Machtlosigkeit in Bülkau: Wingster Balksee-Hochwasser hat Folgen
BÜLKAU. Die Entwässerung im Bereich Bülkau-Bovenmoor läuft aktuell nur eingeschränkt. Ein Krisengespräch mit Verband, Gemeinde und Feuerwehr musste folgen.
Die Pumpen laufen auf Hochtouren, doch auch das kann nicht verhindern, dass Gräben und Kanäle über die Ufer treten. Auch der Wasserstand des Wingster Balksees ist durch die Niederschläge der letzten Tage derart stark angestiegen, dass das Wasser im Bereich Bülkau-Bovenmoor "über die Deiche läuft", so Thorsten Ratzke (Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes Untere Oste). Er hat sich jetzt mit Vertretern der Gemeinde und der Feuerwehren zu einem Krisengespräch vor Ort getroffen.
Da macht sich ein Gefühl von Machtlosigkeit angesichts der Naturgewalten durch Sturm und Starkregen breit. Obwohl sämtliche 150 Schöpfwerke im Bereich des Unterhaltungsverbandes und deren Pumpen intakt sind, gelingt es nicht, in allen Bereichen des Verbandsgebietes die Wassermassen zu bändigen.
Was ist schon "normal"
Das hat - ausgelöst durch die massiven Regenmengen der vergangenen Tage - mehrere Gründe. Beispiel Balksee: Der wird normalerweise über die Aue und den Neuhaus-Bülkauer Kanal mit der Entwässerung zur Oste auf einen normalen Wasserstand gebracht. Aber was ist schon normal in diesen Tagen?
"Die Pumpleistungen sind begrenzt", sagt Ratzke. Und je höher der Wasserstand der Oste ist, desto geringer ist die Leistungsfähigkeit der Schöpfwerke, um das Wasser aus dem Binnenland in den Fluss zu befördern.
Daher sei es im Moment sehr problematisch, die Situation flächendeckend in den Griff zu bekommen. Das werde insbesondere am Beispiel Bülkau-Bovenmoor deutlich, das zu den tiefstgelegenen Stellen im Verbandsbereich zähle. Dort hat sich das Wasser seinen Weg vom Balksee in den Bülkauer Ortsteil gebahnt und Wege überflutet sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen in eine Seenlandschaft verwandelt.
"Wir haben Lage im Blick"
Mit dieser Situation müssten die Bürgerinnen und Bürger auch in den nächsten Tagen leider noch leben: "Aktuell können wir keine weiteren Maßnahmen durchführen, aber wir behalten die Lage im Blick und werden entsprechend der Möglichkeiten reagieren", so Ratzke. Daher habe es auch den Ortstermin mit der Gemeinde und der Feuerwehr gegeben.
Wenn einzelne Häuser aber konkret vom Hochwasser betroffen seien, sollten sich die Betroffenen kurzfristig melden, damit man die jeweilige Situation schnell und professionell in den Griff bekomme.
Dass die Gesamtlage im Verbandsbereich aber noch überschaubar ist, liegt nach Ratzkes Meinung auch an der seit Jahren und insbesondere durch seinen Vorgänger Ulrich Gerdes forcierten Modernisierung der Mündungs- und Polderschöpfwerke: "Das zahlt sich in solchen Situationen aus." Rund 130 der 150 Anlagen könnten zudem von Hemmoor aus per Fernüberwachung gesteuert werden, was eine schnelle Reaktion erleichtere.