Die Sole-Therme ist beliebt: Rund 120 000 Besucher besuchen jedes Jahr das Otterndorf Bad. Im Wingster Hallen- und Freibad sind es - je nach Saison - rund 40 000 Gäste. Im Dezember soll in beiden Einrichtungen das Wertkartensystem eingeführt werden. Foto: CN/NEZ-Archiv
Die Sole-Therme ist beliebt: Rund 120 000 Besucher besuchen jedes Jahr das Otterndorf Bad. Im Wingster Hallen- und Freibad sind es - je nach Saison - rund 40 000 Gäste. Im Dezember soll in beiden Einrichtungen das Wertkartensystem eingeführt werden. Foto: CN/NEZ-Archiv
"Rettet die Jahreskarten"

Neues System in Otterndorf und Wingst: Schwimmer gehen auf Barrikaden

von Christian Mangels | 31.08.2019

OTTERNDORF/WINGST. Nach Änderungen im Schwimmbad haben Nutzer der Otterndorfer Sole-Therme und des Wingster Bads die Initiative "Rettet die Jahreskarten" ausgerufen.

Badenixen, Brustschwimmer und Beckensportler müssen sich auf Veränderungen einstellen: In der Otterndorfer Sole-Therme und im Wingster Bad wird zum 1. Dezember ein Wertkartensystem eingeführt. Die bisherigen Jahres- und Vorteilskarten sind nach einer Übergangszeit passé. Das gefällt nicht jedem Schwimmer. Mehrere Badbesucher haben jetzt die Initiative "Rettet die Jahreskarten" ausgerufen. Sie sammeln Unterschriften und gehen gegen höhere Eintrittspreise auf die Barrikaden.

Jennifer von Hassel ist sauer. Sie ist Stamm-Besucherin in der Otterndorfer Sole-Therme und besitzt seit vielen Jahren eines Jahreskarte: "Doch nun soll ich mehr als das Dreifache bezahlen, wenn ich weiterhin in diesem Umfang schwimmen möchte." Auch Brigitte und Günther Haase können es nicht fassen: "Die Treuesten gehen baden", schimpft das Otterndorfer Paar. Jürgen Heimer, Sprecher der Initiative "Rettet die Jahreskarten", spricht in einem an die Bäderbetriebsgesellschaft gerichteten Schreiben von einer "unzumutbaren Erhöhung" von "mehreren hundert Prozent".

Was bringt die Schwimmbad-Nutzer so auf die Palme? Die Antwort darauf lässt sich in ein Wort fassen: Wertkartensystem. Die Gesellschafterversammlung der Bäderbetriebsgesellschaft Hadeln hat einstimmig beschlossen, dieses schon in vielen anderen Bädern übliche System in Otterndorf und der Wingst einzuführen. Die Wertkarten können, so der Beschluss, mit unterschiedlichen Summen "aufgeladen" werden - mit 50 Euro, 100 Euro oder auch mit 500 Euro. Je nach Zahlwert steigt der Wert der Karte: Wer eine 50-Euro-Karte wählt, bekommt 55 Euro "aufgebucht" - das ist ein Mehrwert von zehn Prozent. Bei einem Zahlbetrag von 500 Euro beträgt der Kartenwert 615 Euro. Hier liegt der Mehrwert bei 23 Prozent.

Zeitlich unbegrenzt gültig

"Die Wertkarte ist übertragbar und kann von der ganzen Familie oder von Freunden zusammen genutzt werden, sie ist zeitlich unbegrenzt gültig und sowohl in der Wingst als auch in der Sole-Therme Otterndorf einsetzbar - für den Eintritt, für Speisen oder auch für Kursgebühren", wirbt Harald Zahrte, Samtgemeindebürgermeister und Geschäftsführer der Bäderbetriebsgesellschaft, für das neue Modell.

Bei der Entscheidung für den Systemwechsel spielen zweifelsohne auch betriebswirtschaftliche Gründe eine Rolle, räumt Zahrte ein und spricht konkret das Wingster Hallen- und Freibad an. "Hier haben wir einen Zuschussbedarf von rund 350 000 Euro pro Jahr, was einen Zuschuss von etwa zehn Euro pro Besucher ausmacht. Das heißt, jeder Besuch wird mit einem Zuschuss von zehn Euro sozusagen subventioniert", so Zahrte.

Gleichzeitig gebe es im Bad einen nicht unerheblichen Sanierungsstau. "Wenn wir das Bad erhalten wollen, müssen wir die Strukturen verändern", sagt der Verwaltungschef.

Mit dieser Argumentation dringt Zahrte bei der Initiative "Rettet die Jahreskarten" jedoch nicht durch. Es könne nicht sein, dass die finanziellen Probleme auf dem Rücken einer bestimmten Gruppe abgeladen werden, argumentiert Jürgen Heimer. Und Günther Haase rechnet vor: "Bei einer Familienjahreskarte mit mehreren Kindern kann sich der Preisanstieg auf über 2000 Euro im Jahr belaufen. Ist das noch familienfreundlich?" Das Schwimmen dürfe sich nicht zum Luxussport entwickeln, sondern sollte für jedermann zu erschwinglichen Preisen angeboten werden, so die Initiative.

Zahrte bestätigt, dass es bei einigen Besuchergruppen zu Preiserhöhungen kommen wird "und ich kann den Unmut zu einem gewissen Grad auch verstehen". Für einige Gäste werde der Badbesuch aber auch günstiger, etwa für Kursteilnehmer. Gern möchte er der Initiative die Gründe für den Systemwechsel erläutern, "aber ein von mir angebotenes Gespräch wurde zu meinem Bedauern abgelehnt", so Zahrte.

Als Entgegenkommen räumt die Bäderbetriebsgesellschaft den treuen Badbesuchern eine Übergangszeit ein: Bis zum 30. November bleiben die Zeit- und Mehrfachkarten im Verkauf. Sie werden bis zum Ende ihrer Gültigkeit (maximal bis zum 30. Juni 2021) akzeptiert.

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