, der einen Stellplatzführer mit mehr als 1000 Höfen herausgibt. Das Berliner Unternehmen berechnet 50 Euro für den Führer mit allen verfügbaren Adressen sowie einer Vignette und einem Mitgliedsausweis. Den Preis müssen sowohl die Wohnmobilisten, als auch die gastgebenden Landwirte entrichten. Der Grundgedanke, Urlaubern Einblicke in die Landwirtschaft zu geben, sie an Orte zu führen, die normalerweise nicht zugänglich sind und zudem kleine Erzeuger und Familienbetriebe zum Beispiel mit dem Einkauf im Hofladen zu unterstützen, ist verlockend. Auch eine Liste mit "Benimmregeln" für die Gäste findet sich in dem Stellplatzführer. Nach den Erfahrungen des Hadler Landwirts funktioniert das in der Praxis jedoch selten.
Urlauber mit großen Wohnmobilen geben nichts aus
Er hat sich vor drei Jahren bei "Landvergnügen" angemeldet. Seine Erfahrung: "Je größer das Wohnmobil, desto weniger sind die Leute bereit, einen kleinen Beitrag zu leisten. Sie glauben, alles ist durch den Kauf des Stellplatzführers all inclusive, selbst die Kurtaxe von 2,20 Euro musste ich abführen. Strom und Wasser wird selbstverständlich kostenlos genommen. Es wird nichts gekauft, nicht mal ein Euro für den Futterkasten ist übrig", klagt der Landwirt. Und fährt fort: "Und wenn die Satellitenschüssel auf dem Dach keinen Empfang bekommt, werden diese Leute auch noch frech. Frühmorgens sind sie dann auch meistens schon wieder grußlos verschwunden, weil sie dann zur Fähre nach Schleswig-Holstein wollen. Wir sind für solche Urlauber nur ein Zwischenstopp." Beschwerden darüber bei "Landvergnügen" seien versandet, hätten nichts gebracht.
Andere Landwirte hätten ähnliche Erfahrungen gemacht, berichtet der Hadler Bio-Bauer. Mindestens einer habe sich aus dem Programm zurückgezogen. Er selbst taucht nur noch deshalb in dem Führer auf, weil "Landvergnügen" ihm auch für dieses Jahr die Kosten für das dicke Heft berechnet habe, ohne dass er damit einverstanden gewesen wäre.
Nur noch kleine Wohnmobile auf dem Hof
Aber der Landwirt hat jetzt seine Konsequenzen aus den negativen Erlebnissen gezogen. "Ich lasse nur noch Wohnmobile und kleine Camper mit weniger als 3,5 Tonnen Gewicht auf den Hof." Schon im Telefongespräch bei der Anmeldung merkt er, ob es für ihn passt oder nicht. "Ich hatte in diesem Jahr sechs kleine Wohnmobile auf dem Hof. Die waren alle sehr nett und waren auch an unseren Produkten und unserer Arbeit mit den Tieren sehr interessiert." Eine Fortsetzung des Angebotes, seinen Hof über das "Landvergnügen" vermitteln zu lassen, kann sich der Hadler aber eher nicht vorstellen.