
Regel-Chaos im Kreis Cuxhaven: Gericht sorgt für Verwirrung bei Disco-Gästen
KREIS CUXHAVEN. Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hat die Maskenpflicht für Discos und Clubs im Kreis Cuxhaven gestrichen, nur um sie zwei Wochen später wieder zu erlassen - allerdings nur für kurze Zeit.
Die Betreiberinnen und Betreiber der hiesigen Clubs und Diskotheken sind empört. Innerhalb weniger Tage änderten sich die Regelungen zur Maskenpflicht in Niedersachsens Party-Lokalen mehrfach. Ein Chaos inmitten der sowieso stark angespannten Pandemie-Lage.
Begonnen hat das Durcheinander mit der vorläufigen Außerkraftsetzung der Maskenpflicht für Diskotheken, Clubs, Shisha-Bars und ähnlichen Betrieben am 11. März. Damit gab das Oberverwaltungsgericht Lüneburg der Klage eines Osnabrücker Betriebes statt, da laut den Richtern ohne nachvollziehbaren Grund Ausnahmen von der Maskenpflicht fehlen würden. So wurde zunächst ein aufgelockertes Feiern ohne größere Auflagen ermöglicht und die Verantwortlichen konnten nach langer Zeit wieder Planungen für ein lange vergessenes Party-Erlebnis in Gang bringen.
Das zahlte sich dann auch für ein Wochenende aus. Mit großer Freude wurde in der Zeit ohne Maskenpflicht gefeiert. "Es war ein völliger Hype", berichtet Silke Schoon Abal-Nunez, die Betreiberin der Diskothek "Flair" in der Cuxhavener Innenstadt.
Notwendige Schutzmaßnahme
Doch genau zwei Wochen später - am vergangenen Freitag - folgte vom gleichen Oberverwaltungsgericht die Rolle rückwärts. Die Maskenpflicht bleibe bestehen, da sie eine notwendige Schutzmaßnahme im Sinne des Infektionsschutzgesetzes sei, argumentierten die Richter nun.
So sahen sich die Veranstaltenden erneut mit kurzfristigen und schwerwiegenden Änderungen direkt vor dem Wochenende konfrontiert, auf die sie sich kurzfristig einstellen mussten. Für Flair-Betreiberin Silke Schoon Abal-Nunez folgten laut eigener Aussage Tage der Ungewissheit, da sie nicht sicher gewesen sei, wie sich die Regeln in naher Zukunft gestalten würden. Aber auch für die Party-Gäste seien die Verordnungen nur schwer zu begreifen gewesen: Viele Leute hätten genervt reagiert. "Alle schütteln mit dem Kopf. Sie wissen nicht mehr, was gerade los ist", schildert die Betreiberin des Flairs die Situation am vergangenen Wochenende.
Die Stimmung sei deutlich gedämpfter gewesen. Dabei scheine die Ungewissheit über die geltenden Regeln neben den vieles beherrschenden Themen - dem Krieg in der Ukraine und dem aktuellen Infektionsgeschehen des Coronavirus - ein weiterer Stimmungssenker zu sein. Angesichts der aktuellen Infektionszahlen scheinen Schutzmaßnahmen vor dem Corona-Virus aber alles andere als unbegründet. Gerade in den zwei Wochen ohne Maskenpflicht in den Clubs und Diskotheken hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Cuxhaven von 1097 am 11. März auf 2591 am 25. März mehr als verdoppelt.
Infektionsketten?
Ob die steigende Inzidenz und der Betrieb in Party-Lokalen im Zusammenhang miteinander stehen, ist allerdings unklar: Das Gesundheitsamt führt aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens momentan keine ausführliche Kontaktnachverfolgung mehr durch. Daher könne nicht nachgewiesen werden, ob sich durch Party-Gänger Infektionsketten bilden, wie Landkreis-Sprecherin Kirsten von der Lieth auf Nachfrage mitteilt. Nach Informationen unserer Zeitung soll es aber zumindest einen größeren Corona-Ausbruch infolge einer Party-Nacht vor zwei Wochen in einem Lokal im Kreis Cuxhaven gegeben haben.
Zukunft bleibt spannend
Ein weiteres Kuriosum wartet am Wochenende auf das Party-Volk: Die Maskenpflicht gilt nur noch am Freitag und am Sonnabendabend bis 23.59 Uhr. Ab 0 Uhr dürfen die Gäste die Masken dann abnehmen. Denn ab Sonntag, 3. April, fällt ein Großteil der aktuell geltenden Corona-Maßnahmen endgültig weg - darunter auch die Maskenpflicht. Wie sich die Lockerungen auf das Infektionsgeschehen auswirken, bleibt abzuwarten. Aber zumindest die Clubs und Diskotheken im Cuxland dürften sich nach diesem Wochenende wieder auf einfachere Planung freuen.
Letztendlich bleibt eine gemischte Gefühlslage bei den Verantwortlichen. Flair-Betreiberin Silke Schoon Abal-Nunez kann es noch nicht ganz glauben: "Nach gut zwei Jahren mit vielen Höhen und Tiefen weiterhin geöffnet zu haben - Hurra!" Dennoch bleibe die Angst, dass weitere Einschränkungen für ihren Betrieb und damit zusammenhängende Rückschläge kommen werden.
Von Felix Poit