Überflüssig: Warum packt man Bananen noch in einen Plastikbeutel? Das war nur eines der vielen Themen, die beim Vortrag von Jenny Bartels in Otterndorf gestellt wurden. Foto: Kusch
Überflüssig: Warum packt man Bananen noch in einen Plastikbeutel? Das war nur eines der vielen Themen, die beim Vortrag von Jenny Bartels in Otterndorf gestellt wurden. Foto: Kusch
Umwelt

Otterndorferin kämpft gegen Plastikmüll

von Egbert Schröder | 27.02.2019

OTTERNDORF. Wie kann man Plastikmüll im eigenen Haushalt vermeiden? Jenny Bartels aus Otterndorf hat eine Lösung.

Hand aufs Herz: Wie hat Ihnen eigentlich die letzte Bananenschale geschmeckt? Zugegeben: Ist natürlich eine dämliche Frage. Niemand isst Bananenschalen. Aber mal im Ernst: Warum packt man beim Einkauf die komplette Banane eigentlich noch in eine Plastiktüte, um sie dann an der Kasse auf das Band zu legen? Hygienische Gründe können es jedenfalls nicht sein: Schließlich schützt doch die Bananenschale die eigentliche Frucht, die wir so gerne essen. Doch das Beispiel zeigt: Wir sorgen für oder verursachen indirekt viel zu viel Plastikmüll. Jenny Bartels aus Otterndorf hat dem Plastik ihren ganz persönlichen Kampf angesagt. Das Ergebnis: Es sind kleine Stellschrauben, an denen man drehen muss, um (möglichst) plastikfrei leben zu können.

Jenny Bartels ist Lehrerin an der Otterndorfer Hauptschule. Doch von Frontalunterricht ist das, was sie am Freitagabend in der Otterndorfer Stadtbibliothek bietet, weit entfernt. Vor ihr sitzen und stehen Jugendliche, Frauen und Männer dicht gedrängt, die erfahren möchten, was sich hinter ihrem Vortragsthema "Mein Weg ohne Einweg" verbirgt. Wie schafft es eine junge Frau, mit möglichst wenig Plastikmüll den ganz normalen Alltag zu bewältigen?

Da doziert niemand mit erhobenem Zeigefinger und sorgt bei den Zuhörern, die alle 14 Tage vier gelbe Säcke zum Abholen an die Straße legen, für ein schlechtes Gewissen. Vielmehr hat auch Jenny Bartels sich erst relativ spät für das Thema interessiert. Auslöser war ein verregneter Wohnwagen-Urlaub. Da habe sie erst einmal wirklich erlebt, wie viel Müll sie und ihr Lebensgefährte eigentlich jeden Tag entsorgt hätten: "Aus den Augen, aus dem Sinn - das war mir danach irgendwie zu einfach."

Als sie dann noch bei einem Aufenthalt auf Helgoland gesehen habe, dass die Basstölpel-Nester zu großen Teilen aus Plastikmüll bestünden, stand für sie fest, dass sie auch in ihrem persönlichen Einkaufs- und Konsumverhalten etwas ändern müsse. Und das tat sie ...

Sie habe zunächst durch Bücher von Expertinnen wie Milena Glimbovski ("Ohne wenn und Abfall") oder Shia Su Tipps erhalten, wie man möglichst Plastikmüll vermeiden kann.

Eine umfangreiche Lektüre ist jedoch gar nicht nötig, wenn man einige praxisnahe Hinweise von Jenny Bartels beherzigt. Ganz vorne auf der "To-do-Liste" steht natürlich das Einkaufsverhalten. Renne ich in der Mittagspause durch den Supermarkt und schnappe mir dieses oder jenes Produkt? Oder fertige ich mir vorab eine Liste mit den Produkten an, die ich tatsächlich auch benötige und die möglichst auch ohne eine Plastikverpackung in den Regalen stehen? In welchen Länden kann ich eigentlich einkaufen, in denen ich meine eigenen Behälter mitbringe, um zum Beispiel Käse oder Fleisch- und Wurstwaren zu transportieren? Und: Warum muss ich eigentlich Shampoo in kleinen Plastik-Verpackungen kaufen, wenn ich auch selbst Haar- oder Ganzkörpershampoo selbst herstellen oder aber auch in speziellen Länden kaufen kann?

Wobei es ein Problem gibt: Der plastikfreie Kauf ist inzwischen in vielen Läden größerer Städte durchaus möglich, aber leider in ländlichen Regionen noch die Ausnahme. Doch das bedeutet für Jenny Bartels nicht, dass es unmöglich ist.

Das beste Beispiel ist für sie der Landfrauenmarkt in Ihlienworth: Dort habe man die Möglichkeit, sich auf ökologisch optimalem Wege zu versorgen. Bereits am 8. und 9. März  könne man in Ihlienworth wieder einkaufen - ohne Plastikmüll.

Auch einige Einkaufsmärkte in der Region stellten sich inzwischen der Thematik und reagieren. So hätten sie Plastikverpackungen aus dem Programm genommen und für alternativen Ersatz gesorgt.

Zudem stellte Jenny Bartels Möglichkeiten vor, selbst Produkte für den täglichen Bedarf herzustellen oder Einwegverpackungen zu vermeiden: "Haarseife" statt Shampoo, Brotaufstrich, Reinigungsmittel oder Nudeln selbst herstellen, Leitungswasser konsumieren, Holzspielzeug an Kinder verschenken oder Brotdosen aus Edelstahl verwenden - es gibt viele Stellschrauben, an denen jeder persönlich drehen kann. Man müsse es nur wollen. Und Jenny Bartels weiß inzwischen aus eigener Erfahrung: "Das ist kein Verlust an Lebensqualität. Es ist für mich eine Bereicherung."

Jenny Bartels erreicht man per E-Mail unter meinwegohneeinweg@web.de. Zudem gibt es mittlerweile bei Facebook eine Gruppe "Plastikfreies Otterndorf".

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Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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