Jochen Fraatz: Was macht eigentlich der erfolgreichste Sportler Cuxhavens?
CUXHAVEN/NORDHORN. Jochen Fraatz galt zu seiner Glanzzeit als der weltbeste Linksaußen im Handball. Der heute 57-Jährige ist der erfolgreichste Sportler seiner Geburtsstadt Cuxhaven.
Und wie sieht es mit seinem Vater Fritz aus, der ihn schließlich durch die Ausbildung in jungen Jahren auf den Weg gebracht hat? "Mein Vater hat mich in der Jugend trainiert, das ist nicht vergleichbar mit dem Herrenbereich. Ivanescu hat es verstanden, aus mir alles herauszuholen mit seinen Maßnahmen, mit seiner Taktik." Dennoch ist Fraatz seinen Eltern Ursula und Fritz immens dankbar. "Sie haben mich immer unterstützt", betont er, und nach einer kleinen Pause fügt er hinzu: "Meine Eltern haben mich auch nie unter Druck gesetzt. Ich habe immer Lust beim Sport gehabt."
Beim Wachrütteln dieser Erinnerungen schwärmt der heute in Nordhorn lebende Fraatz: "Ich war immer gern in der Halle, ich bin damals in der Rundturnhalle quasi aufgewachsen." Während beispielsweise dort Spiele stattfanden, hat der kleine Jochen ununterbrochen am Rand mit einem Ball gespielt. Die Liebe zum Handball ist ihm aber auch quasi in die Wiege gelegt worden. Vater Fraatz war früher noch auf dem Großfeld Handball-Torwart beim Cuxhavener Sportverein (CSV), seine Mutter glänzte im linken Rückraum. Die Handballspieler des CSV fusionierten später mit dem ATSC zur SG Cuxhaven.
Ein Teenie bei den Herren
Abseits der Sporthallen hatte Fraatz aber auch schon vorgesorgt für das Leben nach dem Sport. Er ist gelernter Sparkassenbetriebswirt. Mit seiner Familie hat er in der Grafschaft Bentheim eine Heimat gefunden. Mit seiner Ehefrau Katja hat er zwei Söhne. Der Nachwuchs ist, wie sollte es anders sein, ebenfalls sportlich. Der ältere Sohn Niklas spielt Fußball, jetzt studienbedingt in der Bezirksliga bei Vorwärts Nordhorn. Er war aber in der U19-Bundesliga für den SV Meppen aktiv. Sein jüngerer Bruder Yannick ist in die großen Fußstapfen des Vaters getreten, hat sich dem Handball verschrieben - und das auch mit großem Erfolg. Der 21-Jährige spielt für den Bergischen HC in der Bundesliga. Der Linkshänder gilt als eines der großen Talente im deutschen Handballsport.
Unterstützung für Kinder
Bei aller Freude über die sportlichen Erfolge seiner Söhne betont Jochen Fraatz aber: "Meine Frau und ich haben es genauso wie meine Eltern damals gehalten. Wir haben nie Druck ausgeübt." Außerdem hätte es auch durchaus ein ganz anderes Hobby sein können für die Kinder: "Wir haben unseren Jungs gesagt, Ihr könnt auch Briefmarken oder Ameisen sammeln, egal was Ihr macht, habt Spaß daran." Dennoch macht es Jochen Fraatz enormen Spaß, seine Jungs beim Sport zu beobachten. So oft es passt, würde er zu den Spielen gehen. Doch das hängt auch von seiner Tagesform ab. Bei dem ehemaligen Weltklasse-Handballspieler wurde im Jahr 2013 Multiple Sklerose diagnostiziert.
Erfolge
Deutscher Meister (1986, 1987, 1989).
DHB-Pokalsieger (1988, 1991, 1992, 2002).
Europacup-Finale der Landesmeister (1988).
Europapokalsieger der Pokalsieger (1989).
Euro-City-Cup (1994).
Silbermedaille bei den Olympischen Spielen (1984).
Bundesliga-Torschützenkönig (1991 mit 207 Toren und 1992 mit 212 Toren, jeweils in der Nordstaffel).
Als Co-Trainer EHF-Pokal (2008).
Besonderheit
Als in einem Bundesligaspiel in der Saison 1986/87 gegen den VfL Gummersbach alle Torhüter des TuSEM Essen nicht einsatzfähig waren, stand Fraatz für 58 Minuten im Tor.
Neue Serie
Die CN/NEZ-Sportredaktion ruft mit ihrer neuen Serie "Was macht eigentlich...?" ehemalige Größen des Sports aus dem Kreis Cuxhaven in Erinnerung. Im ersten Teil ist es der Handballspieler Jochen Fraatz.
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