Die "Abfertigung" nach der Landung in Nordholz lief zügig ab- schließlich war ja auch nur Lufthansa-Personal an Bord. Foto: Schröder
Die "Abfertigung" nach der Landung in Nordholz lief zügig ab- schließlich war ja auch nur Lufthansa-Personal an Bord. Foto: Schröder
Corona-Krise

Lufthansa parkt Maschinen auf dem Flughafen Nordholz

von Egbert Schröder | 20.03.2020

KREIS CUXHAVEN. Lufthansa hat das Cuxland für sich entdeckt: Gleich vier Passagierflugzeuge des Unternehmens landeten am Freitag auf dem Flughafen in Nordholz. In der kommenden Woche dürfte mindestens noch eine weitere dazukommen.

Doch wann sie wieder abheben, ist völlig ungewiss. Lufthansa sucht bundesweit nach Parkflächen für die Maschinen, die wegen der Corona-Krise nicht mehr benötigt werden. Und das ist das Gros: Rund 700 der mehr als 760 Lufthansa-Flugzeuge werden vorerst eingemottet - unter anderem in Nordholz.

Es ist in diesen Tagen nicht viel los am "Sea-Airport Cuxhaven/Nordholz". Seit der Corona-Krise gibt es auch im Flugverkehr erhebliche Einschränkungen. Keine guten Voraussetzungen, um den seit Jahren defizitären Flughafen finanziell in die Gewinnzone zu bugsieren.

"Beklemmend"

Thomas Lötsch (Geschäftsführer der Flughafen-Betriebsgesellschaft Cuxhaven/Nordholz mbH und gleichzeitig Chef der Wirtschaftsförderung des Landkreises) verfolgte Freitag dennoch die ungewöhnliche Landung der vier Lufthansa-Maschinen mit gemischten Gefühlen.

Jeder Start und jede Landung spült zwar Geld in die Kasse des Unternehmens, das nur noch durch sechsstellige Zuschüsse des Landkreises überhaupt existieren kann. Doch dass Teile des Flughafens und des angrenzenden Bundeswehr-Areals jetzt als Abstellmöglichkeit für Lufthansa dienen, "ist irgendwie schon beklemmend".

Die Lufthansa, die noch im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 1,2 Milliarden Euro eingefahren hatte, hat jedoch weitaus größere Probleme als der Regionalflughafen im Cuxland. Durch den katastrophalen Stillstand im Flugverkehr - nicht zuletzt durch ausbleibende Urlaubsreisen - befindet sich das Unternehmen in einem Ausnahmezustand.

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"Flugplan von 1955"

Wenn 95 Prozent der Flüge ausfallen, werden die Flugzeuge, die die Lufthansa zu sehr großen Teilen nicht geleast hat, sondern die ihr gehören, nicht benötigt. Nach Angaben der "Welt" entspricht aktuell der Umfang des Lufthansa-Flugplans "dem des Jahres 1955". Kein Wunder, dass auch dort der Ruf nach staatlicher Hilfe immer lauter wird.

Doch zurück nach Nordholz. Lötsch erklärt, dass es schon vor der weltweiten Ausbreitung des Corona-Virus Kontakte mit der Lufthansa über mögliche Kooperationsmöglichkeiten gegeben habe. Er sieht die aktuelle Krise daher auch als eine Chance für den Standort Nordholz, enger mit dem Großkonzern zu kooperieren. Und zwar noch, bevor es wieder weltweit zu einem normalen Flugbetrieb kommt - wann auch immer das sein wird ...

Lötsch "Wir haben hier die besten Möglichkeiten für Schulungen. Starts und Landungen sind für Piloten problemlos möglich. Zum Glück gibt es eine hervorragende Zusammenarbeit zwischen uns als Juniorpartner und der Bundeswehr."

"Hervorragende Arbeit"

Seinem "Mini-Team" der Flughafen-Betriebsgesellschaft attestiert Lötsch nicht nur in dieser Phase eine "hervorragende Motivation und Arbeit". Davon habe er sich auch Freitag bei der Lufthansa-Aktion wieder einmal überzeugen können: "Das lief in Absprache mit der Bundeswehr und der Lufthansa unaufgeregt und professionell - trotz der außergewöhnlichen Situation."

Ob die Krise auch eine Chance ist, mit Lufthansa stärker ins Geschäft zu kommen, weiß Lötsch in diesen unsicheren Zeiten natürlich nicht. Er setzt aber darauf und pflegt seine Kontakte zum Konzern. Klar ist für ihn auch: "Der normale Flughafenbetrieb geht bei uns ja weiter." Schließlich seien die Lufthansa-Maschinen abseits in Bereichen abgestellt, die die üblichen Starts und Landungen nicht behindern.

Ausdauer ist angesagt

Lötsch ist optimistisch. Auch wenn das gesamte Corona-Geschehen sicherlich noch längere Zeit andauern werde, müsse man Geduld haben. Er muss es wissen: Schließlich ist Lötsch ehrgeiziger Ausdauersportler - und die brauchen bekanntlich einen langen Atem.

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Egbert Schröder

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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