Zusehends verkommt das markante Fachwerkgebäude "Zur Schleuse" beim Hafen in Otterndorf am Eingang zum Ferienhausgebiet. Foto: Kramp
Zusehends verkommt das markante Fachwerkgebäude "Zur Schleuse" beim Hafen in Otterndorf am Eingang zum Ferienhausgebiet. Foto: Kramp
Ehemaliges Gasthaus

Schifferkneipe in Otterndorf: Frust über Schandfleck im Feriengebiet

von Wiebke Kramp | 03.06.2021

OTTERNDORF. Das denkmalgeschützte ehemalige Gasthaus "Zur Schleuse" bleibt ein Schandfleck in Otterndorf. Das Haus verfällt weiter, ohne dass sich jemand kümmert.

"Goodbye Jonny" oder "La Paloma" sind längst verklungen. Die urige Schifferkneipe ist Vergangenheit. Das traditionsreiche historische "Gasthaus zur Schleuse" in bester touristischer Hafenlage ist heute ein Schandfleck im blitzeblanken Otterndorf. Das Gebäude ist vom Tod gezeichnet. Der Zahn der Zeit sowie Wind und Wetter nagen skrupellos an dem Bau.

Seit nunmehr zehn Jahren ruht der Betrieb in der historischen Schankwirtschaft. Das unter Denkmalschutz stehende Fachwerkhaus verlottert zusehends. Die Fassade bröckelt, das Reetdach vermoost, Lack blättert von den Fensterläden. Eine ausgestopfte Seemöwe hinter verschmierten Scheiben dient als unheimliche Reminiszenz an die einst maritime Ausrichtung. Das tote Tier unterstreicht die morbide Atmosphäre.

Modergeruch

Kaum vorstellbar, dass hier noch vor zehn Jahren Finkenwerder Scholle unter den als Deko gespannten Fischernetzen verzehrt werden konnte. Jetzt zieht aus einem zerbrochenen Fenster muffiger Modergeruch, wie man ihn man von feuchten Kellern oder Dachböden kennt.

Die Geschichte des Hauses reicht zurück bis ins 16. und 17. Jahrhundert. Genau datieren lässt sich der Bau nicht, allerdings soll eine Balkeninschrift im Gebäude mit der Jahreszahl 1672 aufwarten.

Zahrte wird deutlich

Ein Stachel im Auge ist das verlotterte Haus am Eingang des Ferienhausgebietes Stadtdirektor Harald Zahrte. Als der marode Zustand auf der jüngsten Stadtratssitzung durch einen Einwohner aufs Tapet gebracht wurde, platzte dem sonst auf seine Worte achtenden Stadtdirektor der Kragen.

"Dieser Schandfleck passt da nicht hin, der private Eigentümer lässt es verkommen, dass es mir in meiner Seele weh tut. Er hat zwar viele Ideen, die kommen aber nicht aus seinem Kopf in handwerkliche Fähigkeiten hinein."

Ankündigungen habe es etliche gegeben, ohne dass eine Umsetzung in die Tat erfolgt wäre. Mehrfach, so Zahrte, habe man seitens der Stadt Hilfestellung und Unterstützung signalisiert sowie versucht, Brücken zu bauen, aber nichts sei passiert. Der Eigentümer habe zwar Forderungen, sei aber sei noch nicht mal in der Lage, Anträge zu stellen. Diese Ruine verschandelt das Fleckchen hinterm grünen Elbdeich, ein ansonsten ein pittoreskes Postkartenidyll. Die nachbarlichen Reetdachhäuschen und Gärten in diesem historischen Ensemble sind liebevoll hergerichtet und gepflegt.

Kommune ist machtlos

Harald Zahrte sagt, man habe keine Handhabe als Kommune, solange kein baugefährdender Zustand herrsche. Aber er sichert zu, den Landkreis als Untere Denkmalschutzbehörde dies klären zu lassen.

Vor zehn Jahren wurde der Betrieb abrupt beendet. Anfang Juli 2011 schloss der Gerichtsvollzieher die Gaststätte. Vorher hatte es Differenzen und Rechtsstreitigkeiten wegen Renovierungsstau und Finanzen zwischen Pächterin und Besitzer gegeben. Die Erbengemeinschaft versuchte, einen neuen Besitzer zu finden. Lange vergeblich. 2017 kaufte ein Ehepaar aus Nordleda das alte Gasthaus und kündigte an, es in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde in Schuss zu bringen.

Aber sämtliche von den Eigentümern angekündigten und präsentierten Pläne blieben Luftschlösser - und das historische Haus verfällt, vergammelt und leidet weiter.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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