
Sogar ein Ehrenmal steht in Neuhaus (Oste) mit zum Verkauf
KREIS CUXHAVEN. Im Ortskern in Neuhaus (Oste) stehen seit einem Jahr zwei große Komplexe leer und zum Verkauf - sogar Parkgelände und ein Ehrenmal sind darunter. Das ist Stand der Dinge und so geht es dort weiter.
Zwei ebenso markante wie imposante Gebäudekomplexe stehen mitten im Ort leer und zum Verkauf - und das mittlerweile bereits seit einem Jahr als sich die AWO im Flecken aus ihrer Kinder- und Jugendarbeit verabschiedet hat. Damit erzeugte sie diesen signifikanten Leerstand. Einige Gebäude sind geschichtsträchtig - selbst über die Ortsgrenzen hinaus -- und sogar ein ortshistorisch relevantes Denkmal und Teile des Bürgerparks zählen dazu.
Anwesen hat ein riesiges Areal
Alles stehe noch zum Verkauf, weiß Thomas Krüger, Pressesprecher der AWO Bremerhaven und Landkreis Cuxhaven. Vor einem Jahr hatte der Träger Abschied genommen, die Jugendlichen auf seine anderen Einrichtungen verteilt und den Mitarbeitenden Arbeitsangebote gemacht, die allerdings nicht alle angenommen hätten.
Mit den Gebäuden konnte die AWO nichts mehr anfangen - so beauftragte sie ein Maklerbüro. Beschrieben wird der Hauptkomplex als "traumhaftes Anwesen mit Geschichte unweit von Elbe und Oste" für 1.030.000 Euro zuzüglich Courtage. Allein die Grundstücksfläche der drei Gebäudeteile beträgt circa 21.800 Quadratmeter, die Nutzfläche wird mit 1635 Quadratmetern angegeben.
Das Ensemble atmet tatsächlich jede Menge Orts-, ja sogar Kreisgeschichte. Es zeugt von der einst großen Bedeutung des Fleckens als Kreissitz. Zwei Gebäude, darunter das alte Landratsamt aus dem Jahr 1723, gebaut von Amtmann von der Pahlen, stehen unter Denkmalschutz. Es besitzt ein markantes Sandsteinportal im Barockstil. 1889 kam ein weiteres Verwaltungsgebäude in der Nachbarschaft hinzu. Von 1947 bis 1958 war dort die Außenstelle des Krankenhauses Otterndorf untergebracht.
Kreis-Kinderheim vion 1960 bis 2004
Prägend in der jüngeren Geschichte war folgende Zeit: Zwischen 1960 und 2004 wurden die Gebäude als Kinderheim des Landes Hadeln und später des Landkreises Cuxhaven genutzt. In dieser Zeit kam auch das mittlere Gebäude als Zwischenbau hinzu. Der Komplex gelangte ab 1. Januar 2005 unter die Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt Soziale Arbeit GmbH Loxstedt. Als Grund der Abgabe nannte der Landkreis Cuxhaven seinerzeit eine notwendige konzeptionelle Neuausrichtung und rückläufige Belegungszahlen.
Die AWO übernahm die gesamte Jugendhilfeeinrichtung und richtete bald darauf für die betreuten Kinder und Jugendlichen die Maria-Juchacz-Schule im Gebäude der früheren AOK Neuhaus ein - nur wenige Schritte entfernt. Auch dieses Verwaltungs- und Schulgebäude an der Straße Bürgerpark steht zum Verkauf. Gepriesen wird vom Maklerbüro auch diese zentral gelegene "vielseitige Gewerbeimmobilie mit viel Platz" für den Verkaufspreis von 520.000 Euro plus Maklergebühr. Diese Immobilie besteht aus Gebäuden unterschiedlicher Zeitalter. Der älteste Gebäudeteil ist datiert auf das Jahr 1906. Das Besondere an diesem Gebäudeteil ist, dass im ersten Obergeschoss eine großflächige 6-Zimmer-Wohnung mit Balkon eingerichtet werden könnte, so das Maklerbüro. Der eingeschossige Gebäudetrakt sei prädestiniert für Schulungs- und Fortbildungseinrichtungen. Die angegebene Nutzfläche für dieses Ensemble liegt bei 650 Quadratmetern, das Grundstück ist insgesamt 2151 Quadratmeter groß.
"Wohltuend ruhige Lage"
Auch der Immobilienkomplex Landratsamt an der Straße Amtshof wird vollmundig angepriesen: "Das Objekt befindet sich im Übergang zum Bürgerpark in einer wohltuend ruhigen Lage am Ende einer Sackgasse. Zum weiten Grund gehören ein Teil des idyllischen Bürgerparks, sowie ein Denkmal aus vergangenen Zeiten." Bei diesem Denkmal handelt es sich um das Ehrenmal des Fleckens Neuhaus. Dort sind sämtliche Gefallenen der beiden Weltkriege des vorigen Jahrhunderts namentlich aufgeführt. "Das ist damals wohl mit übertragen worden", bedauert Bürgermeister Udo Miertsch (Bürger für Neuhaus). Dieser Standort mit dem Bürgerpark sei für die Neuhäuser geschichtsträchtig, dort soll auch die Burg gestanden haben. 1404 wurde am rechten Aueufer eine neue Burg mit dem Namen dat Nygehus (das neue Haus) errichtet und damit Neuhaus erstmals urkundlich erwähnt. Gern würde die Gemeinde künftig den Teil des Bürgerparks und das Ehrenmal weiter nutzen, allerdings sind die Finanzen derart knapp bemessen, dass an einen Kauf nicht zu denken ist. Bürgermeister Miertsch ist erst seit der letzten Kommunalwahl im Amt, über die Thematik Leerstand und Ehrenmal möchte er demnächst mit Samtgemeindebürgermeister Frank Thielebeule sprechen. Er würde es jedoch begrüßen, wenn sich potenzielle Interessenten auch mit der Gemeinde in Verbindung setzen würden.