
Nur ein Wimpernschlag: Gesine Schmidt aus Cuxhaven verpasste Olympia 1996 nur knapp
CUXHAVEN/HANNOVER. Gesine Schmidt war in den 1990er-Jahren eine Cuxhavener Leichathletin, die immerhin zweimal bei Europameisterschaften startete. Der Traum von Olympia 1996 in Atlanta erfüllte sich nur ganz knapp nicht.
Nur ein Wimpernschlag hat gefehlt, dann hätte Gesine Schmidt 1996 die Qualifikation zu den Olympischen Spielen nach Atlanta geschafft. Nach dem entscheidenden Qualifikationsrennen flossen die Tränen bei der 400-Meter-Hürdenläuferin. Olympia wäre die Krönung für die Sportlerin des ATS Cuxhaven gewesen, doch die Statuten des Leichtathletik-Verbandes waren knallhart. Heute, 25 Jahre später, blickt sie dennoch mit Stolz auf ihre Karriere. Die zweifache Familienmutter lebt seit einigen Jahren glücklich in Hannover.
In Bad Bederkesa aufgewachsen
Gesine Schmidt, die seit 2006 den Nachnamen ihres Mannes Thomas Knauer trägt, ist behütet auf dem elterlichen Hof im Holzurburger Wald bei Bad Bederkesa aufgewachsen. Zur Schule ging sie in ihrem Heimatort und später bis zum Abitur in Bremerhaven. Das schlanke und hoch aufgeschossene, junge Mädchen hatte recht früh neben Volleyball die Leichtathletik als ihre Sportart auserkoren. Richtig ernst wurde es aber erst, als sie 1989 im Alter von 17 Jahren zusammen mit der Leichtathletik-Gruppe des ATS Cuxhaven ein Trainingslager in Spanien bestritt. Trainer Hannes Mahler hatte eine Idee und sagte zu der Sprinterin und Weitspringerin: "Mach mal die 400 Meter Hürden." Die junge Athletin war erstaunt und nahm den Vorschlag auch nicht mit einem lauten Hurra auf, aber der erfahrene Trainer überzeugte sie. "Hannes meinte, dass ich nach nur ein paar Wochen Training schon mindestens das Niveau bei den 400 Meter Hürde haben könnte wie beispielsweise beim Weitsprung", berichtet die 1971 geborene Sportlerin. Und es lief wirklich wie am Schnürchen. 1990 wurde Gesine deutsche Jugend-Vizemeisterin und war somit im nationalen Leistungskader. Nach dem Gewinn des nationalen Juniorinnen-Titels (1991) lief die unbekümmerte Cuxländerin in München bei der DM der Frauen auf Rang vier.
Ausbildung zur Verlagskauffrau
Sie absolvierte mittlerweile in unserem Medienhaus eine Ausbildung zur Verlagskauffrau. "Ich habe dankenswerterweise auch hier Unterstützung erfahren, zum Beispiel Sonderurlaube erhalten." Das war bei dem erhöhten Aufwand mit mehr Training und Trainingslagern auch nötig. Das Ziel war, bei der DM 1993 mindestens Dritte zu werden, um sich für die Heim-Weltmeisterschaft in Stuttgart zu qualifizieren.
Ticket zur EM gesichert
Austragungsort der EM 1994 war das Olympiastadion in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Obwohl die Cuxländerin durch eine gerade erst vorher überstandene Magen-Darm-Erkrankung etwas geschwächt an den Start ging, zeigte sie sich in Top-Form. Im Vorlauf wurde sie mit der Zeit von 55,96 Sekunden Dritte, hinter der Weltmeisterin und Olympiasiegerin Sally Gunnell und der Ukrainerin Tetjana Tereschtschuk. Im anschließenden Halbfinale war die ATSCerin nur unwesentlich langsamer mit 56,01 Sekunden.
Endlauf knapp verpasst
Es folgte der Rückzug vom Leistungssport. Der Fokus lag dann auf ihrem Studium. Seit 2003 ist sie nun diplomierte Medienwissenschaftlerin, arbeitete bei Fachverlagen in Hannover und Celle beispielsweise im Projektmanagement oder Marketing. "Der Hochleistungssport hat mich dazu gebracht, dass ich zu vielen Dingen auch eine andere Einstellung habe. Das hilft im Berufsleben, diese Zielstrebigkeit. Der Sport hat mich schon sehr geprägt, ohne ihn wäre ich heute ein anderer Mensch", glaubt die Wahl-Hannoveranerin, die seit 2014 als Freiberuflerin beispielsweise in der Produkt- und Unternehmenskommunikation tätig ist.
Zwei sportliche Söhne
An Laufen ist übrigens heute nicht mehr zu denken. "Ich habe Arthrose in beiden Knien. Wenn ich joggen würde, dann könnte ich danach mit den dicken Knien drei Tage lang nicht mehr gehen", erklärt Gesine, die aber regelmäßig ins Fitness-Studio geht. Ausgleich findet sie aber auch jeden Tag bei den Runden mit ihrem Hund und natürlich beim Spielen mit ihren Söhnen Jorge (9) und Mika (4). Übrigens, der Ältere spielt eifrig Handball, Leichtathletik hat er mal ausprobiert. Der Kleine könnte einmal in ihre Fußstapfen treten, glaubt Gesine, ohne jedoch den Nachwuchs unter Druck setzten zu wollen. "Mika ist nur am Rennen und Rennen. Aber auch Jorge wäre bestimmt ein guter Leichtathlet." Durchaus möglich, dass dort die nächste Generation mit Olympia-Traum heranwächst ...
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