
Kunst des Schnibbelns: Tischtennis im Selbstversuch in Cadenberge
CADENBERGE. Unsere Serie "Sportlich von A bis Z" neigt sich dem Ende entgegen. Beim Buchstaben T stellt sich CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh der Aufgabe Tischtennis - einer Sportart, mit der schon fast jeder einmal in Berührung gekommen ist, ob in der Schule oder im Urlaub.
Wie groß der Unterschied zwischen der Freizeitbeschäftigung und der Sportart Tischtennis ist, zeigte ihm Birte Mangels, eine der besten Tischtennis-Spielerinnen der Region, eindrucksvoll. Während sie auf jeden Schlag eine Antwort parat hatte, landeten die Bälle des Sportredakteurs meist überall, nur nicht auf der anderen Seite der Tischtennis-Platte.
Tischtennis gilt als eine der schnellsten Sportarten der Welt - zu Recht. Innerhalb von wenigen Millisekunden müssen die Spieler Entscheidungen treffen und auf die Schläge des Gegners reagieren. Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht. Die Bälle fliegen hin und her. Einige Dutzend Ballwechsel pro Punkt sind keine Seltenheit - aber nur unter Profis. Das sollte ich recht schnell herausfinden.
Lockeren Schrittes betrete ich die BBS-Halle in Cadenberge. Dort wartet schon meine Gegnerin. Es ist keine Geringere als Birte Mangels. Die Cadenbergerin spielt seit über 40 Jahren Tischtennis, hat mit dem TSV Germania vor einigen Jahren sogar den Sprung in die Regionalliga geschafft. Mittlerweile eilt sie in der Landesliga von Sieg zu Sieg. Meine Referenzen: Ich habe als Jugendlicher mal kurz Tischtennis gespielt, jedoch schnell wieder aufgehört. Aus dieser Zeit stammt auch noch ein Schläger, den ich Birte Mangels und ihrem Mann Bernd Huntenburg stolz präsentiere. 25 Jahre lag dieser auf dem Dachboden. Gut verschlossen in einem kleinen Köfferchen. "Der war teuer", sage ich selbstbewusst. Die Antwort ist deutlich. "Du bekommst gleich einen richtigen Schläger. Aber der Koffer ist gut", so Huntenburg. Meine Anfangseuphorie bekommt einen ersten Dämpfer. Es soll nicht der letzte an diesem Abend gewesen sein.
Zuerst wird das Spielgerät genau unter die Lupe genommen. Der Holzgriff des Schlägers liegt gut in der Hand. Der rote und der schwarze Belag stehen für die Vor- bzw. Rückhand. Mit ihnen kann ich den Bällen den nötigen Schnitt geben. Doch so weit sind wir noch nicht. Nach der kurzen Theoriephase geht es gleich an den Tisch. Das Aufwärmen überspringen wir an diesem Tag. Mangels spielt mir die Bälle mustergültig in die Vorhand, ich muss diese mit der immer gleichen Bewegung zurückspielen. Das funktioniert auch gar nicht so schlecht, auch wenn ich es dann zu 99 Prozent bin, der den Ball irgendwann an der Platte vorbeischlägt. Doch zum Ärgern bleibt keine Zeit, es geht weiter. Erst die Vorhand, dann die Rückhand. Mit dieser hab ich ungleich mehr Probleme. Die ersten Bälle landen entweder im Netz oder weit im Aus. Doch auch bei dieser Übung wird es von Zeit zu Zeit besser. Ich bekomme langsam das Gefühl, dass ich gar nicht so schlecht bin. Das Gefühl sollte mich aber täuschen. Denn es waren die beiden einfachsten Grundschläge, die ich kennenlernte.
Die Komplexität dieser Sportart sollte erst noch kommen. Und die hat einen Namen: Der Schnitt. Das Anschneiden der Bälle gehört zum Tischtennis unzertrennlich dazu. Es erschwert das Ganze, sorgt aber auch dafür, dass die Sportart spannender wird. Für mich als Anfänger glichen die angeschnittenen Bälle, die auf meine Seite gespielt wurden, einer Wundertüte. Ich traf zwar den Ball, doch dieser flog überall hin, nur nicht auf die Seite meiner Gegnerin. Trotz immer wieder eingelegter Pausen, in denen mich Birte Mangels zur Seite nahm und versuchte zu erklären, wie ich den Ball zurückspielen muss, blieb der Erfolg meist aus. Meine Bälle flogen nur so durch die Halle und trieben mich zur Verzweiflung. Selbst als Mangels ihre Schläge mit Unterschnitt, Seitschnitt oder Top-Spin vorher ankündigte, war ich überfordert. Wir spielen zwar gemeinsam an der Platte, aber richtig Tischtennis spielt nur eine. Doch ich lasse mich nicht unterkriegen, erziele im Abschlussspiel mit ein bisschen Netz- und Kantenglück sogar den einen oder anderen Punkt. Mit 11:4 geht der Satz dennoch deutlich an Birte Mangels, die teilweise rücksichtsvoll die Bälle nur locker zurückspielte.
"Alles eine Übungssache"
Apropos Ball: Der besteht seit einigen Jahren nicht mehr aus Zelluloid, sondern aus Plastik. Das hat Sicherheitsgründe. Viel zu oft machten die Zelluloidbälle schon "Poff", bevor sie auch nur einmal "Ping" und "Pong" machen konnten - Zelluloid ist hochentzündlich. Zur Anschauung hat Mangels auch einen alten Zelluloidball dabei. Einen Unterschied merke ich nicht wirklich. Für erfahrene Spieler ist dieser aber spürbar. Weniger Rotation, die Bälle springen höher und klingen anders - Kleinigkeiten, die entscheidend sein können. Bei meinem Selbstversuch spielt die Beschaffenheit des Balles keine Rolle. Ich habe eher mit der Schnibbelkunst meiner Gegnerin zu kämpfen. "Alles eine Übungssache", sagt Mangels. Wie so oft, denke ich mir. Die Cadenbergerin hat mich in dem ungleichen Duell klar in die Schranken gewiesen, doch dadurch eindrucksvoll die Schnelligkeit und Komplexität dieser Sportart verdeutlicht. Spaß gemacht hat es trotzdem ...
Tischtennis:
Tischtennis wurde erstmals Ende des 19. Jahrhunderts in England gespielt und hieß "Ping Pong". Ziel des Spiels ist, den Gegner durch geschicktes Rückspiel des Balles zu Fehlern zu veranlassen, die den Ballwechsel beenden. Bezogen auf die Zeit zwischen zwei Ballkontakten gilt Tischtennis als die schnellste Rückschlagsportart der Welt.
Tischtennis wird sowohl als Hobby zu Hause in Garten, Garage oder Keller als auch national und international verbandsweise organisiert innerhalb von Vereinen gespielt.
Die Spielweise von Hobbyspielern unterscheidet sich in der Schnelligkeit und - auch infolge des unterschiedlichen Schlägermaterials - in der Technik deutlich von der Spielweise von Wettkampfspielern.
Der Tischtennisschläger ist in vielen verschiedenen Ausführungen erhältlich. Die Schlagfläche ist zumeist oval und besteht in der Mitte aus mehrfach geleimtem Holz.
Ein wettkampftauglicher Tisch hat eine Länge von 2,74 m und eine Breite von 1,525 m. Dabei darf die Spielfläche aus jedem beliebigen Material bestehen. Die Oberfläche muss genau 76 cm über dem Boden liegen. Der Tisch wird mit einem Netz in zwei gleich große Hälften von 1,37 m × 1,525 m geteilt. Auf ihm muss ein Tischtennisball, der aus 30 cm Höhe fallen gelassen wird, 22 bis 25 cm hoch springen.
Im Cuxland haben insgesamt 66 Vereine eine eigene Tischtennis-Abteilung. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Kreisverbandes (www.tt-kv-cuxhaven.de).