In Otterndorf wächst Ärger über Bauverkehr
OTTERNDORF. An der Schleusenstraße wächst der Frust über den wachsenden Bauverkehr zum neuen Wohngebiet.
Die Bagger sind im Dauereinsatz, die Häuser wachsen in Windeseile empor: In dem neuen Wohngebiet "Am Medembogen" wird kräftig gebaut. Und genau das ist ein Problem, meint Anwohner Hans-Jürgen Böhm. Denn die schwer beladenen Laster, Trecker und Transporter beschädigen die zum Baugebiet führende Schleusenstraße. Im Otterndorfer Bauausschuss machten Böhm und 80 weitere Anwohner ihrem Ärger Luft. Ihre größte Sorge: Dass sie bei einer Erneuerung der Straße zur Kasse gebeten werden.
In der Stadtscheune mussten zusätzliche Stühle aufgestellt werden, so groß war am Dienstag der Andrang zur Sitzung des Bau- und Altstadtsanierungsausschusses. Neben den Nachbarn aus der Schleusenstraße waren auch Anwohner des Liebeswegs und der Hindenburgstraße gekommen, um auf ihre Probleme mit dem wachsenden Bauverkehr aufmerksam zu machen. "Die Straßenschäden nehmen zu", meinte Hans-Jürgen Böhm, Sprecher der Schleusenstraßen-Anwohner. Der Seitenraum sei an vielen Stellen bereits abgesplittert.
Die Samtgemeinde-Verwaltung sieht das etwas anders: "Wir haben bislang keine gravierenden Schäden feststellen können", sagte Maike Schilling, Leiterin des Fachbereichs Planen, Bauen, Umwelt. Und: Es gebe keine Erkenntnisse darüber, dass bei einer Erneuerung der Straße "unermessliche Kosten" entstehen würden. Die Spurrillen habe es schon vor Beginn der Bautätigkeiten am Medembogen gegeben.
Drei zentrale Fragen brannten den Bürgerinnen und Bürgern unter den Nägeln. Die wichtigste: Wer muss zahlen, wenn die Schleusenstraße irgendwann saniert wird? Sönke Westphal, Dezernatsleiter und Geschäftsführer der Hadelner Baugesellschaft, versicherte: "Bei einer Instandsetzung wird die Stadt für die anfallenden Kosten aufkommen." Vorsorglich habe die Stadt im Zuge der Bebauung am Medembogen eine Instandhaltungsrücklage gebildet.
Mit Video dokumentiert
Sollte es aber irgendwann zu einem Ausbau - also zu einer Grundsanierung und Verbesserung - der Schleusenstraße kommen, wären die Anwohner beitragspflichtig. "Wir gehen aber nicht davon aus, dass ein Ausbau nötig ist", sagte Westphal. Maike Schilling berichtete, dass die Stadt den Zustand der Straße vor den Beginn der Bauarbeiten im neuen Wohngebiet per Video dokumentiert habe.
Hans-Jürgen Böhm trug den Wunsch der Anwohner vor, die Geschwindigkeit auf der Schleusenstraße für den kompletten Verkehr auf 30 km/h zu begrenzen. Bisher gilt diese Regelung nur für Lkw über 7,5 Tonnen. "Wir sind nicht Straßenverkehrsbehörde, sondern der Landkreis Cuxhaven", antwortete Ordnungsamtsleiter Norbert Sadatzki für die Verwaltung. Eine grundsätzliche Tempo-30-Begrenzung sei schwierig durchzusetzen, die Verwaltung will aber auf Drängen der Anwohner einen Versuch starten.
Auf die dritte Frage, ob eine verkehrliche Entlastung der Schleusenstraße, etwa durch eine Umleitung des Bauverkehrs, möglich sei, gab es ein klares Nein.
"Wir alle sind sensibilisiert für das Thema", fasste Malte Hinck (SPD), Vorsitzender des Bauausschusses, die Diskussion zusammen. Politik und Verwaltung wollen die durch den Bauverkehr belasteten Straßen regelmäßig in Augenschein nehmen.