Vortrag über Frauen und Erfolg

Janina Tiedemann Gast der Landfrauen

01.05.2017

KREIS CUXHAVEN. Bei den Landfrauen Land Hadeln-Cuxhaven sprach UInternehmensberaterin Janina Tiedemann über Frauen und Erfolg. Von Wiebke Kramp

Knapp 75 Frauen wurde Sonnabend mehr als nur ein opulentes Frühstücksbüfett geboten. Die Landfrauen aus Land Hadeln und Cuxhaven erfuhren in Osten in der Osteland-Festhalle von Janina Tiedemann, was Frauen beachten sollten, wenn sie eine verantwortungsvolle Rolle anstreben.

 Die Referentin stammt aus Armstorf, war vier Jahre Landesvorsitzende der Landjugend. Seitdem bestehen enge und gute Kontakte zu den Landfrauen. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften und Internationales Management ist sie heute in Hannover bei „Continental“ als Strategieberaterin tätig. Seit Jahresbeginn hält sie bei den Landfrauen ausbuchte Workshops ab, die Frauen helfen sollen, sich erfolgreicher aufzustellen. Welche Ratschläge sie dabei gibt, verrät sie sie im folgenden Interview:

Sie sind eine beruflich erfolgreiche Frau, wie schafft man das? 

Das wichtigste ist Willenskraft. Sie entscheidet darüber, ob ich am Wochenende ausschlafe oder ein Seminar besuche, ob ich den Kopf in den Sand stecke oder mich durchkämpfe. Auch das eigene Selbstbewusstsein ist von großer Bedeutung. Man kann nur andere überzeugen, wenn man an sich selbst glaubt. Zudem braucht man einiges an Wissen – nicht in erster Linie Fachwissen, sondern Wissen wie Systeme und Spielregeln funktionieren.

Kommen noch berufliche Situationen vor, in denen Männer Sie brüskieren? Was hilft bei dummen Sprüchen? 

Gelassenheit und einfach mitspielen. Ich habe ein paar Jahre als einzige Unternehmensberaterin inmitten von männlichen Beratern gearbeitet. Das härtet ab. In den allermeisten Fällen hauen Männer keine Sprüche raus, um jemanden zu beleidigen, sie sehen es als Spiel und testen so aus, wie ihr Gegenüber reagiert und legen so auch ungeschriebene Hierarchien fest. Wer gelassen und schlagfertig kontert, gewinnt eine Menge. Ich erinnere mich an ein Wortgefecht im Laufe dessen ein Senior-Berater zu mir sagte „Du, ich schlage auch Frauen“ und ich ihm locker antwortete „Du, ich schlage eigentlich gar niemanden, doch wenn du so darum bettelst, mache ich für dich eine Ausnahme“. Das hat mir einiges an Respekt verschafft – und wie gesagt, Männer sehen das als Spiel.

Wieviel Dorf steckt noch in der gebürtigen Armstorferin oder anders gefragt, hat das Aufwachsen auf dem Land Ihnen vielleicht die notwendige Erdung gegeben, sich gut in internationalen Berufswelt zu entfalten? 

Auch nach zehn Jahren Stadtleben fühle ich mich weiterhin als „Dorfkind“. In Armstorf habe ich von klein auf gelernt, wie wichtig ein gemeinsames Miteinander ist und wieviel ich selbst bewegen kann, wenn ich mich einsetze. Ich habe das Gefühl, dass sich immer mehr Menschen schwer damit tun, Verantwortung zu übernehmen. Viele bleiben im Konjunktiv stecken. Wenn jetzt jemand kommt und einfach mal die Dinge umsetzt, ist das ein großer Pluspunkt – egal, ob vor Ort oder in internationalen Konzernen.

Wie sieht denn diese Stärkung aus, die bei den Frauen notwendig ist, um erfolgreicher zu werden? Verraten Sie uns doch bitte einige Tipps? 

Die allermeisten Frauen haben Probleme ihre eigene Leistung und das, was sie können, anzuerkennen. Bevor eine Frau Job oder Posten annimmt, ist sie der Meinung die dafür notwendigen Kenntnisse schon besitzen zu müssen. Männer sind da viel selbstbewusster. Sie fragen sich nicht „Kann ich das alles schon?“, sondern „Kann ich es lernen?“ – und machen einfach, während Frauen noch an sich selbst zweifeln. Im Seminar schauen wir uns an, wie wir es schaffen unseren eigenen Anspruch runter- und unser Selbstbewusstsein hochzufahren, wie Machtstrukturen funktionieren, wie wir nach Außen hin besser wahrgenommen werden und wie wichtig klare Ziele sind.

Wir leben doch in Zeiten einer Bundeskanzlerin und einer Weltbankchefin? Ist es immer noch schwierig Frauen für politische Führungspositionen zu finden? 

Bei einer Veranstaltung kamen ein paar Abgeordnete auf mich zu und sagten „Wir finden keine Frauen für unsere Listen“. Obwohl ich diese Herren sehr schätze, hielt sich mein Mitleid in Grenzen. Ziel sollte nicht sein weibliche Namen auf Listen stehen zu haben, sondern Frauen zu finden, die mitgestalten wollen. Viele Funktionäre sprechen Frauen in gleicher Art und Weise an, wie sie es bei Männern tun, sehen ihre Strukturen als in Stein gemeißelt an und wundern sich, dass sie nur wenige fitte Frauen gewinnen können. Wem es ernst mit der Frauenbeteiligung ist, sollte sich und anderen die Frage stellen: „Welche Kultur benötigt wir, die Männer und Frauen gleichermaßen motiviert sich zu engagieren?“

Was können Frauen Kungelrunden von Männern entgegensetzen? Wie wichtig ist dabei der Aufbau eigener Netzwerke? 

Netzwerke sind extrem wichtig und werden gerade von Frauen unterschätzt. Frauen fokussieren sich oft auf das eigentliche Programm. Bei einer zweitägigen Veranstaltung gehen Frauen am ersten Tag oft bei Zeiten schlafen, um den nächsten Tag fit zu sein. Männer hocken meist bis tief in die Nacht hinein an der Bar und besprechen die „wichtigen Themen“. Am nächsten Tag sind sie zwar etwas hinüber, aber das wichtigste wurde ja schon bei Bier und Kööm geklärt. Wer erfolgreich sein möchte, braucht ein starkes Netzwerk und ein Gefühl dafür, wie man es am besten nutzt.

Spielen auch Kleidung oder Statussymbole eine Rolle, um von Männern ernst genommen zu werden? Haben Sie vielleicht handfeste Ratschläge parat, welche Businesskleidung adäquat ist und ob man als Frau mitspielen sollte in so einem Machtpoker-Schaukampf a la „mein Haus, mein Partner, mein Auto, mein Golfclub, mein letzer Urlaub…“? 

Das Thema Statussymbole führt bei jedem unserer „Er-folg wird weiblich“-Workshops zu heißen Diskussionen. Die meisten Frauen sagen, ihnen seien Statussymbole nicht wichtig. Niemand muss dieses Spiel mitspielen, doch wir sollten uns über die Wirkung bewusst sein. Statussymbole die wir zeigen – oder nicht zeigen–, spielen eine genauso große Rolle, wie unsere Kleidung. Jemandem im Schlabberpulli wird vermutlich weniger Fachkompetenz zugetraut, als jemandem im Hosenanzug. Die Schlabberpulli-Trägerin kann natürlich ihre Fachkompetenz beweisen, doch das kostet Zeit – der Hosenanzug wäre eine Abkürzung. Anderes herum wird jemand im Businesskostüm es schwieriger haben, einem Landwirt eine Maschine zu verkaufen. Es kommt immer auf die Situation an und natürlich darauf, ob es authentisch ist..

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