Otterndorfer Café wird zum Streitpunkt
OTTERNDORF. Um die Frage, wie es mit dem von der Schließung bedrohten Café Brüning weitergehen soll, ist ein politischer Streit entbrannt.
Der Fahrplan der Kämmerei, Mittel für die Weiterführung des Café-Betriebs in den Doppelhaushalt 2019/2020 einzustellen, wird von der SPD entschieden abgelehnt. CDU und FDP sprechen sich dafür aus, die "Kostenstelle Café Brüning" im Finanzplan zu belassen.
Die Zeit drängt: Wenn nicht bald ein Investor gefunden wird, macht das Traditionscafé am Kirchplatz dicht. Inhaber Olaf Brüning will den Betrieb, wie berichtet, zum Jahresende aufgeben.
Leerstand an dieser exponierten Stelle - das darf nicht sein, meint die städtische Verwaltung. Sie führt hinter den Kulissen Gespräche und steht - wenn es nicht anders geht - als temporärer "Café-Retter" bereit. Wie diese "Rettung" aussehen könnte, wurde am Dienstag im Otterndorfer Wirtschaftsausschuss vorgestellt: Kämmerer Sönke Westphal hat einen "vorsorglichen Ansatz" von rund 450 000 Euro für 2019 und weitere 472 000 Euro für 2020 in den Doppelhaushalt eingestellt, falls sich die Stadt zu einer Anpachtung entschließt.
Unter städtischer Regie
Wie der Betrieb und das Café-Angebot unter städtischer Regie (und mit welcher Mannschaft) konkret aussehen könnten, wurde nicht erläutert. Westphal berichtete lediglich, dass eine mögliche Anpachtung für maximal zwei Jahre vorgesehen sei. Er rechnet mit "ergebnisneutralen" Resultaten, eine "Stützung durch Steuergelder" sei nicht nötig. Es sei wichtig, die Konzession des Café-Betriebs aufrechtzuerhalten, betonte Westphal auf Nachfrage des CDU-Politikers Jochen von Stemmen, andernfalls würde diese erlöschen.
Die SPD-Fraktion lehnte das Vorhaben vehement ab. "Die Stadt sollte grundsätzlich nicht in die Wirtschaft eingreifen", meinte Claus Johannßen. Der Antrag der Sozialdemokraten, den Posten ganz aus dem Haushalt zu streichen, fand nach einer Abstimmung aber keine Mehrheit.
Ablehnende Haltung der SPD
Auch wenn CDU und FDP die Haushaltspläne der Verwaltung für das Café Brüning grundsätzlich mittragen, setzen sie nach wie vor auf eine externe Lösung. Es sei nicht originäre Aufgabe einer Stadt, ein Café zu betreiben, betonten der CDU-Fraktionsvorsitzende Steffen Matzner und der FDP-Sprecher Carsten Nickel im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein städtisches Engagement dürfe nicht von dauerhafter Art sein. Für die ablehnende Haltung der SPD haben sie dennoch kein Verständnis. Es sei ratsam, noch abzuwarten, meint Matzner: "Es ist alles offen. Die Gespräche, um den Leerstand abzuwenden, laufen."
Die SPD kündigte an, den kompletten Haushalt abzulehnen, sollte Brüning im Etat bleiben. Die Stadt Otterndorf habe deutlich wichtigere Aufgaben, als ein Café zu betreiben, sagte SPD-Ratsmitglied Ursula Holthausen. "Die Innenstadt würde nicht untergehen, wenn das Café Brüning dicht macht."