
Pflegeheime im Kreis Cuxhaven werden erheblich teurer
KREIS CUXHAVEN. Solche Post dürfte kein Einzelfall sein: Jetzt teilen die Pflegeheime im Kreis Cuxhaven mit, wie sich die Kosten entwickeln. Eine Frau aus Hemmoor soll 500 Euro mehr zahlen.
Ein mehrseitiger Brief sollte sich als echter Schock erweisen: Die Kosten für das Pflegeheim der 82-jährigen Mutter steigen ab September immens. Solche Post dürfte kein Einzelfall sein, sondern dieser Tage vielen Angehörigen ähnlich ins Haus flattern - und sicherlich bei dem einen oder der anderen für Kopfzerbrechen sorgen, wie man das bezahlen kann.
Eigenanteil erheblich gestiegen
Anne Christensen (Name von der Redaktion geändert) ist 60 Jahre alt, sie lebt in Hemmoor und musste ihre demente Mutter im Oktober vorigen Jahres nach einem Sturz ins Pflegeheim geben. Es ging zuhause einfach nicht mehr, von den Beckenbrüchen hatte sich die alte Dame nicht richtig erholt. Die 82-jährige hat Pflegegrad 3. Der Eigenanteil für das Heim beträgt 2592,21 Euro, die Pflegekasse trägt 1262 Euro.
Bisher musste für den Platz im privaten Pflegheim 2071,33 Euro bezahlt werden plus 10 Euro Telefon und die Pflegekasse steuerte 1306,51 Euro bei. Während der Eigenanteil um rund 500 Euro ansteigt, wird die Beteiligung der Pflegekasse sinken. "Ich finde die Summe sportlich", sagt Anna Christensen.
Betreiber von Pflegeheimen können ihre Preise nur im Rahmen von Pflegesatzverhandlungen mit den Pflegekassen und den örtlichen Sozialhilfeträgern vornehmen. Einer der Hintergründe der Preissteigerungen ist, dass ab dem 1. September Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege nach Tarif oder vergleichbar mit einem Tarif bezahlt werden. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Pflegekassen einen Versorgungsvertrag mit stationären Pflegeeinrichtungen schließen können. Bereits im Betreff "Ankündigung einer Erhöhung der Heimentgelte für allgemeine Pflegeleistungen sowie Unterkunft und Verpflegung gemäß § 9 Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz (WBVG)" kündigt das Pflegeheim von Anne Christensens Mutter die Preissteigerung an. Im Schreiben selbst begründet es dies mit tarifgebundenen Lohnanpassungen. Wörtlich heißt es darin unter anderem: "Aus diesem Grund wird unsere Pflegeeinrichtung die Heimentgelte für allgemeine Pflegegeleistungen sowie Unterkunft und Verpflegung voraussichtlich zum 1. September erhöhen, weil sich gegenüber der letzten Vereinbarung die berechnungsgrundlageverändert hat." Aus dem Brief geht hervor, dass in dem Heim künftig Pflegefachkräfte einen Stundenlohn von 22,21 Euro erhalten, mindestens einjährig examiniert Hilfskräfte 18,52 Euro und Pflegehilfskräfte 16,20 Euro.
"Erhöhung ist schon zackig"
Mit der Heimunterbringung an sich ist Anne Christensen sehr zufrieden: "Die Versorgung ist dort wirklich in Ordnung und die Mitarbeiterinnen gehen gut mit den Menschen um. Aber diese Erhöhung ist schon zackig. Wer hat denn so eine Rente und kann das noch zahlen?" Schließlich erhöhten sich ja nicht nur diese Ausgaben erheblich, sondern der Preisanstieg für Lebensmittel und Energie komme in jedem Haushalt noch oben drauf.
Zum Glück könne ihre Familie das stemmen, weil ihre Mutter eine gute Rente habe. Aber die Hemmoorerin macht sich schon Sorge, denn ihr Mann ist ebenfalls ein Pflegefall, er hat Pflegestufe 3, wird aber zu Hause versorgt. Als pensionierter Beamter hat auch er ein vernünftiges Altersauskommen. Das Gedankenkarussell ist in Gang gesetzt. Was passiert, wenn ihr Mann ins Pflegeheim kommt? "Für ihn allein würde es ja reichen, aber was wird, wenn auch ich zum Pflegefall werde? Und was wird, wenn meine Geschäftsgrundlage wegbricht?", fragt sich die Selbstständige.