
PCR-Tests im Kreis Cuxhaven: Warum das Prozedere für Verwirrung sorgt
KREIS CUXHAVEN. Die Cuxhavenerin Rebecca Müller (Name von der Redaktion geändert) ist verunsichert: Sie hat Corona-Symptome, dennoch führt ihr Hausarzt keinen PCR-Test zur Abklärung einer möglichen Infektion durch. Experten aus dem Kreis Cuxhaven erklären, was dahinter steckt.
"Ich fühle mich schon seit einer Woche schlapp", schildert die 31-jährige Rebecca Müller. Zu Hause teste sich die Cuxhavenerin regelmäßig mit nasalen Schnelltests, trotz negativer Ergebnisse schellten die Alarmglocken als sie plötzlich starken Husten bekam. Am nächsten Tag folgten Störungen des Geruchsinns. "Beim Duschen konnte ich plötzlich mein Shampoo nicht mehr riechen", erzählt die Cuxhavenerin.
Möchte Gewissheit haben
Auch Düfte von Waschpulver, Seife und von ihrem Frühstücks-Müsli sind abgeschwächt. Müller erklärt: "Ich muss mich konzentrieren, um etwas zu riechen." Ihr sei bewusst, dass diese Symptome bei Erkältungen auftreten können. In Hinblick auf die derzeitige Corona-Lage wolle sie aber Gewissheit haben.
PCR-Test im Schnelltestzentrum?
"Meine Hausarztpraxis teilte mir mit, dass sie keine PCR-Tests mehr anbieten und ich zum Schnelltest-Zentrum muss", sagt Müller. Laut Praxis sei dies die neue Vorgabe. Sich mit derartigen Symptomen unter Menschen zu begeben, kommt für Müller nicht in Frage. Sie versucht weitere Hebel in Bewegung zu setzen.
Große Verwirrung um Prozedere
Unter anderem findet sie heraus, dass sie auf eigene Kosten einen PCR-Test machen könne. Der koste 85 Euro. Nach einem weiteren Gespräch mit der Hausarztpraxis heißt es, sie solle mit dem PCR-Test bis nach dem Wochenende warten, sich in Isolation begeben und am darauf folgenden Montag beim Schnelltest-Zentrum den PCR-Test machen. "Ich bin total verwirrt", sagt Rebecca Müller.
PCR-Test nach positivem Ergebnis von Teststation
Ursache für die Aussage der Hausarztpraxis ist die Bekanntgabe eines neue Gesetzesentwurfs der Testverordnung des Gesundheitsamtes. Folglich dessen sollen PCR-Tests künftig nur durchgeführt werden, wenn ein Antigen-Schnelltest von einer Teststation positiv ist. Eine PCR-Bestätigung sollte nach klinischen Kriterien abgewogen werden.
"Wir befinden uns in einer Übergangsphase"
Landrat Kai-Uwe Bielefeld macht deutlich, dass es sich zunächst um eine Ankündigung handele. "Wir befinden uns in einer Übergangsphase", sagt er. Zwar wurden Änderungen verkündet, eine Anpassung der Testverordnung stehe aber aus und erfolge voraussichtlich in der kommenden Woche. Er fährt fort: "Bis dahin gelten die bisherigen Regelungen fort."
Verweigerung "ist Quatsch"
Der Hemmoorer Hausarzt Dr. Philipp Dietz sagt: "Im Falle der Betroffenen ist die Verweigerung des PCR-Tests völliger Quatsch." Grundsätzlich sei es wichtig aufgrund der Labor-Kapazitäten die Tests sinnvoll einzusetzen. Die Priorisierung der Tests erfolge in seiner Praxis automatisch beim Anlegen im System.
Fast 80 Prozent der von Praxis durchgeführten Tests positiv
Deshalb teste Dietz grundsätzlich Risiko-Patienten sowie diejenigen mit Symptomen. "Wenn jemand derzeit Symptome hat, dann ist Corona wahrscheinlicher als alles andere", so Dietz. Die Grippe-Welle sei mittlerweile überstanden. Die Ergebnisse der praxiseigenen Teststation zeigen: Fast 80 Prozent der durchgeführten PCR-Test sind positive, so Dietz. "Es sollte darum die Pandemie zu kontrollieren, nicht Gesetzen gerecht zu werden", betont der Hausarzt.
"Regeln sehr komplex geworden"
Dass die Cuxhavenerin nicht die einzige ist, die mit großer Unsicherheit zu kämpfen hat, weiß Detlef Haffke, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. "Die Regeln sind dermaßen komplex geworden, dass es immer schwieriger wird durchzublicken", betont Haffke. Das gehe Ärzten, Patienten und auch der Vereinigung selbst so.
Im Einzelfall prüfen ob PCR-Test notwendig
Der Pressesprecher fährt fort: "Der Arzt muss im Einzelfall überprüfen und entscheiden, ob ein PCR-Test notwendig ist." Das gelte solange das Vorhaben nicht in ein Gesetz "gegossen wurde". "Sie dürfen bis dahin PCR-testen, müssen es aber nicht", erklärt Haffke weiter.