Beim Rauchen von Shishas würden besonders viele Aerosole ausgestoßen, durch die wiederum Corona-Viren übertragen werden könnten. So das Fazit der Weltgesundheitsorganisation. Ob Shisha-Bars geschlossen werden, unterscheidet sich jedoch in den verschiedenen Bundesländern. Foto: Nitschmann/dpa
Beim Rauchen von Shishas würden besonders viele Aerosole ausgestoßen, durch die wiederum Corona-Viren übertragen werden könnten. So das Fazit der Weltgesundheitsorganisation. Ob Shisha-Bars geschlossen werden, unterscheidet sich jedoch in den verschiedenen Bundesländern. Foto: Nitschmann/dpa
Betreiber verärgert

Shisha-Bars im Kreis Cuxhaven: Warum Kunden derzeit in die Röhre gucken

18.01.2022

KREIS CUXHAVEN. Aufgrund der aktuellen Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen ist der Betrieb von Shisha-Bars im Cuxland derzeit verboten. Kunden finden dennoch einen Weg, um an die Pfeife zu kommen.

Gemütlich eine Shisha rauchen, bevor es in den Club geht. Das ist, wie so vieles in dieser Corona-Pandemie, zum Schutz vor dem Virus gerade vielerorts nicht möglich. Bei Betreibern von Shisha-Bars im Landkreis Cuxhaven wächst jedoch das Unverständnis. Der Grund: Ihre Kundinnen und Kunden würden einfach nach Bremerhaven fahren. Denn im benachbarten Bundesland ist das Shisha-Rauchen in Bars nach wie vor möglich.

Renovierung wegen Corona

"Ich habe im ersten Lockdown meinen ganzen Laden renoviert, inklusive einer neuen Belüftungsanlage zum Schutz vor Corona, weil die Stadt mich dazu aufgefordert hat", sagt Ali Said Ajami, der seit 2014 in Cuxhaven die "Hayat-Lounge" betreibt. Die hohen Kosten für die Investitionen habe er selbst tragen müssen. Seine Shisha-Bar öffnen dürfe er jedoch trotzdem nicht.

Grund ist die aktuelle Corona-Verordnung der Landesregierung in Niedersachsen. Danach dürfen Shisha-Bars wegen der hohen Infektionsgefahr aktuell nicht öffnen. "In Shisha-Bars treffen in geschlossenen Räumen zahlreiche Personen, teilweise Personengruppen, mit längerer Verweildauer und intensiven Kontakten zusammen", heißt es in einem aktuellen Urteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts vom 10. Januar.

Viele Aerosole beim Rauchen

Anders als in Gaststätten und Restaurants würden beim Rauchen von Shishas besonders viele Aerosole freigesetzt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält darüber hinaus fest, dass Tabakkonsum und die Nutzung von Wasserpfeifen das Risiko einer Covid-19-Erkrankung erhöhen. Soweit die Grundlagen der Politik. Dort, wo sie umgesetzt werden, kann man die Regeln nur zum Teil verstehen. "Die Corona-Hilfen decken lediglich meine Betriebskosten ab, nicht aber meine privaten Kosten", so Ajami. Die Renovierung habe er vor allem umgesetzt, um wieder Geld zu verdienen. "Ich hatte jetzt fast ein halbes Jahr lang durchgehend 2G+ und eine Teststation." Mit der neuen Verordnung habe er seine Öffnungszeiten angepasst. Auch sei er inzwischen als Bar umgemeldet.

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"Öffnung muss sich lohnen"

Nur noch am Wochenende gebe er Getränke und Snacks aus. Etwas anderes lohne sich nicht, betont der 25-Jährige. "Die Leute fahren lieber nach Bremerhaven als sich hier ohne Shisha reinzusetzen. Da lohnt es nicht, den Laden unter der Woche zu öffnen." Ein gleiches Bild ergibt sich bei den anderen Shisha-Bars im Landkreis, wo die Türen teilweise komplett geschlossen bleiben. Man könne es sich nicht leisten, den Laden zu öffnen. Schließlich müssten Kosten für Personal und Energie irgendwie verdient werden.

Ceyhan Pfeil betreibt die Shisha-Bar "Timeout" in Bremerhaven und kann die Situation der niedersächsischen Kollegen gut nachvollziehen. Seit Beginn der Corona-Pandemie mussten er und seine Frau die Bar insgesamt ein Jahr schließen. "Natürlich freuen wir uns, wenn wir nicht schließen müssen. Wir können das aber auch gut verstehen, wenn man das als unfair empfindet. Wir wissen ja, wie es ist", so Pfeil. "Wir hier in Bremerhaven haben 2G+. Man muss aber nur rausfahren und es gelten andere Regeln." Das könne er nicht nachvollziehen. Die Corona-Zahlen behalte aber auch er gut im Blick.

In Bremen dürfen Shisha-Bars öffnen

Die dazugehörigen Regeln zum Umgang mit der Pandemie legen in der Bundesrepublik die Länder fest. Die Stadt Bremerhaven hält sich damit an die Corona-Verordnung, die vom Land Bremen beschlossen wurde. Diese führt, anders als die niedersächsische Version, Shisha-Bars nicht gesondert auf. "Shisha-Bars werden wie normale Bars behandelt und dürfen daher aktuell mit 2G+ öffnen", fasst Volker Heigenmooser, Pressesprecher der Stadt Bremerhaven zusammen. Dort liegt die Inzidenz am Dienstag bei 909,7 lag. Für das gesamte Bundesland Bremen wird parallel eine Inzidenz von 1297,4 Infektionen pro 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner gemeldet. Die Frage, warum die Shisha-Bars in Bremen anders bewertet werden als in Niedersachsen, beantwortet Lukas Fuhrmann, Pressesprecher der Hansestadt Bremen wie folgt: "Uns sind Shisha-Bars aktuell nicht als Infektionstreiber bekannt. Deswegen gibt es bei uns keine Schließung dieser Einrichtungen. Selbstverständlich gelten aber auch dort die entsprechenden Regelungen der Corona-Verordnung zu Präventions- und Hygienemaßnahmen."

Unterschied Bremen und Niedersachsen

Die Einschätzung aus dem Landkreis Cuxhaven, wo die Inzidenz zuletzt unter 500 lag, schließt daran an. "Auch wenn sich die jeweiligen Landesregierungen dabei jeweils auf Grundzüge geeinigt haben, konnten wir im Verlauf der Pandemie immer wieder beobachten, dass es je nach Bewertung der jeweiligen Lage in den einzelnen Ländern zu Unterschieden gekommen ist", so Landkreis-Sprecherin Kirsten von der Lieth.

Dass Niedersachsen ein großes Flächenland sei, Bremen aber ein Stadtstaat, führe hier und da zu Abweichungen in der Bewertung. In den Grenzbereichen zwischen zwei Ländern gilt dann in der einen Stadt das eine, in der Nachbarstadt das andere. "Das führt manchmal zu Verwirrung", erklärt von der Lieth, "denn schließlich ändert sich ja nicht das Virus, nur weil es sich in einem anderen Bundesland befindet." Bundesweit einheitliche Regeln würden andererseits aber genauso zu Ungereimtheiten führen, etwa wenn die Inzidenzen regional stark abweichen. "Wir haben im Landkreis hinsichtlich der Infektionsfälle bisher keine schlechten Erfahrungen mit Shisha-Bars machen müssen", hält die Pressesprecherin fest.

Wanderungen sind bekannt

Ein ähnliches Szenario habe es während der Corona-Pandemie auch schon an anderer Stelle gegeben, etwa in niedersächsischen und bremischen Baumärkten, hält Marcel Kolbenstetter, Sprecher der Stadt Cuxhaven, fest. "Auch damals sind die Menschen hin und her gefahren. Von daher macht es in solchen angrenzenden Gebieten sicherlich Sinn, gleiche Regelungen in den verschiedenen Bundesländern zu haben, um zusätzliche Fahrten in der jetzigen Phase zu vermeiden."

Die abschließende Bewertung der Lage liegt jedoch nach wie vor in den Händen der Landesregierungen. Für Niedersachsen bedeutet dies, dass "die Länder ein besonderes Augenmerk auf Bars und Kneipen legen werden, da aufgrund des direkten Kontaktes, geringen Abstands und nicht durchgehend getragener Masken das Risiko einer Ansteckung besonders hoch ist", so Manfred Böhling für die Pressestelle des Gesundheitsamts Niedersachsen. Die Vorschrift, dass Shisha-Bars in Niedersachsen geschlossen bleiben müssen, solle daher vorerst bestehen bleiben.

Jedoch seien laut Böhling die Länder untereinander "stets bemüht, möglichst gleichlautende Regeln zu erlassen, um eventuelle Wanderungen/Tourismus und das damit verbundene Infektionsrisiko zu vermeiden". Shisha-Bar-Betreiber Ajami will bis auf Weiteres seine Bar auch ohne Shishas geöffnet halten, zumindest am Wochenende. Um ein wenig Geld zu verdienen.

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