Die Ausgrabung Ahlenfalkenberg stößt auf großes Interesse bei der Bevölkerung. Die Archäologen laden einmal in der Woche zur öffentlichen und kostenlosen Führung, beantworten Fragen und sorgen so für anschauliche Einblicke in die Geschichte. Foto: Kramp
Die Ausgrabung Ahlenfalkenberg stößt auf großes Interesse bei der Bevölkerung. Die Archäologen laden einmal in der Woche zur öffentlichen und kostenlosen Führung, beantworten Fragen und sorgen so für anschauliche Einblicke in die Geschichte. Foto: Kramp
Historie

Mit Wissenschaftlern in Wanna auf Zeitreise

von Wiebke Kramp | 25.07.2019

WANNA. Walter und Steffi Wollenweber wohnen in Ahlenfalkenberg und sind überrascht von der Dimension des Steinzeitgrabes.

Es liegt nur einen Steinwurf von ihrem Haus entfernt, aber erst jetzt haben sie von der Existenz des fast 5500 Jahre alten Reliktes aus dem Neolithikum erfahren. Sie sind begeistert. Ebenso wie die 21 anderen Interessierten, die das Führungsangebot zur Ausgrabungsstätte annehmen. Feldarbeit ist packend, Steinzeit zum Anpacken sozusagen.

"Das ist richtig spannend. Wir haben das vorher überhaupt nicht gewusst, was für ein Schatz hier im Boden liegt - und dass man gucken darf und Erklärungen bekommt, ist richtig klasse", sagen die Wollenwebers. Archäologin Anja Behrens und Projektleiter Moritz Mennenga sind mit Grabungstechnikern und Studenten schon richtig gut vorangekommen, sich dem Steinzeitgrab aus den Tiefen der Zeit zu nähern.

"Relikte aus dem Moor" ist ein auf drei Jahre angelegtes Projekt des niedersächsischen Instituts für historische Küstenforschung aus Wilhelmshaven gemeinsam mit der Archäologischen Denkmalpflege des Landkreises. Ziel ist, die Spuren der ersten steinzeitlichen Bauern aufzuspüren, die wie eine Zeitkapsel unter dem Moor verborgen liegen.

Schutzpanzer aus Steinen

Vom Grab waren zunächst nur zwei Decksteine zu erkennen. Eine Lücke weist auf einen dritten, fehlenden Deckstein hin. Beim Freilegen entdeckten die Archäologen zahlreiche kleinere Feldsteine, die die Decksteine sozusagen als Steinpackung umschlossen. Sie umgibt die Grabkammer wie ein schützender Panzer und dichtet sie ab.

Auf der früheren Grabstätte sammelten die Forscher zahlreiche Feuersteine, die hier gebrannt hatten. "Es könnte sein, dass hier zu rituellen Zwecken ein Feuer angezündet wurde", mutmaßt Anja Behrens. Der Grabkammer selbst will man sich erst in dieser Woche nähern.

Früher lang Wanna direkt am Meer, es gab hier eine Fjordlandschaft mit Geestinseln, auf denen Menschen siedelten und ihre Bestattungen vornahmen. Erst später wurde die Gegend übermoort und das Moor konservierte die Spuren. Bis jetzt. Neben zahlreichen Bohrungen, um Topografie der früheren Landschaft zu rekonstruieren und biologische und geologische Untersuchungen vorzunehmen. Seit Wochenbeginn wird ein Steinzeitgrab in Ahlenfalkenberg freigelegt. Die Forscher erhoffen sich Erhellung über Leben und Kultur der Menschen aus der sogenannten Trichterbecherzeit aus der Zeit um 3200 vor Christus. Diese Zeit, so erläutert Anja Behrens, verbinde man mit dem Beginn von Ackerbau und Viehzucht. Vorher waren unsere Vorfahren aus der Steinzeit nur fischen, jagen und sammeln gewesen. Nun fingen sie an, Schafe, Ziegen und Schweine zu halten.

Noch drei Wochen ist das Team auf Forschungstour im Moor. Dann soll das rundum dokumentierte und erforschte Grab wieder im Boden verschwinden und als Ruhestätte dienen.

Packend ist dieses Projekt nicht nur für die Teilnehmer der Führung. Auch für die Studenten, die hier aktiv mithelfen. Zweitsemester Miriam aus Berlin jedenfalls ist Feuer und Flamme: "Steinzeit ist eine echt spannende Periode. Wir gehen hier ja auf Spurensuche einer Urgesellschaft, die ohne Neid und Krieg auskam."

Mehr Infos

Anja Behrens und Moritz Mennenga schreiben einen Blog zur Ausgrabung. Er ist zu finden unter:

relikteimmoor.home.blog

Weitere kostenlose Führungen auf der Ausgrabungsstätte sind an den kommenden Donnerstagen 25. Juli, 1. August und 8. August jeweils um 15 Uhr.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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