Norbert Schepergerdes (2.v.l.) qualifizierte sich 1991 im Altmühltal für die Polizei-Europameisterschaft im Crosslauf. Foto: privat/CNV-Archiv
Norbert Schepergerdes (2.v.l.) qualifizierte sich 1991 im Altmühltal für die Polizei-Europameisterschaft im Crosslauf. Foto: privat/CNV-Archiv
Leichtathletik

Herausragender Läufer aus Cuxhaven: Was macht eigentlich Norbert Schepergerdes?

von Frank Lütt | 09.02.2022

CUXHAVEN. Der Cuxhavener Norbert Schepergerdes war über viele Jahre der überragende Langstreckenläufer in der Region. Er startete für den Cuxhavener SV und den MTV Lüdingworth, gewann für die Polizei sogar Edelmetall.

Obwohl Norbert Schepergerdes schon als Kind gerannt ist wie kaum ein anderer, das Laufen war nicht der Sport, der ihn wirklich lockte. Er wurde aber auch nicht dafür motiviert. Sein Ausnahmetalent hätte spätestens seinem Lehrer am Gymnasium in seiner Geburtsstadt Meppen auffallen müssen. Schepergerdes überrundete seine Schulkameraden, doch der Lehrer förderte lieber einen Jungen, der im gleichen Volleyball-Verein war. "Ich habe das Laufen aber auch nicht als Sport für mich erkannt", berichtet der heute 59-Jährige.

Talent bei Polizei gefördert

Erst in seiner Ausbildung bei der Polizei in Oldenburg wurde das Potenzial erkannt. Bei der Landesmeisterschaft im Crosslauf wurde er auf Anhieb Dritter. "Dann haben die mich erst mal mit ins Trainingslager mitgenommen. Dabei hatte ich gar keinen Bock zum Laufen", schildert Schepergerdes, wie er förmlich zu seinem Glück gezwungen wurde. Er reifte schließlich zu einem der schnellsten Gesetzeshüter Europas heran.

1982 nach Cuxhaven gezogen

Im Jahr 1982 wechselte er als Polizeibeamter nach Cuxhaven. Gerd-Heinz Pieper holte ihn gleich in die Trainingsgruppe von Horst Kenzler beim CSV. Ein Dutzend Topläufer waren hier und pushten sich gegenseitig zu Topleistungen. Die auch von der Vorsitzenden Marga Ohse unterstützte Truppe war überall präsent, von 800 Meter bis Marathon.

Bundestrainer meldete sich

Auch der Bundestrainer der Polizei, Erich Vellage, wurde auf den jungen Cuxhavener aufmerksam. So hatte er noch mehr Möglichkeiten, unter bester Anleitung zu trainieren. "Das hätte ich dann sogar während meiner Dienstzeit machen können. Das habe ich aber nicht, denn ich wollte nie, dass jemand anderes meine Arbeit machen muss", erklärt Schepergerdes.

Erst CSV, dann MTV

Vereinsmäßig folgte dann ein Wechsel, vom CSV ging es zum MTV Lüdingworth. "Es gab Entscheidungen, mit denen man einigen Unrecht getan hat", räumt Schepergerdes in diesem Zusammenhang ein, aber: "Es war aber bei beiden Vereinen sehr schön." MTV-Vorsitzender Ewald Kremer war begeistert von der Idee, eine schlagkräftige Lauftruppe im Verein aufzubauen. Schepergerdes hat unter anderem mit Maik Schwanemann, Georg Scharf, Bernd Loddeke, Reinhard Roloff, Joachim Hübner, Dirk Albers und Detlef Hellmers bei Straßenläufen ganz viele Podestplätze abgesahnt. Lüdingworth war in dieser Zeit sogar einmal Mannschafts-Landesmeister im Halbmarathon. Und der Verein nutzte auch das Know-how von Schepergerdes. So war er damals Konditionstrainer der Landesliga-Fußballspieler. Neben den tollen Ergebnissen für seine beiden Sportvereine wies der Läufer auch Top-Platzierungen für seinen Arbeitgeber vor.

EM-Bronze in Florenz

Herausragend für Schepergerdes waren die Erfolge bei der Polizei. So erinnert er sich gern an den 4. Dezember 1994 zurück, als er in Italien am Florenz-Marathon teilnahm. In diesem Rahmen wurde gleichzeitig die Polizei-Europameisterschaft ausgetragen. Er belegte im Gesamtklassement den 14. Platz, bei der Polizei-EM wurde er Dritter, gewann also die Bronzemedaille. Nach 2:22:57 Stunden kam er ins Ziel; diese Zeit ist heute noch Kreisrekord. Schepergerdes hält im Cuxland auch noch andere Bestmarken über Langstrecken. Schepergerdes hat insgesamt achtmal an Europameisterschaften der Polizei teilgenommen Aber auch bei der Polizei-WM durfte er starten. "Das war in Athen auf der Ursprungsstrecke, die es echt in sich hat. Die ersten zwanzig Kilometer ging es bergan, die letzten zehn Kilometer ging es bergab - aber es ging dann auch nicht wirklich schneller." Mit der Zeit von 2:28:32 Stunden war der Cuxhavener unter dieser Bedingungen mehr als zufrieden. "Drei Wochen später ging der Sieg beim offiziellen Athen-Marathon für 2:31 Stunden weg."

 Niederlage in Potsdam

Bei allen Höhen im Sport gab es auch Tiefen, aber "zum Glück bin ich von Verletzungen verschont geblieben", fügt er an. "Meine größte Niederlage habe ich 1992 in Potsdam erlebt", berichtet Schepergerdes von der DM in der Altersklasse M30 über 10 000 Meter, und weiter: "Ich führte eine Runde vor Schluss und hatte vier bis fünf Meter Vorsprung. Meine Schlussrunde lief ich in 58 Sekunden." Eigentlich ein Schlussspurt, der in dieser Altersklasse besonders stark ist, aber: "Dann bin ich noch abgekocht worden und wurde Dritter."

Dreifacher Familienvater

Dass er so viel Zeit investieren konnte in seinen Sport, verdankte er seiner Familie, seinem Dienstherren und seiner Vereine, allerdings war das elementare Kriterium für seinen Erfolg sein unbändiger Wille und seine Bereitschaft zu einem enormen Trainingspensum. "Die Quälerei wollen viele Sportler heute nicht mehr", blickt Schepergerdes kritisch auf den Nachwuchs allgemein. Der dreifache Familienvater meint damit aber nicht seine Sprösslinge. Die seien alle sehr sportlich und ehrgeizig.

Sportliche Kinder

Tochter Janne sorgte in der Leichtathletik für starke Laufzeiten, die beiden Söhne Mirko und Ole spielen gemeinsam in der ersten Fußballmannschaft von Rot-Weiss Cuxhaven. Zwei der drei Kinder sind übrigens beruflich auch in Papas Fußstapfen getreten. Mirko und Janne sind beide auch bei der Polizei. Norbert Schepergerdes ist von Cuxhaven aus nach einer Zwischenstation in Oldenburg dann 2017 zum Kommissariat Geestland gekommen.

Neue Leidenschaft Radfahren

Hier ist der Erste Polizeihauptkommissar Chef von gut 70 Mitarbeitern. Den etwa 35 Kilometer langen Weg zur Arbeit legt er in den warmen Monaten auch gern mit seinem neuen Sportgerät zurück, nämlich mit seinem Rennrad. Obwohl er keine Wettkämpfe mehr bestreitet, trainiert er heute noch täglich, den einen Tag Laufen, den nächsten Tag Radfahren. Das mit dem Rennradfahren findet ansonsten meistens zuhause auf der Rolle statt. "Dann fahre ich virtuell gegen andere richtige Etappen, bei denen es ordentlich zur Sache geht", berichtet er von seiner neuen Leidenschaft. Aber für das Laufen hat er kürzlich einen neuen Motivationsschub erhalten. Anfang Dezember erblickte mit Paul der erste Enkel das Licht der Welt. "Ich habe mir schon eine Jogger-Karre besorgt. Dann geht's los wie damals."

Italien umrunden

Pläne für seinen in ein paar Jahren kommenden Ruhestand hat Schepergerdes übrigens auch schon: "Dann werde ich zusammen mit einem Kumpel Italien mit dem Rennrad umrunden."

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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