Kontakte über die Elbe geknüpft
OBERNDORF. Die Oste und die Stör haben vieles gemeinsam: Sie sind der letzte größere linke beziehungsweise rechte Nebenfluss der Elbe vor der Mündung; beide sind als einziger Fluss in ihrem jeweiligen Bundesland für eine Wiederansiedlung des in Deutschland verschollenen Urzeitfischs Stör vorgesehen; am Ufer beider Flüsse haben Sportfischer und Artenschützer im vorigen Jahr ein Denkmal für den Stör errichtet.
Gründe genug für die in Osten ansässige gemeinnützige Arbeitsgemeinschaft Osteland, erste Kontakte zu den Stör-Freunden jenseits der Elbe zu knüpfen. Mit vier Kajütbooten unternahmen Mitglieder des Osteland-Arbeitskreises "Blaues Netz Oste" zu diesem Zweck jetzt eine Geschwaderfahrt nach Beidenfleth an der Stör.
Startpunkt war der Jachthafen der Seglergemeinschaft Oberndorf (SGO) unweit des schwimmenden Stördenkmals an der Fährpromenade. Ziel war - nach einer fünfstündigen Törn bei traumhaft schönem Sommerwetter - der idyllische Stör-Hafen von Beidenfleth.
Dort wurde die Delegation vom Itzehoer "Störvater" Uwe Jens Lützen empfangen und per Bus zum Itzehoer Suderhafen gebracht, wo Artenschützer zur Erinnerung an den 2009 erfolgten Erstbesatz der Stör mit dem gleichnamigen Fisch einen Findling mit Gedenktafel aufgestellt haben. Die Störfreunde von der jeweils anderen Elbseite wussten übrigens nichts von den nahezu zeitgleich ablaufenden Aktivitäten.
Die Besucher aus Niedersachsen - darunter auch Wolfgang Schütz (Osten), Sprecher der Arge Wanderfische Oste - zeigten sich stark beeindruckt von einem 1,2-Millionen-Euro-Projekt zur Renaturierung der Mittleren Stör, das auch Anregungen für eine "wanderfischgerechte" Gestaltung anderer Flüsse bietet. Auf einer zehn Kilometer langen Strecke zwischen Neumünster und Bünzaumündung ist der einstmals brutal begradigte Flusslauf von Gewässerbau-Ingenieuren "remäandriert" und durch das Einbringen von Gesteinsbrocken und Totholz sowie durch die Anlage von Laichbetten und Sandfängen zu einer Kinderstube für Lachs, Meerforelle, Stör und andere Wanderfische umgestaltet worden.
Bei einer vierstündigen Tour durch den reizvollen Landstrich beiderseits der Stör stießen die Gäste von der Oste auch auf historische Spuren des gleichnamigen Fischs. Über dem sogenannten "Tempel von Nordoe", einem 1578 im Auftrag von Heinrich Rantzau errichteten Obelisken in der Nähe des Schlosses Breitenburg, kreist eine Wetterfahne mit der wohl ältesten an der Elbe bekannten bildlichen Darstellung eines Störs.
Im gastlichen Fähr- und Hafenort Beidenfleth entdeckten die Gäste von der Oste die einzige Bäckerei, in der noch die legendären "Störkringel" gebacken werden: mit Anis und Sirup hergestellte, extrem haltbare brezelförmige Hartkekse, die, auf Band gezogen, im 19. Jahrhundert von auslaufenden Segelschiffen als Proviant auf große Fahrt mitgenommen wurden.
Nach dem Zwei-Tage-Törn versprachen die Störfreunde - darunter auch Uwe Mählmann, Vorsitzender der Segler-Gemeinschaft Oberndorf, Renate und Jochen Bölsche vom Vorstand der AG Osteland sowie die Eddy Uhtenwoldt (Blaues Netz) und Albertus Lemke (AK Stördenkmal) - eine Fortsetzung der Kontakte über die Elbe.
Auch Gastgeber Lützen zeigte sich erfreut, dass nun "die ersten Bande für eine gemeinsame Bewältigung der großen Aufgabe" geknüpft worden seien: "Der Stör verdient es, von allen an allen Orten gestützt zu werden." Erster Ausdruck der Kooperation war die Übergabe einiger Exponate aus Itzehoe für die jüngst angelaufene Stör-Ausstellung in der Ostener "Fährstuv"; zu den Leihgaben zählen auch die Flaggen von drei schleswig-holsteinischen Gemeinden, die den Kaviarfisch in ihrem Wappen führen.
Die Osteland-Vertreter wurden von "Störvater" Lützen außerdem zum nächsten "Störschipperfest" eingeladen, das seit einigen Jahren in der Nähe des Itzehoer "Stör-Steins" gefeiert wird - nicht zuletzt zur Erinnerung an den größten und meistgefährdeten europäischen Wanderfisch, für dessen Rettung sich Sportfischer und Artenschützer beiderseits der Elbe engagieren.
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