CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh (l.) lässt sich auch von den deutlichen Niederlagen gegen Noah Itgen nicht die Laune verderben. Fotos: Wobser
CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh (l.) lässt sich auch von den deutlichen Niederlagen gegen Noah Itgen nicht die Laune verderben. Fotos: Wobser
Sportlich von A bis Z

Ist E-Sport wirklich Sport? CN/NEZ-Reporter im Selbstversuch an der Konsole

von Jan Unruh | 25.09.2019

KREIS CUXHAVEN. E-Sport boomt. Spieler verdienen mittlerweile ihren Lebensunterhalt damit. Es gibt eine virtuelle Fußball-Bundesliga. Immer mehr Vereine öffnen sich für den digitalen Markt. In unserer Serie "Sportlich von A bis Z" haben wir das Ganze einmal ausprobiert. Unter dem Buchstaben E präsentieren wir E-Sport.

Ein aufkommender Trend, der als richtige Sportart zwar noch nicht anerkannt ist, doch für unsere Serie reicht es. Wir haben das runde Leder gegen den Controller getauscht und tauchten für einige Stunden in die virtuelle Fußballwelt ein.

Sport vor der Konsole - das klingt schon komisch. Und das ist es auch. Fakt ist: Der Olympische Deutsche Sportbund hat kürzlich erst verkündet: E-Sport ist kein Sport. Das hält die Zockerszene aber nicht davon ab, weiter für die Anerkennung ihrer Leidenschaft zu kämpfen. Beliebt sind die Vergleiche mit Schach oder Darts. Fakt ist aber auch, dass E-Sport gerade bei der jüngeren Generation immer mehr an Bedeutung gewinnt. Zudem boomt der Markt. Es geht mittlerweile um viel Geld beim E-Sport. Es werden Weltmeisterschaften ausgetragen, bei denen Millionenbeträge an die Spieler ausgeschüttet werden. Ein guter E-Sportler kann heutzutage einen Teil seines Lebensunterhalts mit dem Zocken verdienen. Einer von ihnen ist der Cadenberger Noah Itgen. Der 18-Jährige ist Profi am Controller. Seine Leidenschaft: das Spiel "Fifa". Im vergangenen Jahr spielte er offiziell für das E-Sport-Team des SV Babelsberg, nun will er den nächsten Schritt in seiner virtuellen Karriere gehen. Im Sommer zog es ihn nach Hamburg. Gestern hat der FC St. Pauli offiziell bekannt gegeben, dass sie Itgen für die kommende Saison unter Vertrag genommen haben.

Für unsere Serie nahm Noah Itgen sich die Zeit, mich in die virtuelle Fußballwelt einzuführen. Um das Ganze hautnah mitzuerleben, forderte ich ihn zum Duell an der Playstation auf. Ich muss zugeben, das Spielen an einer Konsole ist mir nicht neu. Doch ein richtiger Zocker war ich nie. Als ich meine ersten Fifa-Erfahrungen gemacht hab im Jahr 1998, war mein Kontrahent noch nicht einmal geboren. Doch diese Erfahrung bringt mir diesmal rein gar nichts. Die Spielreihe "Fifa" hat sich stetig weiterentwickelt. Die Animationen wirken immer realitätsgetreuer. Meine spielerische Fähigkeit am Controller ist dagegen Ende der 90er stehen geblieben. Und das merke nicht nur ich recht schnell.

Wir suchen uns zwei Mannschaften aus. Ich nehme den FC Barcelona und denke mir, dass Lionel Messi mich schon irgendwie retten wird - so wie der mehrmalige Weltfußballer das Woche für Woche für den richtigen FC Barcelona in der spanischen Liga macht. Um mir eine kleine Chance zu geben, bitte ich Noah, sich eine schwächere Mannschaft auszusuchen. Er willigt ein und spielt mit dem FC St. Pauli. In der Realität eigentlich eine klare Angelegenheit. Doch in der virtuellen Welt gibt es ein Problem: Und das bin ich. Ich muss die Spieler des FC Barcelona, die ihren Hamburger Gegenspielern in allen Belangen haushoch überlegen sind, steuern. Am besten so, dass ich Tore schieße und gewinne. Kurz vor dem Anpfiff bin ich noch optimistisch.

Wenigstens ein Teilerfolg

Ich versuche, mich zu konzentrieren, nachdem Noah mir eine kleine Einweisung in die Bedienung des Controllers gegeben hat. Mein Kontrahent wirkt entspannt. Das ändert sich auch nicht, als das Spiel angepfiffen wird. Ja, meine Spieler sind schneller, technisch besser und physisch stärker. Doch leider sieht man davon überhaupt nichts. Der FC St. Pauli ist spielbestimmend. Einzig Marc-André ter Stegen im Tor meiner Mannschaft ist es zu verdanken, dass es mit einem 0:0 in die Halbzeitpause geht. Ein Teilerfolg. Zur Info: Den Torhüter steuert der Computer größtenteils automatisch. Dennoch bin ich mehr als zufrieden - vor allem mit dem Ergebnis. In Durchgang zwei macht Noah dann aber Ernst. Drei Tore erzielt er gegen mich. Ich gehe mit meiner Mannschaft leer aus. Im ganzen Spiel hatte ich nicht eine richtige Torchance. Sei es drum.

Ich fordere ein zweites Duell. Diesmal soll er sich eine ähnlich starke Mannschaft aussuchen. Und so spielt kurz danach der FC Barcelona gegen Manchester City. Klingt nach einem absoluten Topspiel - jedenfalls in der Realität. An diesem Tag ist es eine ziemlich klare Sache. Nach einem 0:4-Pausenrückstand, kassiere ich eine deftige 0:15-Niederlage. Trotz der spaßigen Runde bin ich ziemlich enttäuscht. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance und konnte mich erneut bei ter Stegen im Tor bedanken, dass es nicht noch klarer wurde. Damit sind die Fronten geklärt.

Für Noah war ich ein nicht ernst zu nehmender Sparringspartner. In ein paar Wochen wird er wieder gegen die besten Spieler Deutschlands in der virtuellen Bundesliga antreten. Auch der Niedersächsische Fußballverband widmet sich demnächst verstärkt dem E-Sport.

Weitere Turnierserie

Nachdem im vergangenen Jahr eine erste Meisterschaft in Barsinghausen stattfand, veranstaltet der NFV nun erneut eine E-Football-Turnierserie. Es ist nur ein Beispiel für den Boom dieser Branche. Ich selbst kann damit nicht viel anfangen. Das Zocken ist eine Spielerei und ein netter Zeitvertreib. Sport ist es aus meiner Sicht nicht. Ein ausgeführter Sport sollte immer in der wirklichen Welt stattfinden - und nicht vor einem Bildschirm mit einer angeschlossenen Spielkonsole. Wollen wir allen Ernstes, dass in den kommenden Jahren das Fußballtraining unserer Kinder vor der Playstation stattfindet und nicht auf einem echten Bolzplatz?

Was ist eigentlich E-Sport?

Die Bezeichnung E-Sport steht für "elektronischer Sport" und wird demnach meist am Computer oder an Spielekonsolen ausgetragen.

Die "Sportler" spielen ein bestimmtes Spiel entweder alleine oder im Team gegeneinander. Die Gewinner erhalten entweder Liga-Punkte oder sind nach dem Turnier-Prinzip eine Runde weiter.

Gespielt werden kann grundsätzlich jedes Spiel, jedoch sind manche Spiele durch ihre Komplexität besonders beliebt und geeignet. Echtzeit-Strategiespiele (Starcraft, League of Legends etc.) und Ego-Shooter (Counter Strike, Quake...) sind die populärsten Disziplinen. Aber eben auch Fußballsimulationsspiele wie Fifa.

E-Sport wird nur in wenigen Ländern (z. B. USA, Brasilien, China, Frankreich) von den etablierten Sportverbänden als Sportart anerkannt. Der Deutsche Olympische Sportbund stuft E-Sport nicht als Sportart ein. Dennoch beherbergen zunehmend auch "traditionelle" Sportvereine und -teams E-Sport-Abteilungen.

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Jan Unruh

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