
Osterbruch: Dorfladen schreibt schwarze Zahlen
OSTERBRUCH. Im eigenen Dorf wieder einkaufen können - vor zwei Jahren ging dieser Wunsch der Osterbrucher in Erfüllung.
Das erste genossenschaftlich betriebene Dorfgeschäft im Landkreis Cuxhaven startete im Dezember 2016. Wie läuft es seitdem? Der Osterbrucher Dorfladen hat seine erste Krise überstanden - und schreibt inzwischen schwarze Zahlen.
"Papa, du hast wieder mein Pausenbrot vergessen." "Jetzt was Kaltes zu trinken nach der langen Radtour, das wär's ." "So ein Mist, jetzt habe ich keine Eier für den Kuchen." Das Dorfladen-Team hat diese und ähnliche Geschichten schon oft gehört - und sie alle haben ein Happy End. Wo es früher dann eben kein Schulbrot gab, die Radler durstig von dannen zogen und für einen Kuchen lange Wege nach Otterndorf gefahren werden mussten, da genügt seit zwei Jahren ein Besuch im Dorfladen. "Das Geschäft wird gut angenommen. Wir haben rund 100 Kunden pro Tag", sagt Andreas Meyer, Geschäftsführer der Dorfladen-Unternehmergesellschaft. Die Kundenfrequenz sei gestiegen.
In dem Geschäft sind aktuell vier Mitarbeiter beschäftigt. Außerdem helfen im Hintergrund viele ehrenamtliche Helfer mit. Rund 140 Anteilseigner sind bei der Dorfladen-Genossenschaft eingetragen. "Wir haben natürlich nichts dagegen, wenn weitere Anteile erworben werden", sagt Osterbruchs Bürgermeister Peter von Spreckelsen.
Der Dorfladen bietet ein Vollsortiment an Waren an, darunter auch viele regionale Produkte. "Die Eier und die Brötchen laufen wie verrückt", sagt Meyer. Auch der neue Bio-Bereich wird gut angenommen. "Man merkt erst jetzt, wie das früher gefehlt hat", sagt Thomas Wilksen, der regelmäßig im kleinen Laden einkauft und selbst Anteile gezeichnet hat. Neben den Osterbruchern schauen auch viele Auswärtige bei Laden-Leiterin Nicole Bönsch und ihrem Team vorbei. "Die Sperrung der B 73 hat uns definitiv geholfen", meint Andreas Meyer. Und: Mit dem Catering wurde ein weiteres Standbein geschaffen.
Das Geschäft ist aber weit mehr als nur eine Einkaufsmöglichkeit, es ist auch ein Ort der Begegnung und des Austausches. Mit seiner Café-Ecke und besonderen Veranstaltungen, wie etwa den Pizza-Abenden im Sommer, hat sich der Dorfladen längst zum geselligen Treffpunkt für alle Altersklassen gemausert. Und die Entwicklung vom Lebensmittelladen zum "Lebensmitte-Laden" soll weitergehen: Die Gemeinde als Eigentümer will das Gebäude-Ensemble weiter aufwerten. So soll der Schuppen links neben dem Laden erneuert werden und eine Dachterrasse bekommen. Dort könnten dann kleinere Veranstaltungen, Geburtstagsfeiern oder Lesungen stattfinden. Der große Saal über dem Geschäft soll seinen nostalgischen Charme behalten.
Andreas Meyer und Peter von Spreckelsen gehen ganz offen damit um, dass es für das Dorfladen-Projekt auch schon schwierige Zeiten gab. Lebensmittel lagen zunächst wie Blei in den Regalen, die Zusammenstellung des Verkaufsteams gestaltete sich schwierig, technische Probleme sorgten für zusätzliche Liquiditätsengpässe. "Wir haben eine Zeit lang immer am Limit gekratzt", erzählt Meyer. Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung und der großzügigen Unterstützung des Windparks Osterbruch konnte die Krise abgefangen werden.
"Wir sind gestärkt aus der Krise hervorgegangen", sagt Peter von Spreckelsen. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten spricht der Bürgermeister von einem Erfolgsmodell. Aus dem Straßendorf Osterbruch, so seine Hoffnung, werde allmählich ein Dorf mit einem echten Zentrum. Und Andreas Meyer ergänzt: "Man beneidet uns um unseren Laden."