Von der Oste in die Hauptstadt

Katja Lucker mischt Berliner Musikszene auf

13.01.2013

BERLIN/OSTEN. Es geht vieles schief in der Hauptstadt und so manches Projekt will einfach nicht fertig werden. Stichwort Flughafen. Doch es gibt auch Erfolgsmeldungen: Seit dem 1. Januar hat Berlin eine eigene Musikbeauftragte. Sie heißt Katja Lucker, ist 43 Jahre alt – und stammt aus Osten.

Es ist gar nicht so einfach, Katja Lucker an die Strippe zu bekommen. Als Schrittmacherin und Streiterin für die Berliner Pop- und Rock-Musik ist sie viel unterwegs. Wir erreichen die 43-Jährige in den Niederlanden beim „Eurosonic Noorderslag Festival“. Was sie dort macht? „Leute treffen, Kontakte knüpfen“, sagt Lucker, die sich sichtlich freut, aus der Heimat zu hören. Beim Plaudern über alte Zeiten sprudeln die Erinnerungen wie Quellwasser – politische Diskussionen am Hemmoorer Gymnasium, Hausmusik-Abende mit den Eltern in Osten und wilde Disconächte im „Laden“ in Cuxhaven. Ach ja, schön war’s schon irgendwie...

Ihren Heimatort Osten, wo sie 1969 als Hausgeburt zur Welt kommt, bezeichnet Lucker als „gallisches Dorf, eine Welt für sich.“ Dort, in der niedersächsischen Provinz, wächst sie mit einem wilden Musik-Mix auf: Ihr Vater, ein Kapitän, spielt Akkordeon, schwärmt für Johnny Cash und ABBA. Die Mutter kann mit dem leichten Gedudel nichts anfangen und hört klassische Musik. Und Katja? Die will unbedingt Schlagzeug lernen. Am Hemmoorer Gymnasium spielt sie in verschiedenen Bands, unter anderem mit Matthias Arp, der sich später als Gitarrist bei „Lotto King Karl“ einen Namen macht. Auch Thees Uhlmann, heute ein gefeierter Solokünstler, drückt zu dieser Zeit die Schulbank in Hemmoor.

1990 ist die Schulzeit vorbei. Noch vor der Abiturfeier packt Katja ihre Siebensachen und zieht nach Berlin: „Da gingen alle coolen Leute hin.“

Sie lebt in einer Kreuzberger Wohngemeinschaft. Studiert Germanistik, Philosophie, Theaterwissenschaften. Schließt eine Schauspielausbildung ab und sammelt Erfahrungen bei Film- und Theaterprojekten. Seit 1996 arbeitet Lucker als selbstständige Kulturmanagerin. Sie mischt bei der „Popkomm“ mit, ist Mitglied in Jurys der Berliner Musikförderung, organisiert das Bühnenprogramm für das Hoffest des Regierenden Bürgermeisters und trifft einen alten Weggefährten aus Hemmoor wieder, Thees Uhlmann, mit dem sie ein Konzert auf die Beine stellt.

Und jetzt also Aufbruch zu neuen Ufern: Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit hat Katja Lucker im Dezember zur Musikbeauftragten berufen. Eine ihrer Aufgaben ist die Gründung des „Musicboards“. Ausgestattet mit jährlich einer Million Euro aus Mitteln des Senats soll die Einrichtung Popmusikern bei der Suche nach Proberäumen und Auftrittsmöglichkeiten behilflich sein – und als Schnittstelle zwischen Pop und Politik fungieren. „Das ist schon reizvoll, etwas ganz Neues aufzubauen“, sagt die Ostenerin. „Ich bin selbst gespannt, wie sich das entwickelt.“

Von Jens-Christian Mangels

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