CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt (rotes Trikot) durfte als Base beim Shoulder Stand fungieren. Foto: Grewe
CN/NEZ-Sportredakteur Frank Lütt (rotes Trikot) durfte als Base beim Shoulder Stand fungieren. Foto: Grewe
Sportlich von A bis Z

Selbstversuch: So schlug sich der CN/NEZ-Sportreporter beim Cheerleading

von Frank Lütt | 11.09.2019

CUXHAVEN. Um einmal einen Einblick in die Bandbreite der hiesigen Sportlandschaft zu geben, wagen die CN/NEZ-Sportredakteure Selbstversuche. Heute: Cheerleading.

In unserer Serie "Sportlich von A bis Z" präsentieren wir ausgewählte Sportarten. Heute ist das C dran: Cheerleading ist auch in Deutschland längst nicht mehr nur Beiprogramm. Es ist ein anspruchsvoller Sport, der neben Kraft und Beweglichkeit auch viel Koordinationsfähigkeit abverlangt.

Cheerleading ist heutzutage nicht mehr nur Anfeuerung beim American Football oder beim Basketball, Cheerleading ist mittlerweile selbst ein viel beachteter Sport. Und er soll sich noch weiter entwickeln. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) fördert ihn, sodass eventuell 2024 Cheerleading als Vorführwettbewerb bei Olympia dabei ist. Hier in der Region wird dieser Sport auch schon im 20. Jahr bei Rot-Weiss Cuxhaven betrieben. Diese Abteilung bereitete sich bei einem Wochenend-Zeltlager in der Wingst auf die nun anstehende Saison vor. Die beiden Gruppen - "Starlights" (ab zwölf Jahre) und "Twinkles" (fünf bis elf Jahre) - wollen schließlich jetzt bei Straßenfesten und ähnlichen Aktivitäten sowie bei den Heimspielen der American Footballer von den Ritterhude Badgers eine gute Figur machen.

Bei dieser Trainingseinheit probiere ich mich aus. Das Warmlaufen auf dem hügeligen Gelände treibt den Puls schon mal etwas in die Höhe. Auf dem Trainingsplatz wird die Musik eingeschaltet, mit Rhythmus soll es besser gehen. Headcoach Jasmin Packijanathan und C-Trainerin Milena Ebs geben klare Anweisungen. Eine Bewegungsfolge, die sich aus Hüpfen, Strecken und Armeschwingen zusammensetzt, machen die beiden Coaches mit einem strahlenden Lächeln vor.

Augsburger Puppenkiste

Bei mir wird es eher ein verkniffenes Lächeln aus Verlegenheit. Rhythmus und Koordination gehören nicht zu meinen Kernkompetenzen. Während die Lütten um mich herum locker und flockig ihre Übungen absolvieren, wirkt es bei mir eher wie in der Augsburger Puppenkiste, wenn sich allerdings auch noch die Fäden miteinander vertüdelt haben. Immerhin unterhalte ich die zuschauenden Betreuer und Eltern. Nach einigen Korrekturen von außen geht es einigermaßen. Nach mehreren Strecksprüngen, die wir in der Hocke abfedern, habe ich die ersten Schweißtropfen auf der Stirn. Das Laufen auf der Stelle schließt sich an, erst dabei mit den Hacken bis an den Allerwertesten heran, dann die Knie hoch hinaus. Unsere beiden Vorturnerinnen strahlen weiterhin um die Wette, während wir Jungs in der letzten Reihe doch deutlich ruhiger und konzentrierter werden.

Elemente des Bodenturnens

Ohne Beweglichkeit geht Cheerleading nicht, so ist der Stretching-Teil dann auch besonders wichtig. Als hüftsteifer, älter werdender Ballsportler komme ich erwartungsgemäß mit meinen Händen bei durchgedrückten Beinen nicht auf den Boden. Früher ging das. Auch bei den folgenden Übungen am Boden sehe ich alt aus. Ich rede mir gut zu, dass meine Unbeweglichkeit im Vergleich mit den jungen Mitstreitern einfach an den längeren Extremitäten und der größeren Muskelmasse liegt. Bei den Dehnübungen im Stehen für Beine, Rumpf und Arme läuft es wieder besser. Die Trinkpause haben wir uns jetzt aber auch verdient. Headcoach Jasmin, die schon seit 2009 zu den "Starlights" gehört und an ihrem vorherigen Wohnort schon Cheerleading betrieben hatte, erklärt ihre Passion für diesen Sport: "Es macht einfach Spaß. Man muss so viele unterschiedliche Sachen machen. Hier sind natürlich einige Elemente des Bodenturnens drin. Du brauchst Kraft, Technik, Feinmotorik, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination. Vielen Kindern fehlt dies heutzutage." In ihrer Abteilung erhalte aber jedes Kind die Möglichkeit, sich zu verbessern. "Wir nehmen alle mit", betont Jasmin. Ob sie mich meinte? Sie lächelte dabei so mitleidend... Der nächste Trainingsteil sieht schon viel mehr nach Cheerleading aus, es werden Stunts beziehungsweise Pyramiden geübt. Erst darf ich aus sicherer Entfernung das Geschehen verfolgen, ehe Jasmin mich als Back-Spotter einsetzt. Ich stehe hinten, helfe einem Mädchen nach oben. Es steht nun auf den Händen der beiden seitlich postierten Jungen. Ich umfasse weisungsgemäß die Fußgelenke. Und dann springt sie ab, lässt sich nach hinten fliegen. Ihr Rücken kommt mir entgegen. Die dreiköpfige Base - also die beiden Jungs und ich - fangen sie sicher auf. Puh, aufregendes Debüt für mich. Auch bei den Wiederholungen läuft zum Glück alles glatt.

Es geht hoch hinaus

Jetzt geht es noch ein Stockwerk höher: Ich darf zuschauen, wie sich die Pyramide scheinbar mühelos aufbaut. Zwei Mädchen stehen auf den Rücken dreier nach vorne beugender Kollegen. Das Duo stützt sich nach vorn bei zwei weiteren auf den Schultern ab, damit ein anderes Mädchen sozusagen in den zweiten Stock krabbelt und oben strahlend die Arme zur Seite macht. Mir wird beim Zugucken schon blümerant.

"Jetzt machst Du wieder mit, beim Shoulder Stand", holt mich Jasmin aus meiner Phase des Erstaunens heraus. Kopf- oder Handstand hätte ich ja gekannt, Schulterstand nicht. Der Headcoach sucht mir eine relativ kleine Partnerin aus, ein wahres Leichtgewicht.

"Du musst etwas in die Knie gehen, dann steigt sie mit einem Fuß auf Deinen Oberschenkel, um dann mit dem anderen auf Deine Schulter zu kommen. Dann kommt der zweite Fuß auf die andere Schulter", lautet die kurze und knackige Erklärung, und eine Betreuerin fügt hinzu: "Dabei haltet Ihr Euch an den Händen fest. Wenn Deine Partnerin sich dann hinstellt, greifst Du an Ihre Fußgelenke. Und die Beine durchdrücken." Kaum gesagt, getan. Der Shoulder Stand ging schneller und problemloser als ich glaubte. Die anderen Paare reihen sich ein, die oberen Sportler halten sich an den Armen fest. Ein schönes Gesamtbild.

Anstrengender Kraftteil

Während die anderen noch weitere Pyramiden bauen und einen Tanzteil ausprobieren, bin ich noch ganz euphorisiert. Es folgt das Balancieren auf der Slack-Line, eine Art Seiltanz. Mit zwei Betreuern an der Hand funktioniert das gut. Ich denke: Guter Abschluss, aber Pustekuchen. das war nur zur zwischenzeitlichen Ermunterung. Es folgt noch ein Kraftteil, schließlich befindet sich die Truppe quasi in der Saisonvorbereitung. Diverse Übungen von Sit-ups bis zu Planking lassen noch mal die Muskeln brennen. Neben mir schnauft der eine oder andere mächtig. Ich reiße mich zusammen, lasse mir nichts anmerken...

Fazit: Auch wenn ich schon vorher wusste, dass Cheerleading ein ernst zu nehmender Sport ist, jetzt ist er in meiner Achtung noch einmal gestiegen - nicht nur wegen des leichten Muskelkaters, den ich in den folgenden zwei Tagen hatte.

Ansprechpartner:

Cheerleading wird in Cuxhaven bei zwei Vereinen betrieben.

Da ist zum einen Rot-Weiss Cuxhaven. Ansprechpartner ist Abteilungsleiter Matthias Günther, Telefon (0 47 21) 50 85 904.

Der zweite Verein sind die Sportfreunde Sahlenburg. Auf der Homepage sportfreunde-sahlenburg.de gibt es die Möglichkeit, sich zu einem Probetraining anzumelden.

Außerdem gibt es kreisweit mehrere Vereine, die Cheerdance anbieten. Das ist ähnlich wie Cheerleading, aber ohne akrobatische Elemente.

Weitere Bilder sowie ein Video zum Thema finden Sie hier

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Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

fluett@no-spamcuxonline.de

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