
Kreis Cuxhaven: Kommt die Corona-Impfung bald vom Tierarzt?
KREIS CUXHAVEN. Die Planungen für Corona-Impfungen von Zahnärzten, Tierärzten und Apotheken laufen. Doch es gibt so einige bürokratische Hürden.
Die Corona-Lage entwickelt sich dynamisch. Gefühlt jeden Tag kommen neue Regelungen und neue Versuche auf den Tisch, die Pandemie zu beherrschen. Bei den Impfungen könnten zukünftig auch Tierärzte, Zahnärzte und Apotheken einspringen.
Wer wann und wo impft, wird jedoch nicht auf Landkreis-Ebene entschieden, betont Landkreis-Sprecherin Kirsten von der Lieth. "Wir haben unsere fünf mobilen Impfteams, die wir organisatorisch betreuen. In die restliche Impfkampagne sind wir nicht mit einbezogen." Geht es nach einem Rundschreiben der Apothekerkammer, das kürzlich in Apotheken im Landkreis einging, könnte sich dies teilweise ändern. Apotheker, die beim Modellprojekt zur Grippeschutzimpfung teilgenommen haben, sollen demnach auch in mobilen Impfteams eingesetzt werden können. Eine Corona-Impfung in der Apotheke selbst ist laut Schreiben aktuell nicht vorgesehen. "Die Bundesapothekerkammer wird hierzu zusammen mit der Bundesärztekammer ein Mustercurriculum zur Schulung erarbeiten", hält das Schreiben abschließend fest.
Abstimmung mit Arztpraxen
Seitens der Apotheken kommen bei einer Stichproben-Befragung im Landkreis gemischte Rückmeldungen. Man sei bereit, auch diese Aufgabe der Pandemie zu meistern, heißt es etwa aus der Kaiser-Apotheke in Cuxhaven. "Im Notfall würden auch wir als Apotheke einspringen, soweit alle Gegebenheiten dazu abschließend geklärt sind", so Inhaber Jan-Udo Ensuleit. Jedoch müsste dies in Absprache mit den Ärzten geschehen, betont er. Beim Landkreis wisse man von etwaigen Plänen, zukünftig auch Apothekerinnen und Apotheker in die mobilen Impfteams zu integrieren, bislang nichts.
Parallel zu diesen Überlegungen könnte der Impfstoff jedoch knapp werden, wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach kürzlich verkündete. "Vor diesem Hintergrund hat es überhaupt keinen Sinn, Apotheker, Tierärzte und Zahnärzte in das Impfgeschehen einzubeziehen", betont Dr. Jörg Berling, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), und stellt die Frage in den Raum, "warum sich vier Berufsgruppen die unzureichende Liefermenge an Impfstoffen teilen sollten?"
Wille trifft auf viele Hürden
Eine weitere Option der entgegengesetzten Überlegungen wäre die Impfung durch Zahnärztinnen und -ärzte. Hier sieht es ähnlich aus wie in den Apotheken. Der Wille sei da, doch in der Praxis erwarte man viele Hürden. "Ich fände das sinnvoll, wenn wir uns als Zahnärzte beteiligen würden. Und ich wäre auch sofort dabei. Jedoch wurden wir bislang noch nicht weitergehend informiert", so Dr. Gero Haastert, der als Zahnarzt in Cuxhaven tätig ist. Er gibt zu bedenken, dass die bürokratischen Hürden weitaus geringer sein müssten. "Die Praxis ist sehr ausgelastet, daher sollte der zeitliche Aufwand für die Aufklärung gering ausfallen." Mal eben einen Piks zu setzen sei kein Problem. Doch auch die Logistik, wie etwa die Lagerung und Bestellung des Impfstoffs, dürfte nicht alleine dem Praxisteam überlassen werden.
Haftungsfrage vorher klären
Die Zahnärztekammer Niedersachsen setzt derweil auf individuelle Lösungen und beschreibt die Praxen als "Profis im Terminmanagement und im Bestellwesen für Impfstoffe". Man setze auf die "bewährten Logistikwege über die Apotheken". Jedoch müsse der bekannte Lieferengpass beim Corona-Impfstoff berücksichtigt werden. Wann Zahnärztinnen und Zahnärzte in die Impfkampagne einsteigen könnten, ließe sich jedoch noch nicht absehen, sagt Julia Treblin, Pressesprecherin der Zahnärztekammer. "Bevor Zahnärzte auch im Landkreis Cuxhaven die erste Impfdosis verabreichen können, sind noch eine Reihe von Voraussetzungen zu schaffen", so Treblin. Darin inbegriffen seien rechtlich vorgegebene, logistische, personelle, haftungsrechtliche und auch abrechnungstechnische Details. "Klar ist vor allem, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte vor dem Impfen verpflichtend an einer ärztlichen Schulung teilnehmen", so Treblin. An der entsprechenden Schulungsvorgabe sollen Bundeszahnärztekammer und Bundesärztekammer bereits arbeiten.
Bürokratische Hürden vor der Impfung
Gleiches Spiel bei den Tierärztinnen und Tierärzten: Dr. Micaela Peters hat eine Praxis in Cuxhaven und beantwortet die Frage, ob sie bereit wäre zu impfen mit einem eindeutigen "ja klar!". Jedoch schätze sie, dass das noch sehr lange dauern wird. "Erst einmal dürfen wir das aus hygienischen Gründen hier in der Praxis gar nicht machen. Bedeutet, wir müssten das etwa im Impfzentrum durchführen. Und dann ist laut Infektionsschutzgesetz auch noch eine Schulung vorgeschrieben, für die das Curriculum aktuell noch gar nicht existiert", erklärt sie. Außerdem müsste die Haftungslage eindeutig geklärt sein, ergänzt Veterinär-Kollegin Irmgard Erdweg aus Lamstedt. "Meine Haftpflichtversicherung sichert das nicht ab, wenn ich einen Menschen impfe und dieser dann eine Impfreaktion entwickelt, das müsste vorher bedacht werden." Außerdem habe sie bei sich in der Praxis nicht die nötige Ausstattung, um Menschen zu behandeln. "In Humanpraxen, in Impfteams oder im Impfzentrum könnte ich mir das Impfen aber vorstellen. Massenimpfungen sind wir als Tierärzte ja gewohnt, etwa von Rinderherden."
Schulungen müssen erfolgen
Bis zum 31. Dezember soll die Schulungsgrundlage von der Bundestierärztekammer erarbeitet werden. Erst im Anschluss könnten weitere Schritte folgen. "Sobald die Kurse verfügbar sind, werden wir hierüber informieren", heißt es in einem Schreiben der Kammer vom 17. Dezember. Dass die Bundesvereinigungen der Tierärzte- und Ärzteschaft in regem Austausch stehen, bestätigt indes Holger Lorenz, Geschäftsführer der Tierärztekammer Niedersachsen.
"Nach unserem Kenntnisstand werden entsprechende förmliche Gesetzesverfahren erst im neuen Jahr eingeleitet", so Lorenz. Die vom Infektionsschutzgesetz geschaffene Möglichkeit, Teil der Impfkampagne zu werden, werde laut Lorenz jedoch schon jetzt "mit Interesse von der Tierärzteschaft wahrgenommen." Es bleibt also spannend.