Aushilfe

Niedersachsen: Gymnasiallehrer an Grundschulen

31.01.2018

KREIS CUXHAVEN. Wegen des akuten Lehrermangel an Niedersachsens Grundschulen müssen auch im zweiten Schulhalbjahr zahlreiche Gymnasiallehrer einspringen. (dpa)

Eltern und Lehrer befürchten deshalb massiven Unterrichtsausfall an den Gymnasien. „Ja, es ist durchaus mit einem erheblichen Ausmaß von Abordnungen an Grundschulen zu rechnen“, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am Mittwoch. Nach Zahlen der Bertelsmann-Stiftung spitzt sich der Mangel an Grundschullehrern in den nächsten Jahren zu: Bis 2025 fehlten bundesweit 35 000 Lehrer für die ersten Schuljahre. In Niedersachsen mussten im laufenden Schuljahr bislang mehr als Tausend Lehrer von Gymnasien an Grundschulen aushelfen.

Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte forderte die Landesregierung auf, zügig einen realistischen Plan aufzustellen, um den Lehrermangel insbesondere an Niedersachsens Grundschulen zu beheben.

Der Verband der Elternräte der Gymnasien Niedersachsens äußerte sich besorgt über die steigenden Zahl der Lehrerabordnungen: Die Anzahl der im zweiten Schulhalbjahr abgeordneten Stunden könne sich gegenüber dem vorigen Halbjahr mehr als verdoppeln. Damit könne an Gymnasien immer mehr Unterricht ausfallen. Über das genaue Ausmaß will Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) am Donnerstag informieren. Auch der niedersächsische Philologenverband ist alarmiert. Nach seinen Erkenntnissen gab es bis Ende Januar weitaus mehr Abordnungen als befürchtet. „Das führte dann zu erheblichen Verschiebungen und Unterrichtsausfall“, sagte am Mittwoch der Vorsitzende der Lehrerorganisation, Horst Audritz.

Betroffen seien vor allem Fächer wie Religion, Politik und Geschichte gewesen, zudem sei es zur Zusammenlegung von Kursen gekommen. „Zum Teil gab es auch Abordnungen für anderthalb Jahre, das finden wir ganz unmöglich“, sagte Audritz. Sein Verband bestehe darauf, dass entsprechende Abordnungen zum Schuljahresende auslaufen müssten.

Diese Abordnungen von besser versorgten Schulen an solche mit schlechterer Ausgangslage seien ein Instrument des Ausgleichs, hatte das Kultusministerium schon im vergangenen Jahr erklärt. „Wir sind der Überzeugung, dass auch Grundschüler guten Unterricht verdient haben und wir deshalb auf die Kompetenzen der Gymnasiallehrkräfte zurückgreifen müssen – dort ist die Unterrichtsversorgung am besten“, sagte der Sprecher. An den Gymnasien seien zudem bewusst zusätzliche Stellen mit der Vorgabe geschaffen worden, dass vorübergehend Stunden abgegeben würden. Hintergrund: Das Land Niedersachsen sucht händeringend nach Lehrkräften vor allem an Grundschulen.

Nach einer internen Umfrage des Elternräte-Verbands steigt der Umfang der Abordnungen im Schnitt pro Gymnasium von 21 auf 52 Stunden wöchentlich. Insgesamt sei im zweiten Halbjahr eine Unterrichtsversorgung an Gymnasien unter 96 Prozent zu erwarten. Vor der geplanten Vorstellung der offiziellen Zahlen wollte sich das Ministerium nicht äußern. Audritz betonte, in einigen Regionen gebe es erheblichen Unmut bei den Gymnasiallehrern wegen mangelnder fachlicher Vorbereitung und auch Mitbestimmung. Zudem nähme auch der Unterrichtsausfall in den Mangelfächern Mathematik und Physik nun zu.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Lesen Sie auch...
Blaulicht

+ + Aus dem Polizeibericht + +

Einen berauschten Autofahrer zogen Polizeibeamte am Sonntagnachmittag in der Raiffeisenstraße in Bad Bederkesa aus dem Verkehr.

In Otterndorf

Treffen der Kreisgemeinschaft Labiau/Ostpreußen

OTTERNDORF. Mit einer Gedenkfeier am Labiauer Stein begann der zweite Tag des Treffens der Kreisgemeinschaft Labiau/Ostpreußen am Sonnabend in der Medemstadt. (sm)

Politik

Cuxland-CDU-Abgeordnete Weritz und Fühner im Interview

KREIS CUXHAVEN. Erst seit einem knappen Jahr gehören sie dem niedersächsischen Landtag in Hannover an. Von Egbert Schröder

Jahresversammlung

25 Jahre Voß-Gesellschaft: Treffen in Otterndorf

OTTERNDORF. Vor 25 Jahren wurde die Johann-Heinrich-Voß-Gesellschaft in Eutin gegründet. (red)