Der Lockdown im Frühjahr hat den Autoumschlag bei der BLG einbrechen lassen. Trotz späterer Erholung bleibt es in der Jahresbilanz bei einem Rückgang um 26 Prozent. Luftfoto: Scheer
Der Lockdown im Frühjahr hat den Autoumschlag bei der BLG einbrechen lassen. Trotz späterer Erholung bleibt es in der Jahresbilanz bei einem Rückgang um 26 Prozent. Luftfoto: Scheer
Wirtschaft

Hafen in Bremerhaven: Corona-Pandemie bremst den Umschlag aus

30.12.2020

BREMERHAVEN. Für den BLG-Autoterminal ist es ein denkwürdiges Jahr. Erstmals seit 2011 ist der Fahrzeug-Umschlag unter die Zwei-Millionen-Marke gesunken.

"Wir gehen aktuell von 1,6 Millionen aus", sagt BLG-Sprecherin Julia Wagner. Beim Containerumschlag gibt es noch keine vorläufige Bilanz für das Jahr 2020.

Zwischen 2011 und 2019 hatte man sich daran gewöhnt, dass am Ende eines Jahres im Kaiserhafen mehr als zwei Millionen Autos über die Rampen der Autotransporter gefahren worden sind.

Die Umschlagzahlen schwankten zwischen 2,1 und 2,3 Millionen Fahrzeuge. Im vergangenen Jahr waren es 2,16 Millionen. Der Einbruch auf 1,6 Millionen Autos bedeutet für dieses Jahr einen Verlust von etwa 26 Prozent.

Damals die Bankenkrise

So einen Einbruch erlebte der Autoterminal zuletzt in der Wirtschaftskrise 2009/2010. Damals rutschte der Umschlag auch unter die Zwei-Millionen-Marke. 1,2 Millionen Autos wurden nur noch umgeschlagen, nachdem die Wirtschaft im Zuge der Bankenkrise eingebrochen war. Auch in diesem Jahr war eine Krise für die Entwicklung verantwortlich. Die Corona-Krise. "Insbesondere der Lockdown unserer Automobilkunden im März und April hat uns stark getroffen", sagt Wagner. Im Sommer erholte sich das Geschäft dann wieder. "Seit den Sommerferien registrieren wir Anzeichen der Besserung und verstärkte Exporte in den asiatischen Raum, vor allem nach China", erklärt die BLG-Sprecherin.

Das Containerumschlagunternehmen Eurogate hat anders als die BLG auf Nachfragen zu den Zahlen nicht reagiert. Auch das Hafenressort veröffentlicht seit dem Sommer nicht mehr seine monatlichen Umschlagstatistiken. Auf Nachfrage gab es beim Hafenressort am Freitag zumindest die Umschlagzahlen für das dritte Quartal. Demnach wurden von Januar bis September 3,469 Millionen Standardcontainer (TEU) an der Stromkaje umgeschlagen. Das bedeutet einen Verlust von 6,9 Prozent. Unklar ist, ob sich das Ergebnis im Oktober und im November tendenziell eher verbessert oder verschlechtert hat.

Auf Kurzarbeit verzichtet

Anders als die BLG hatte Eurogate in diesem Jahr auf Kurzarbeit verzichtet. Dennoch sprach die Eurogate-Geschäftsführung, als sie im November vor der Belegschaft den Sparkurs begründete, von einem hohen einstelligen Verlust in Bremerhaven und von einem Ergebnisrückgang um 77 Prozent.

Seit über 20 Jahren werden eigentlich die vorläufigen Hafenzahlen bei der Landespressekonferenz von den Hafenunternehmen und der Politik vorgestellt. Jetzt wurde erstmals diese Pressekonferenz abgesagt, und zwar "in Absprache mit den Verantwortlichen des Ressorts und der Hafenwirtschaft". Sie soll im Frühjahr kommenden Jahres nachgeholt werden. Als Grund benennt das Hafenressort die Beschränkungen durch Corona.

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"Trotz der teilweisen Erholung des Welthandels seit dem Sommer konnten die massiven Ladungsverluste aus der ersten Jahreshälfte nicht kompensiert werden", sagt Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) zu den Umschlagzahlen. Sie blickt dennoch optimistisch nach vorn: "Ich bin mir sicher, dass die Kernbereiche unserer Häfen, der Container- und Automobilumschlag, wieder die Chance bekommen zu wachsen." In Hamburg sind die Zahlen für das dritte Quartal längst veröffentlicht worden. 6,3 Millionen TEU bedeuten einen Rückgang von 9,9 Prozent. Rotterdam verzeichnete einen Rückgang von 4,7 Prozent. Antwerpen blieb mit minus 0,2 Prozent auf Vorjahresniveau.

Ein intensives Jahr

Bremenports-Chef Robert Howe blickt auf ein arbeitsreiches Jahr für die Hafengesellschaft mit ihren fast 400 Mitarbeitern. Die Westkaje gegenüber der Lloyd Werft wurde fertiggestellt. Mit mehreren Dockschleusungen konnte gezeigt werden, dass auch große Schiffe, die länger als 300 Meter sind, ins Hafenbecken gelangen. So können sich die Werften neue Kunden erschließen.

Die Arbeit wird nicht ausgehen. Das Land Bremen investiert viel Geld. Die Columbuskaje wird erneuert, die Nordmole sowie die Heisekaje im Fischereihafen auch. Die Projekte betreut Bremenports. Zudem hat der Senat die Ertüchtigung der Stromkaje beschlossen, damit sie künftige große Containerbrücken trägt. Auch hier wird Bremenports die Planungen übernehmen. Die Versorgung von Schiffen im Hafen mit Strom wird ebenfalls ein Thema sein.

Von Klaus Mündelein

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