Qigong-Übungsleiterin Hannelore Peters macht es vor - CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh macht es nach. Foto: Lütt
Qigong-Übungsleiterin Hannelore Peters macht es vor - CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh macht es nach. Foto: Lütt
Selbstversuch

Qigong in Cuxhaven: CN/NEZ-Sportredakteur auf einer Reise durch den Körper

von Jan Unruh | 18.12.2019

CUXHAVEN. Qigong ist keine klassische Sportart. Es ist eine chinesische Bewegungskunst, die Übungen zur Konzentration und Meditation, aber auch Kampfsportelemente beinhaltet. Das reicht aus, damit Qigong unter dem Buchstaben "Q" im Rahmen der Serie "Sportlich von A bis Z" Beachtung findet. 

Entspannung tut gut. Jeder Mensch kann Entspannung gebrauchen. Gerade in der stressigen Weihnachtszeit. Qigong ist mehr als nur Entspannung. Qigong ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist. Auch Kampfkunst-Übungen werden darunter verstanden. Eines vorweg: Der Kampfkunst habe ich mich in meiner Übungsstunde nicht wirklich gewidmet. Es ging gemächlicher zu im Kursus von Hannelore Peters. Die 66-Jährige gibt seit rund zehn Jahren Qigong-Kurse für den Kneipp-Verein Cuxhaven. Die Teilnehmer sind meist schon etwas älter, haben oft Rückenbeschwerden oder andere Wehwehchen. Darauf stellt Hannelore Peters sich ein. Sie richtet sich mit den Übungen nach der Gruppe. Das ist auch gut so, da ich als blutjunger Anfänger erstmals einen Kursus von ihr besuche.

Rund ein Dutzend Teilnehmer breiten sich mit Gymnastikmatten in den Räumlichkeiten des Tanzbodens in Cuxhaven aus. Ich bin mittendrin, verdrücke mich dann aber schnell an den Rand. Erfahrungen hab ich keine mit Qigong. Ich wusste bis kurz vor Kursstart nicht einmal, wie die richtige Aussprache dieser Kampfkunst ist. Hannelore Peters weihte mich glücklicherweise vor Beginn kurz ein in das "Tschigong".

"Qi" ist die Lebensenergie - und die soll mittels Atemübungen durch meinen Körper fließen. Ich arbeite mit dem Atemfluss. Tief einatmen, ausatmen, dabei werden kreisende Bewegungen mit den Händen gemacht. Das soll unter anderem dazu dienen, das Herz-Kreislauf-System und auch das Immunsystem zu stärken. So richtig kann ich mich anfangs nicht darauf konzentrieren. Zu sehr bin ich damit beschäftigt, mir die ruhigen und sanften Bewegungen von Hannelore Peters und den anderen Kursteilnehmern abzuschauen. Aber es wird von Minute zu Minute besser.

Ich lasse mich auf die Bewegungen und die Übungen ein - erst erlebe ich die Atemblume, dann lasse ich die Wolken steigen. So werden zwei einfache Qigong-Übungen zum Mitmachen genannt. Eines ist klar: Peters vermittelt mir und den anderen Kursteilnehmern nur einen winzigen Bruchteil des Qigong. Wie vielseitig diese Bewegungstherapie ist, erläutert sie mir im Anschluss an unsere Übungsstunde. Während des Unterrichts bleibt dafür keine Zeit. Es würde die Stunde sprengen und die Konzentration stören.

Plötzlich klingelt das Handy

Denn eines ist ganz wichtig beim Qigong: Ruhe. Die wird während des Schnupperkurses nur einmal kurz gestört - durch ein Handyklingeln. Es war glücklicherweise nicht meins. Doch die Situation wird mit Humor genommen, wenngleich die Konzentration danach wieder hochgefahren wird. Es herrscht die ganze Zeit eine sehr stark meditative Stimmung in dem kleinen Raum in der Friedrich-Carl-Straße. Qigong ist Entschleunigung pur. Man konzentriert sich nur auf seinen Körper - darauf, das "Qi" wegzuschaufeln, in den Himmel zu blicken oder über das Meer zu fliegen, wie es in den Anleitungen heißt. Diese bildstarke Heilgymnastik schafft im Idealfall eine ruhige, zufriedene Geisteshaltung. Statt unnötig Energie zu verbrauchen, tankt man Kraft und speichert sie für den Alltag. Gut, vielleicht nicht in der ersten Stunde, aber das Prinzip leuchtet mir ein. Qigong eignet sich hervorragend als Ausgleich zum Alltag. Doch dafür muss man eines können: Loslassen. Das ist meine härteste Aufgabe an diesem Tag.

Während der Abschlussübung - einer Fantasiereise durch den Körper - ertönen sanfte Klänge. Ich liege auf meiner Matte, reise gedanklich durch meinen Körper, von den Zehen bis zum Kopf. Dabei spricht Hannelore Peters mit ruhiger Stimme. Entspannung ist angesagt. Doch in Gedanken bin ich noch ganz woanders. Wie sieht die Zeitungsseite für morgen aus? Habe ich die Leselampe zu Hause ausgeschaltet? Was esse ich heute Abend? Ich kann mich nicht richtig fallenlassen. "Das muss man üben", sagt mir Hannelore Peters danach. Es ist die wahrscheinlich härteste Übung des Qigong. Wenn man diese bewältigt hat, bietet diese Therapiesportart eine ganze Menge. Geduld und Gelassenheit ist gefragt. Es geht nicht um Leistung oder Power, sondern um Vitalität, seelische und körperliche Ausgeglichenheit. Das ist auch ein Aspekt, warum viele ältere Menschen Qigong betreiben. Da man zwar an seinem Atem arbeitet, aber nie wirklich aus der Puste gerät ...

Was ist Qigong?

Qigong, in geläufiger deutscher Schreibweise auch Chigong, ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist. Auch Kampfkunst-Übungen werden darunter verstanden. Zur Praxis gehören Atemübungen, Körper- und Bewegungsübungen, Konzentrationsübungen und Meditationsübungen. Die Übungen sollen der Harmonisierung und Regulierung des Qi-Flusses im Körper dienen.

In den 1950er-Jahren wurde der Name Qigong von dem Arzt Liu Guizhen für diese Gesundheitsübungen verwendet, der in seiner Arbeit Techniken alter Tradition zur Förderung und Stabilisierung des Energiehaushaltes des Körpers und zur Behandlung von Krankheiten verwendete.

Qigong-Kurse werden häufig in Volkshochschulen, Fitness- oder Kampfsport-Studios angeboten. Ist der Qigong-Lehrer zertifiziert, beteiligen sich viele Kassen mit bis zu 80 Prozent an den Kosten.

In Cuxhaven bietet unter anderem der Kneipp-Verein Kurse an. Weitere Informationen gibt es im Internet unter: www.kneipp-verein-cuxhaven.de.

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