CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt (r.) bildete mit Jan Kraßmann ein Doppel. Hier versucht sich der Anfänger an einem Volleyschlag. Während Lütts Vorhandschläge meistens über das Netz gingen, waren die Aktionen mit der Rückhand häufiger nicht so erfolgreich. Fotos: Unruh
CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt (r.) bildete mit Jan Kraßmann ein Doppel. Hier versucht sich der Anfänger an einem Volleyschlag. Während Lütts Vorhandschläge meistens über das Netz gingen, waren die Aktionen mit der Rückhand häufiger nicht so erfolgreich. Fotos: Unruh
"Sportlich von A bis Z"

Selbstversuch beim Padel in Cuxhaven: Mehr als nur Tennis im Käfig

von Frank Lütt | 11.12.2019

CUXHAVEN. Im Rahmen unserer Serie "Sportlich von A bis Z" führt das P den CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt zu einem in Deutschland noch recht jungen Sport, nämlich zum Padel. Diese aus Latein- und Südamerika stammende Rückschlag-Sportart wird in Cuxhaven beim SC Schwarz-Weiß betrieben.

Zwei Courts stehen im Außengelände zur Verfügung. Und anders als Tennisspieler gehen Padeleros auch zu dieser Jahreszeit auf ihre Plätze.

Sie sind immer noch die Exoten auf der Anlage von Schwarz-Weiß, aber immerhin vergrößert sich sukzessive ihr Kreis. Ehemalige Badminton- oder auch Tennisspieler, aber auch aktuelle, finden immer häufiger den Weg zur recht jungen Sportart. Manch einer der älteren Generation wird sich eher an das Speckbrett-Spiel erinnern, das schon vor 90 Jahren in Deutschland eher zufällig entdeckt wurde, mittlerweile aber kaum noch Beachtung findet. In Berlin und Münster sind die Hochburgen des in die Jahre gekommenen Sports. Padel ist dagegen auf dem Vormarsch. Es wirkt jünger und frischer, dynamischer durch Einbeziehen der Glaswände ins Spiel. Padel hat weltweit Zuwachsraten, wird national und international gespielt. Viele Deutsche haben es im Spanien-Urlaub kennengelernt, als eine nette Freizeitbeschäftigung.

Es gibt aktive Tennisspieler, die Padel noch belächeln. Obwohl es Parallelen gibt, sind die Ansprüche an die Spieler doch teilweise sehr unterschiedlich. Abteilungsleiter Jan Kraßmann ist von seiner Sportart überzeugt: "Tennis ist wie Dame und Padel wie Schach." Durch das mögliche Spiel mit der Bande gebe es viele Variationen bei den Schlägen und der Körper muss noch mehr und noch schneller auf überraschende Situationen eingestellt werden, räumt Gregor Saßerath ein, der als ambitionierter Tennisspieler auch viel Freude am Padel hat. Die beiden Cracks erklären mir den massiven, aber relativ leichten Schläger. Ein Band am Ende des Griffs wird um das Handgelenk gewickelt, damit sich das Sportgerät nicht ungewollt zu einem gefährlichen Flugobjekt auf dem Court entwickelt.

Mit der Nummer eins

Bei den herrschenden Bedingungen, es gibt bei recht niedrigen Temperaturen immer wieder Regenschauer, würden Tennisspieler schon nicht mehr den Platz betreten. Padeleros seien da schon härter im Nehmen, versichert mir Kraßmann, der in der Landesverbandsrangliste bestplatzierte Cuxhavener. Ich darf an diesem Tag mit der Nummer eins des Clubs ein Doppel bilden. Uns gegenüber stehen die routinierten Gregor Saßerath und Jörg Winkler.

Das Durchschnittsalter in dieser Begegnung liegt bei über 50 Jahren. "Beim Padel sind die Wege nicht so weit wie beim Tennis, deshalb können hier auch ältere Spieler noch sehr gute Leistungen zeigen", macht Saßerath deutlich. Schon beim Einschlagen überrascht mich das Spielgerät. Mein erster Schlag geht gleich viel zu weit an die rückwärtige Scheibe. "Du musst mehr den Ball drücken, also mit dem ganzen Oberkörper eine Rotationsbewegung machen. Beim Padel wird nicht aus dem Unterarm oder aus dem Handgelenk heraus geschlagen", erklärt Kraßmann. Der Aufschlag hat auch noch etwas Besonderes, denn er darf nicht über Hüfthöhe ausgeführt werden. Ich soll den Ball auf den Boden fallen lassen und ihn dann schlagen, wenn er wieder hochkommt.

Der erste von zwei Gewinnsätzen beginnt. Schnell wird deutlich, dass unsere Gegner ausgeglichener besetzt sind. Jan Kraßmann scheint mit erhöhter Laufbereitschaft ausgleichen zu wollen, dass ich als Anfänger an seiner Seite stehe. Der einem Tennisball sehr ähnliche Ball springe an diesem Tag nicht so hoch ab, weil er und das Spielfeld feucht sind. Auch an der Scheibe springe er nicht wie üblich ab. "Der Ball glitscht mehr ab", zeigt Kraßmann großes Verständnis dafür, dass ich bei einem Rettungsversuch in der Defensive eher ungelenk in die Knie gehe. Chancenlos geben wir den ersten Durchgang mit 1:6 ab, lediglich Jan hat ein eigenes Aufschlagspiel durchgebracht. Meine Angaben sind einfach nicht gefährlich genug, um den Gegner unter Druck zu setzen.

Mittlerweile ist der Regen stärker geworden, durch meine Brillengläser sehe ich nicht mehr viel. Jan hat als Brillenträger sich zusätzlich mit einer Schirmmütze geschützt, sodass er besser den Durchblick behält. Obwohl die Ballwechsel nun deutlich länger andauern, geht auch der zweite Satz mit 2:6 ebenfalls verloren.

"Das Rote in den Augen"

Nach dieser Niederlage in zwei Sätzen folgt gleich die Revanche. "Wir müssen über die Kondition kommen", sage ich mit einem Augenzwinkern zu Jan. Und wir legen tatsächlich zu, uns gelingen sogar Breaks gegen Jörg und Gregor, die aber knapp mit 6:4 die Oberhand behielten. Allmählich traue ich mir auch mehr zu. Aber Übermut wird auch beim Padel gnadenlos bestraft. Nach einem zu kurz geratenen Lob von Gregor will ich den Ball mit ordentlich Schmackes in das gegnerische Feld pfeffern. Doch ich bringe das Kunststück fertig, keine zwei Meter vom Netz entfernt den Ball in die Maschen zu donnern. "Er hatte schon das Rote in den Augen", scherzt Jörg während ich mich maßlos über mein Unvermögen ärgere. Doch auch die Gegenseite macht ähnliche Fehler, sodass dieser Satz eng bleibt. Nun bringe ich auch mal meinen Aufschlag durch und es steht 5:5. Zum Schluss verlieren wir allerdings mit 5:7.

Insgesamt gesehen ging es von der Leistung schon nach oben - und bei einem möglichen nächsten Aufeinandertreffen dürfte durchaus auch ein Sieg drin sein. Denn Spaß macht diese Sportart definitiv. Und mit ein bisschen mehr Training wäre ich für meinen Doppelpartner sicherlich auch eine bessere Hilfe als bei meiner Premiere ...

Ein Verein:

Beim Sportclub Schwarz-Weiß Cuxhaven gibt es schon seit Frühjahr 2010 die Padel-Abteilung. Im April 2011 gab es dann einen besonderen Anlass bei dem Verein am Feldweg in Cuxhaven. Es wurden zwei Padel-Plätze feierlich eröffnet. Zwischen den Tennisplätzen neben dem alten Clubhaus wurden die mit hohen Glasscheiben und Zäunen abgegrenzten Courts errichtet. Die Abteilung hat aktuell 36 Mitglieder. Eines davon, nämlich Martin Sukal, hat 2018 an der Senioren-WM in Spanien teilgenommen. Padel ist für Frauen und Männer geeignet. Häufig spielen auch Paare gegeneinander. Wer sich näher informieren möchte, kann sich an Jan Kraßmann wenden, Handy 01 63-6 29 77 58,

E-Mail info@padel-pirates.de.

Padel:

Padel-Tennis, richtigerweise einfach Padel genannt, ist kurz gesagt eine Mischung aus Tennis und Squash. Es wird mit massiven kurzen Schlägern aus Kunststoff, Grafit, Fiberglas etc., ähnlich den früher verbreiteten Speckbrettern (massive Holzschläger mit Löchern), in einem wie beim Tennis unterteilten Spielfeld (20 x 10 Meter) gespielt, wobei, im Gegensatz zum Tennis das Spielfeld durch drei Meter hohe Wände aus Glas und Maschendrahtzaun begrenzt ist. Diese Wände werden auch in das Spiel einbezogen. Padel wird nur im Doppel gespielt. Gezählt wird wie beim Tennis (15, 30, 40, Spiel) und es werden genauso Sätze gespielt. Padel ist besonders populär im Ursprungsland Mexiko, in Südamerika und in Spanien.

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

fluett@no-spamcuxonline.de

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