
Kleiner Bruder vom Triathlon: CN/NEZ-Sportreporter im Duathlon-Selbstversuch
KREIS CUXHAVEN. Um einmal einen Einblick in die Bandbreite der hiesigen Sportlandschaft zu geben, wagen wir CN/NEZ-Sportredakteure Selbstversuche. In unserer Serie "Sportlich von A bis Z" präsentieren wir ausgewählte Sportarten. Heute ist das D dran: Duathlon ist sozusagen der kleine Bruder vom Triathlon. Hier wird auf das Schwimmen verzichtet, aber diese Sportart verlangt einiges ab.
Gegner eingeladen
Grewe-Ibert und sein Vereinskollege Harald Wilkens haben für meinen Selbstversuch alles organisiert. Neben einem Fahrradhelm erhalte ich ein High-Tech-Mountain-Bike, mein Hollandrad wäre vermutlich für die Steigung auf den Waldwegen nicht unbedingt geeignet. Und die Trainer haben Gegner für mich eingeladen, schließlich soll es auch einen kleinen Wettkampf geben. Ich bin mir noch unsicher, wo ich mich eingruppieren sollte. Bei den kleineren Jungs - Jarik Saul (11 Jahre) und Tom Hammann (9) - oder bei den beiden Mädchen - Ida Schlichting (12) und Lina de Vries - oder doch bei den Top-Leuten - die Brüder Luis (14) und Ben Cyrol (17). Die Cyrols haben sich dank ihrer Trainerin Andrea Strunck jetzt schon zu Aushängeschildern des hiesigen Triathlonsports gemausert. "Ich werde Euch mal heute Eure Grenzen aufzeigen", scherze ich. Ben erwidert nur mit einem müden Lächeln, Luis lässt die Kampfansage offenbar auch kalt.
Doch bevor wir uns in den Wettstreit begeben, gibt es nach drei Runden Einlaufen erst einmal eine Trainingsform, die für Duathleten ein Grundlagentraining darstellt. "Das Koppeltraining bereitet die Sportler auf den Belastungswechsel vor", erklärt Heino, der früher selbst Iron-Man war und mit unzähligen Projekten als Vertreter der Deutschen Triathlon-Union für Furore sorgte. Die Muskulatur und die Nerven werden beim Laufen und Radfahren unterschiedlich belastet. Wenn man das trainiert, fühlt sich die anschließende Disziplin nicht so schwierig an. Wer vom Rad aufs Laufen wechselt, bewegt sich sonst eher wie auf Eiern.
Koppeltraining macht schnell
Koppeltraining mache im Endeffekt deutlich schneller, weiß Heino, der mit mir diese Einheit absolviert. Wir drehen zusammen unsere Runden auf der Laufbahn, mit dabei ist ein Fahrrad. Wir wechseln uns alle 50 Meter ab. Nach meiner kleinen Radstrecke überhole ich den Läufer und springe ab. Der Läufer übernimmt dann in der Bewegung das Fahrrad springt auf den Sattel. Ich komme in der zweiten Runde schon in Schweiß, der Puls schlägt deutlich erhöht, aber noch ist alles machbar. Nun schnappt sich jeder ein Rad, um einmal die etwa 2,5 Kilometer lange Strecke durch den Wald probehalber abzufahren.
Bis zu 50 Sachen schnell
Die Gebrüder Cyrol kennen sich hier aus wie in ihrer Westentasche, sie fahren voraus. Ich halte mich an Heino, damit ich nicht versehentlich falsch abbiege, mich womöglich im Wingster Wald verirre. Zunächst geht es nur bergan, aber dank der Schalttechnik an der Rennmaschine kein Problem. "Hier oben ist die Luft aber dünner", schnaube ich dem Triathlon-Trainer entgegen, dann geht's schon abwärts. Hui, ist das schnell. So schnell war ich vermutlich noch nie in meinem Leben mit einem Fahrrad unterwegs. 45 bis 50 Sachen sind hier bergab möglich, und das auf den unebenen Waldwegen. Nur keinen Gedanken daran verschwenden, was passieren würde, wenn ich jetzt koppheister gehe.
Unten wieder angekommen, ist nach einer kurzen Pause die Wettkampfbesprechung angesagt. In der Wechselzone wird noch einmal geklärt, dass sie den Helm erst aufsetzen und dann ein Stück aus der Zone herausschieben müssen, ehe sie sich auf das Mountain-Bike schwingen dürfen. Genauso ist der letzte Wechsel von Rad auf Laufen zu beachten.
"So, Jungs, jetzt müsst Ihr Euch warm anziehen", reiß ich die Klappe gegenüber den Cyrols noch einmal auf, die es wieder nur mit einem Lächeln quittieren. Heino schätzt das Duell Alt gegen Jung offenbar ganz anders ein, er sagt zu den Jungs, dass sie auch gern eine zweite Fahrradrunde drehen dürften, wenn sie wollten.
Nach dem Startsignal setzen sich die Cyrols auf den beiden Laufrunden schnell etwas ab. Ich halte mich im Mittelfeld. Der kleine Tom, der ansonsten wie Jarik Fußball spielt, und Ida Schlichting rennen etwas vor mir. Heino flankiert mich. Tom und Ida sind vor mir in der Wechselzone. Die Cyrols sind schon längst auf dem Rad. Noch am Anstieg überhole ich Tom, aber die zwölfjährige Ida ist zu stark für mich, ist muss sie ziehen lassen. Heino ermuntert mich immer wieder, sodass ich zumindest nicht nach hinten durchgereicht werde. Als wir Oldies die Wechselzone auf dem Sportplatz erreichen, sind die Brüder Cyrol und Ida immerhin noch am Laufen.
Kurz und knackig
Nun merke ich, was es heißt, dass sich Muskulatur und Nerven auf die andere Belastung einstellen müssen. Und auf Runde zwei muss ich eingestehen, dass ich jetzt schon kaputt bin. Ich beiße im wahrsten Sinne des Wortes auf die Zähne, komme zusammen mit Heino ins Ziel. Angestrengt und außer Atem bin ich. Meine fotografierende Kollegin Denice May stellt fest: "Das war wohl das Härteste, was Du bisher gemacht hast." Während ich noch nach Luft schnappe sage ich: "Ja, das war zwar kurz, aber ganz schön knackig. Boah, was anstrengend. Die ganze Zeit bist Du im hohen Pulsbereich. Da gab es überhaupt keine Zeit zum Ausruhen."
Ich bin froh, den Nachhauseweg mit dem Auto antreten zu dürfen, während die Cyrol-Jungs schon längst nach dieser für sie sehr lockeren Einheit auf ihren Rennmaschinen entschwunden sind.
Ansprechpartner:
Der VfL Wingst war der erste Verein, der eine Triathlonabteilung gegründet hatte. Insbesondere im Jugendbereich leisteten die Wingster gute Arbeit. Einige Talente haben für positive Schlagzeilen gesorgt - allen voran der ehemalige VfLer Lasse Lührs, der mittlerweile international startet und sich die Teilnahme an den Olympischen Spielen im Jahr 2020 zum Ziel gesetzt hat.
Wer Interesse am Training beim VfL Wingst hat, sollte sich bei Abteilungsleiter Harald Wilkens, Telefon (0 47 78) 12 03, melden.
Der TSV Otterndorf richtet seit 33 Jahren den Volksbank-Triathlon aus. Aber erst jetzt hat sich eine Abteilung in dem Verein gegründet. Trainerin ist Andrea Strunck, die vorher in der Wingst aktiv war. Ansprechpartner ist TSV-Geschäftsführer Pascal Grüne, Telefon (0 47 51) 91 21 21), der auch selbst Triathlet ist.
Auch beim SportClub Hemmoor wird nun Triathlon angeboten. Hier ist ebenfalls Andrea Strunck die Trainerin. Auskünfte werden von der Geschäftsstelle, Telefon (0 47 71) 39 09, gegeben.