
Doch noch kein Einzug: Neuhaus wird zur Stand-by-Notunterkunft
KREIS CUXHAVEN. Es steht noch nicht fest, ob das frühere Kinderheim in Neuhaus tatsächlich als Erstankunft für Flüchtlinge aus der Ukraine benötigt wird. Aber der Kreis Cuxhaven sieht guten Grund, es dazu herzurichten.
Ob dieser Raum überhaupt benötigt wird, steht noch in Frage. Aber im Falle der Notwendigkeit, Menschen kurzfristig für das Erste unterzubringen, will der Landkreis gerüstet sein. Das Interesse an Informationen aus erster Hand war enorm. Der Versammlungsraum in der Festhalle Neuhaus reichte kaum aus.
Großes Interesse
Knapp 60 Interessierte begrüßte Bürgermeister Udo Miertsch. Sie erfuhren vom Ersten Kreisrat Friedhelm Ottens, Leiter des Ukraine-Stabes beim Landkreis, den Sachstand, das frühere Kinderheim zu einer Erstunterkunft für Schutzsuchende aus der Ukraine herzurichten. Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule sowie Hartmut Ahlf und Larissa Klatt vom DRK Cuxhaven-Land Hadeln als Betreiber der entstehenden Notunterkunft standen ebenfalls Rede und Antwort.
Friedhelm Ottens erläuterte, dass zurzeit etwa 1100 Geflohene aus der Ukraine im Landgebiet seien. Nicht gesagt werden könne, wie viele sich visafrei hier aufhalten und zum Beispiel Unterkunft bei Verwandten und Freunden gefunden haben. Ebenso wenig wisse man, wie viele noch kommen werden und könne dies nicht abschätzen. "Wir rechnen grob mit 3000 Menschen", so Ottens. Die Unterstützung, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sei groß.
Aber der Landkreis Cuxhaven möchte gut vorbereitet sein und ausreichend Plätze für Notfälle haben - und hat deshalb das DRK Cuxhaven-Land Hadeln damit beauftragt, zuerst das Seehospital in Cuxhaven für 170 bis 200 Personen und anschließend das ebenfalls angemietete frühere Kinderheim in Neuhaus für bis zu 130 Leute als Ankunftsstätte herzurichten. Hier könne dann alles erledigt werden, was in der ersten Zeit für Flüchtlinge wichtig sei - von Antragstellung, über Geldgewährung, Untersuchung und Impfung.
Es ist nicht als dauerhafte Wohnlösung konzipiert: Es gehe vielmehr dort darum, die Menschen in den ersten ein bis zwei Wochen unterzubringen, ankommen zu lassen und Regularien zu klären. Im Südkreis habe man keine geeignete Unterkunft gefunden, so Ottens. Wer kommt für die Kosten für die Ankunftszentren und das Engagement des DRK auf?
Für die beim DRK entstehenden Kosten kommt der Landkreis auf. Das Land erstattet im Rahmen eine Pauschale unabhängig vom Aufwand und den tatsächlich aufgetretenen Kosten.
Hartmut Ahlf: "Kein Fremdkörper im Ort"
Die Ausstattung des Gebäudes übernimmt das DRK Land Hadeln-Cuxhaven. Auch mithilfe ihrer Ehrenamtler werden zum Beispiel Betten aufgebaut. Nicht erfolgen werden allerdings öffentliche Aufrufe, wenn beispielsweise Sachmittel benötigt werden, stellte Ahlf heraus. In solchem Fall würden zuständige Leute direkt angesprochen werden, erklärte Hartmut Ahlf, Geschäftsführer des DRK Cuxhaven-Land Hadeln. Er stellte jedoch insgesamt die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements heraus. "Es ist ausdrücklich gewünscht, dass es dann Kontakt zu den Neuhäusern gibt. Wir wollen schließlich keinen Fremdkörper ins Dorf bringen." In diesem Zusammenhang verdeutlichte er, wie sehr er Netzwerke schätze und erinnerte an die Initiative Offenes Herz Altenwalde, die sich gebildet hatte, als das DRK 2015/2016 in der Kaserne die Flüchtlingsnotunterkunft betrieb. Dieses Netzwerk habe immer noch Bestand.
Bei Bedarf weitere Inforveranstaltung
Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule betonte: "Trotzdem Profis dabei sind, ist es aber ohne ehrenamtlichen Einsatz nicht möglich, Krisen zu bewältigen. Ich bin mir sicher, dass wir hier gewisse Geborgenheit geben können."
Friedhelm Ottens verhehlte nicht, dass es so kommen könne, dass diese Notunterkunft niemals in Betrieb gehen werde. Neuhaus sieht er als eine Stand-by-Einrichtung. Wenn es jedoch zu einer Krise komme, "dann ist Haben besser als Brauchen". Und wenn die Unterkunft doch benötigt werde, sei er sicher, dass die Einwohnerinnen und Einwohner von Neuhaus die Menschen mit offenen Armen empfangen werden - dann werde aber kurzfristig eine weitere Infoveranstaltung initiiert, sicherte der Erste Kreisrat den Einwohnern zu.