
Krankenhaus Otterndorf in Gefahr: Verdi fordert Kommunalisierung
OTTERNDORF. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert, das Krankenhaus Otterndorf wieder in kommunale Hand zu geben. Die Klinik ist in bedrohliche Schieflager geraten.
Das in wirtschaftliche Schieflage geratene Krankenhaus in Otterndorf ruft auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf den Plan. Aus ihrer Sicht könne es nur eine Lösung geben: Das Haus in Otterndorf müsse wieder ein kommunales Haus werden, so die wiederholte Forderung in der gemeinsamen schriftlichen Pressemitteilung von Gewerkschaftssekretärin Erika Czerny-Gewalt aus Stade und Verdi-Bezirksgeschäftsführer Markus Westermann von Bremen-Nordniedersachsen.
Verlässliche Zukunft gefordert
Nur so werde dem "Monopoly-Spiel" privater Investoren ein Riegel vorgeschoben, heißt es unter anderem in der Pressemitteilung. Die Belegschaft und die Einwohner und Einwohnerinnen der Region hätten ein strategisch gut aufgestelltes Krankenhaus verdient.
Nun sieht Verdi den Landrat und die Politik in der Pflicht, dem Haus eine verlässliche, langfristige Zukunft zu geben. Mit der Odyssee von wechselnden Geschäftsführungen, ohne dass es bei einem der Investoren zu einer erfolgreichen Sanierung gekommen sei, müsse jetzt endlich Schluss sein.
"Keine Unbekannten"
Wie mehrfach von unserem Medienhaus berichtet, wurde zum 1. Oktober aus der "Capio" Klinik das "Krankenhaus Land Hadeln - Unsere Stadtklinik". Die neuen Hauptgesellschafter, nämlich die Geschäftsführer Sigurd Gawinski und Andre Eydt, seien im Otterndorfer Krankenhaus keine Unbekannten: Bereits in 2004, als das Kreiskrankenhaus privatisiert wurde, wurde Sigurd Gawinski Gesellschafter und Geschäftsführer der damals gegründeten GmbH, teilt Verdi mit. Seinerzeit habe Landrat Bielefeld erklärt, mit den privaten Investoren "einen verlässlichen Träger" für das Kreiskrankenhaus gefunden zu haben.
Kritik an Landrat
Verdi-Vertreter erinnern daran, dass den Beschäftigten seinerzeit mitgeteilt wurde, dass diese Privatisierung die "soziale Sicherung für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kreiskrankenhauses gewährleistet".
Für Gewerkschaftssekretärin Erika Czerny-Gewalt stellt es sich so dar, dass bei diesen Aussagen des Landrates wohl eher der Wunsch im Vordergrund stand, "das defizitäre Haus so schnell wie möglich loszuwerden".
Geschäftsführer in Kritik
Ihre Vermutung: "Investor und Geschäftsführer Sigurd Gawinski dachte gar nicht daran, die versprochenen Konzepte zum Erhalt und Ausbau des Krankenhauses umzusetzen. Bereits knappe zwei Jahre später, in 2006, wurde das Haus an den Krankenhauskonzern Capio 'weitergereicht‘." Geschäftsführer blieb Sigurd Gawinski, der kurze Zeit später von Andre Eydt unterstützt worden sei.
Zulasten der Belegschaft
Einige Jahre später hätten beide Geschäftsführer das Unternehmen verlassen. "Die Belegschaft hat die Privatisierung damals teuer bezahlt", so Czerny-Gewalt, denn 2008 seien die Vergütungsstrukturen geändert worden, sodass die Beschäftigten über ein Jahrzehnt lang massive Einkommenseinbußen hatten. Erst seit 2020 sei das Krankenhaus wieder tarifgebunden.
Ende wie 2006 befürchtet
Sie vermutet die Wiederholung des "alten Spiels". Denn kaum fünf Monate im Amt, hätten die beiden Geschäftsführer festgestellt, dass ihnen Geld fehle. Czerny-Gewalt befürchtet ein Ende wie 2006, also den Weiterverkauf an den nächsten Konzern. (red/wip)