Eine spiegelglatte Wasseroberfläche und Sonnenschein: Die Bedingungen für CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh beim Ruderabenteuer auf dem Hadelner Kanal hätten kaum besser sein können. Foto: Carl Reinke
Eine spiegelglatte Wasseroberfläche und Sonnenschein: Die Bedingungen für CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh beim Ruderabenteuer auf dem Hadelner Kanal hätten kaum besser sein können. Foto: Carl Reinke
"Sportlich von A bis Z"

Schlag auf Schlag: CN/NEZ-Sportredakteur rudert durch Hadeln

von Jan Unruh | 08.01.2020

KREIS CUXHAVEN. Für den Buchstaben "R" in unserer Serie "Sportlich von A bis Z" hat sich CN/NEZ-Sportredakteur Jan Unruh aufs Wasser begeben. Rudern stand auf dem Programm. Zum ersten Mal in seinem Leben saß er in einem Ruderboot.

An seiner Seite: Bjarne Götjen, ein talentierter Ruderer des TSV Otterndorf. Ihm war es auch zu verdanken, dass sich der Renn-Zweier halbwegs sicher und stabil über den Hadler Kanal bewegte.

Es ist nicht die typische Jahreszeit zum Rudern. Im Winter verschlägt es nur die hart gesottenen und ambitionierten Ruderer aufs Wasser - und mich. Doch ich habe einmal mehr Glück bei der Terminauswahl. Bei strahlendem Sonnenschein und einer für die Wintermonate angenehmen Außentemperatur von acht Grad Celsius starte ich mein erstes Ruderabenteuer. Was noch wichtiger ist: Es ist windstill an diesem Tag. Die Bedingungen für den Selbstversuch waren perfekt. Und so durfte ich die schöne und idyllische Seite des Ruderns in vollen Zügen kennenlernen.

Doch bevor es auf das Wasser ging, standen Trockenübungen an. Im kleinen Kraftraum am Bootshaus zeigten mir Trainer Martin Ramm und Ruder-Weltmeister Carl Reinke, der zu der Zeit auf Heimatbesuch war, die Techniken dieser Sportart. Am Ergometer ging es darum, die richtige Schlagfrequenz zu finden und den Bewegungsablauf zu verinnerlichen. "Kraft brauchst du eigentlich nicht", sagt Reinke. Gut so, die hab ich auch nicht, entgegne ich. Reinke muss es schließlich wissen. Im Achter wurde er im Jahr 2015 U23-Weltmeister mit der Deutschen Nationalmannschaft. Mittlerweile lebt und rudert der 26-Jährige in Hannover. Mit dem Ergometer kennt er sich natürlich aus. Es dient nicht nur im Winter als optimales Trainingsgerät. Mittlerweile werden sogar große Meisterschaften im "Indoor Rowing" veranstaltet. Für mich diente diese kurze Einheit aber wirklich nur zum Kennenlernen des richtigen Bewegungsablaufes. Dieser war nach drei Minuten an dem Gerät zwar nicht perfekt, aber es sollte für mein erstes Ruderabenteuer reichen.

In ein Einer-Boot wollte mich Trainer Martin Ramm aber dann doch nicht stecken. Er stellte mir den 17-jährigen Bjarne Götjen zur Seite, der mit mir im Zweier aufs Wasser gehen sollte. Bjarne war es auch, der mir die Besonderheiten des Bootes und der Skulls - so werden die Ruder genannt - zeigte. Knapp neun Meter ist das Boot lang, mit dem wir auf den Hadler Kanal gehen werden. Es ist nicht das schnellste Boot im Stall des TSV Otterndorf, aber ein Rennboot. Im Jahr 2014 wurde dieses von der russischen Nationalmannschaft bei den Para-Weltmeisterschaften in den Niederlanden gefahren. Dort erwarb Ramm den Zweier dann auch. Im Vergleich zu den Rennbooten der besten Ruderer der Welt ist dieses Boot etwas breiter. Für mich ganz gut, denn so liegt es stabiler im Wasser und die Kentergefahr ist relativ gering. Wackelig war es trotzdem. Als das Boot im Wasser lag, wurden zu allererst die Skulls in die Dollen eingelegt. Erst danach stiegen Götjen und ich in das Boot. Es war schon ein mulmiges Gefühl, als wir uns vom Steg wegdrückten. Gut, dass Bjarne Götjen hinter mir saß und auf meine fehlerhaften Bewegungen reagieren konnte. Genauer gesagt: Er glich sie einfach aus. Denn im Vergleich zu den Trockenübungen, war es doch ein ganz anderes Gefühl auf dem Wasser. Denn neben dem Bewegungsablauf musste ich nun auch auf die richtige Stellung der Skulls achten. Gar nicht so einfach.

Tempo ist nicht entscheidend

"Am Ergometer ist es einfacher, aber nicht so schön", sagt mein Ruderpartner als er merkt, dass ich doch meine Probleme mit dem Bewegungsablauf habe. Und er hat Recht. Es herrschte eine ruhige und idyllische Stimmung auf dem Kanal. Langsam gleiten wir über das Wasser. Das Boot stockt nur, weil ich ein ums andere Mal mit den beiden Rudern durcheinander komme. Götjen nimmt es gelassen, baut mich immer wieder auf. Er hätte schon schlechtere Anfänger vor sich gehabt, sagt er. Ob es stimmt, weiß ich natürlich nicht. Zumindest baut es mich für den Moment auf. Und im Verlaufe der Trainingseinheit werden auch meine Ruderbewegungen flüssiger. Nicht gut, aber wir gleiten besser über den Kanal als zu Beginn. Knapp 3,5 Kilometer legen wir an diesem Tag zurück - ohne großes Tempo natürlich. Über 20 Kilometer pro Stunde könnte das Boot fahren. Wir schaffen nicht einmal 10 Stundenkilometer. Tempo ist auch nicht gefordert in diesem Fall. Darauf kommt es erst an, wenn man in den Leistungssport einsteigen will. Doch Rudern bietet mehr als das. Der Breitensport spielt eine gewichtige Rolle - auch im TSV Otterndorf. Neben dem Rennrudern steht auch das Wanderrudern hoch im Kurs. Über 40 Boote sind zu diesen Zwecken in dem kleinen Bootshaus am Beufleth untergebracht. Diese sind teilweise bis zu 60 Jahre alt, bestätigt Abteilungsleiter Holger Heitsch. Aber der Verein hat eben auch hochmoderne Rennboote der neuesten Genaration. Das zeigt die Breite und Vielfalt des Sports ganz gut.

Als ich bei meiner Ruderpremiere wieder am Steg anlege, bin ich erst einmal erleichtert. Vordergründiges Ziel war es, nicht zu kentern. Das haben wir geschafft, beziehungsweise mein Partner hat dafür gesorgt. Mit ein bisschen Training dürfte aber auch diese Unsicherheit schnell verfliegen, sodass man sich auf die schönen Dinge des Ruderns konzentrieren kann. Verbunden mit der Natur und der beruhigenden Wirkung des Wassers ist Rudern somit nicht nur eine Wohltat für den Körper - sondern auch für den Geist.

Rudern

Der Ausdruck Rudern bezeichnet allgemein die Fortbewegung eines Wasserfahrzeuges durch menschliche Kraft mittels Riemen oder Skulls. Beim Skullen hält ein Ruderer in jeder Hand jeweils ein Ruder: das sogenannte Skull. Beim Riemenrudern hingegen hält der Ruderer ein Ruder, den Riemen, mit beiden Händen.

Rudern ist heute eine Kraftausdauer-Sportart, bei der Boote auf dem Wasser fahren, in denen - je nach Bootsgattung - unterschiedlich viele Leute sitzen: Die Spanne reicht in den olympischen Bootsgattungen vom Einer (auch Skiff genannt) bis zum Achter.

Die größte Ruderabteilung in der hiesigen Region hat der TSV Otterndorf. Ihre Heimat haben sie im Bootshaus am Hadeler Kanal gefunden. Dort werden über 40 Boote der verschiedenen Klassen gelagert. Höhepunkt des Jahres ist die alljährliche Ruderregatta des TSV, die im kommenden Jahr bereits zum 54. Mal stattfindet.

Auch eine räumliche Veränderung steht bei den Ruderern des TSV Otterndorf an. Im Bootshaus am Beufleth soll ein neuer Trainings-/Kraftraum entstehen. Der jetzige Raum ist zu klein, um den vielen Ruderern des Vereins gerecht zu werden. Die Planungen sind schon weit fortgeschritten. Nun geht es um die Finanzierung. Noch im Frühjahr soll eine Entscheidung fallen, wann und wie das Projekt umgesetzt wird.

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