Sie buddeln seit 25 Jahren: Deicharbeiter in Otterndorf sind beliebtes Fotomotiv
OTTERNDORF. Sie gehören zu Otterndorf wie die Stadtmusikanten zu Bremen: die drei Bronze-Deicharbeiter am Deich.
Die Skulpturengruppe des Hemmoorers Künstlers Frijo Müller-Belecke, eines der beliebtesten Fotomotive in der Medemstadt, wurde am 23. Juli 1997 - heute vor 25 Jahren - aufgestellt.
Der damalige Hadelner Deich- und Uferbauverband hatte das Kunstwerk zum Abschluss der 15-jährigen Bauarbeiten zur Erhöhung der Elbdeichlinie bei dem Bildhauer Frijo Müller-Belecke in Auftrag gegeben. Es hatte etwa 187 000 Mark gekostet.
Enthüllung im August 1997
Die offizielle Enthüllung des Denkmals ging im August 1997 über die Bühne. Frijo Müller-Belecke sagte bei der Einweihungsfeier: "Ich hoffe, dass die Dynamik und die Kraft dargestellt ist, die früher nötig war, um den Kleiboden den Deich heraufzuziehen." Er wolle mit den Deichbauern daran erinnern, "mit welcher Mühe und mit wie viel Schweißtropfen verbunden unsere Vorfahren unsere Heimat besiedelbar gemacht haben."
Der offizielle Arbeitstitel des Kunstwerks lautet: "Keen nich will dieken, de mutt wieken." Die Bronze-Männer sind ein beliebtes Fotomotiv und für Torsten Heitsch, Geschäftsführer der Wasser- und Bodenverbände Otterndorf, die fleißigsten Kollegen, "weil sie 365 Tage im Jahr arbeiten".
Im Dezember 2010 stand die Skulpturengruppe im Mittelpunkt eines spektakulären Kunstraubes. Unbekannte Täter hatten in einer Nacht- und Nebelaktion den "Vordermann" des Deichbauer-Denkmals abgesägt, gestohlen und zerstört. Zurück blieben nur die Stiefel des Bronzemannes - und jede Menge Fragen: Wer macht so etwas? Wieso hat niemand etwas bemerkt? Und was wollten die Diebe mit der Bronzefigur?
Belohnung ausgesetzt
"Uns war dann relativ schnell klar, dass hier Material- und nicht Kunstdiebe am Werk waren", erinnert sich Torsten Heitsch. Damals habe es eine ganze Reihe von Kupferdiebstählen gegeben, da passte der Skulptur-Diebstahl ins Bild. "Die Täter haben sich bestimmt erschrocken, als sie merkten, dass der Mann von innen hohl ist", glaubt der Bauingenieur für Wasserwirtschaft und Kulturtechnik.
Brauchbare Spuren? Augenzeugen? Fehlanzeige. "Es gab zwar eine Kamera am Deich, aber die guckte drüber weg", so Heitsch. Auch eine Belohnung, die der Hadelner Deich- und Uferbauverband ausgesetzt hatte, führte nicht zum Auffinden des Bronzemannes.
Gussform aufbewahrt
Auch wenn die Kunstdiebe nie gefasst wurden, gab es für die Skulpturen-Gruppe doch noch ein "Happy End": Die Witwe von Frijo Müller-Belecke hatte die Gussform der Figuren noch nahezu komplett im Atelier in Hemmoor aufbewahrt. Der neu gegossene "dritte Mann" kam ein Jahr nach dem Kunstdiebstahl wieder an den Deich. Etwa 12 000 Euro ließ sich der Verband die Wiederkehr kosten.
Damit sich der Metallklau nicht wiederholt, sei die Bronze-Skulpturen-Gruppe heute viel besser gesichert, versichert Torsten Heitsch.