Schon beim Aufwärmspiel bekommt CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh die Härte des Handballsports hautnah zu spüren. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Foto: Lütt
Schon beim Aufwärmspiel bekommt CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh die Härte des Handballsports hautnah zu spüren. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Foto: Lütt
Selbstversuch

In die Mangel genommen: CN/NEZ-Sportreporter beim Handball in Altenwalde

von Jan Unruh | 16.10.2019

CUXHAVEN. Die Sportart ist schnell, körperbetont und torreich - Handball. Für unsere Serie "Sportlich von A bis Z" wagte CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh den Selbstversuch und trainierte bei den Handball-Herren des TSV Altenwalde mit. 

Neben den schweißtreibenden Aufwärmübungen, den Wurfversuchen und den anspruchsvollen Spielformen machte ihm vor allem eines zu schaffen: der harzige Kleber an Händen und Ball.

Vor mir steht die berühmt berüchtigte Dose. Fast jeder Spieler greift rein. Mein skeptischer Blick bleibt nicht verborgen. "Komm schon, schmier dir auch etwas an die Hände", höre ich aus dem Hintergrund. Gesagt, getan. Ich verreibe den klebrigen Harz an meinen Händen und dann am Ball. Es fühlt sich komisch an. Der Vorteil: Auch mit meinen kleinen Händen habe ich den Handball fest im Griff. Der Nachteil: Ich habe ihn so fest im Griff, dass ich das Gefühl habe, der Ball klebt jetzt für immer an meiner Hand. Es ist das erste Mal, dass ich mir Backe, so nennen es die Handballer, an die Hände schmiere. Kein Wunder, es ist ja auch das erste Mal, dass ich überhaupt Handball spiele. Nach einigen Minuten gewöhne aber auch ich mich langsam aber sicher an die klebenden Pfoten. Zumindest scheint es so. Die ersten Pässe zu meinen Mitspielern sagen etwas anderes. Zu hoch, zu kurz, zu lasch - das Werfen und Passen gestaltet sich schwieriger als ich dachte. Beim Aufwärmspiel bleibt der Ball mal an der Hand kleben, mal fliegt er in hohem Bogen an meinem Mitspieler vorbei. Macht nichts. Ich habe ein gutes Team erwischt. Meine Schwächen werden kompensiert und wir gewinnen das erste Spielchen mit 4:0. Ziel war es, den Handball in einen kleinen Kasten zu legen. Ein wichtiger Sieg, denn die Strafe für die Verlierer folgt sogleich - 15 Liegestütze. Glück gehabt.

Intensives Aufwärmen

Doch das Lächeln im Gesicht sollte mir dann schnell vergehen, denn das war erst der spielerische Anfang eines intensiven Aufwärmprogramms - für mich zumindest. Sprintübungen - vorwärts, rückwärts, seitwärts - in allen Variationen. Altenwaldes Trainer Daniel Schnautz verlangt seinen Spielern einiges ab. Das ist auch dringend nötig, denn Handball ist intensiv. Die nötige Fitness ist eine wichtige Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. Und das sind die Altenwalder. Nach den ersten vier Spieltagen stehen sie mit vier Siegen an der Tabellenspitze der Landesklasse.

Während ich nach dem Aufwärmprogramm mit der Frage "Hast du schon geduscht?" konfrontiert werde, sind dem Rest des Teams die eben erlittenen Strapazen überhaupt nicht anzusehen. Sei es drum, denn in den nächsten Minuten sollte es weniger kraftraubend, sondern eher technisch anspruchsvoll werden. Endlich mal aufs Tor werfen, dachte ich mir. Erst zum Warmmachen der beiden Keeper Raphael Schriefer und Alex Rudolph, dann auch, um das Tor zu treffen. Erste Erkenntnis: Werfen ist nicht meine Stärke. Das liegt nicht mal wirklich am Harz, sondern eher an einer bescheidenen Technik. Schriefer und Rudolph verlangen meine Würfe meist nur ein müdes Lächeln ab. Doch auch meine Würfe finden mal den Weg ins Tor. Schriefer erklärt das wie folgt: "Der wirft so komisch. Ich weiß gar nicht wo der Ball hingehen soll." Gut erkannt, das weiß ich nämlich auch nicht. Meine fehlende Handballausbildung wird zum größten Vorteil in diesem Moment. Aber auch wirklich nur in diesem Moment.

Im Abschlussspiel mit Abwehr und Angriff laufe ich eher planlos umher. Meine Mitspieler werfen sich Begriffe wie "Schweden links" oder "Polen rechts" zu. Damit sagen sie die Spielzüge an. Ich verstehe nur Bahnhof. Ist auch nicht schlimm, denn den Ball habe ich nur im Ausnahmefall in der Hand. Und wenn ja, dann ist er schnell wieder bei meinem Nebenmann. Handball sieht auf den ersten Blick einfach aus, ist es aber nicht. "Wenn es einfach wär, würde es ja Fußball heißen." Diesen Satz habe ich an diesem Trainingstag öfter gehört. Und etwas Wahrheit steckt auch dahinter. Verstecken kann man sich beim Handball nicht. Jeder der sechs Feldspieler ist gefordert. Wenn ein Akteur nicht auf der Höhe ist, nutzen die Gegner das meist gnadenlos aus. Ich werde bei meiner Handballpremiere diesbezüglich etwas verschont. Mit letzter Konsequenz geht keiner meiner Gegenspieler zu Werke. Und glücklicherweise bei der Abschlussübung auch nicht Torhüter Alex Rudolph. Tempogegenstöße stehen auf dem Programm. Nach einem langen Pass vom Torhüter quer durch die Halle sind Tore gefragt. Wer nicht trifft, muss noch einmal quer durch die Halle und erneut werfen. So lange bis man trifft. "Das kann manchmal dauern", warnt mich Trainer Schnautz vor der Übung. Er sollte Recht behalten. Nach drei Pfostentreffern laufe ich mit letzter Kraft auf Torhüter Rudolph zu. Der steht zwar im Tor, doch hat spürbar Mitleid mit dem keuchenden Sportredakteur. Ich treffe tatsächlich. Das Training ist vorbei. Ich sacke völlig entkräftet zusammen. Geschafft.

Wissenswertes rund um Handball:

Handball wird im Cuxland an vielen Orten gespielt. Die größten Vereine in der Region sind der TSV Altenwalde und die HSG Land Hadeln (Zusammenschluss des TSV Otterndorf und des TSV Germania Cadenberge). Informationen rund um den Spiel- und Trainingsbetrieb gibt es auf den Internetseiten des jeweiligen Vereins.

Handball-Harz (auch Backe genannt) wird genutzt, um den Ball griffiger zu machen und die Ballkontrolle zu erhöhen. Somit kann im Spiel besser geworfen und gefangen werden. Durch den besseren Grip des Balles sind auch spektakuläre Aktionen wie einhändiges Fangen oder Trickwürfe wie z.B. Dreher möglich. Insgesamt wird das Spiel durch Harz um einiges schneller und spektakulärer.

Mit Handball-Harz spielen in dieser Region nur wenige Mannschaften. In vielen Hallen ist der künstliche Kleber verboten.

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Jan Unruh

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

junruh@no-spamcuxonline.de

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