Simone Bremermann mit ihrem Erfolgspferd London. Der Holsteiner-Wallach wirkte auf den ersten Blick immer etwas älter, weil er weiße Haare in der Mähne und im Schweif hatte. Foto: CNV-Archiv
Simone Bremermann mit ihrem Erfolgspferd London. Der Holsteiner-Wallach wirkte auf den ersten Blick immer etwas älter, weil er weiße Haare in der Mähne und im Schweif hatte. Foto: CNV-Archiv
Reiten

Erfolgreichste Springreiterin aus Cuxhaven: Was macht eigentlich Simone Dietz?

von Frank Lütt | 26.03.2021

CUXHAVEN. Simone Bremermann, geborene Dietz, aus Cuxhaven hat in den 1980er-Jahren als Springreiterin für Furore gesorgt. Mit ihrem Wallach London gewann sie zwei DM-Titel.

Simone Bremermann ist eine der besten Springreiterinnen aller Zeiten aus dem Cuxland, gemessen an ihren Titeln sicherlich auch die erfolgreichste. Als sie noch ihren Mädchennamen Dietz trug, gewann sie immerhin zweimal eine Deutsche Meisterschaft. Nachdem ihr Pferd London in Rente ging, schlich dann auch die aktive Karriere der Reiterin aus. Aber die Pferde ließen sie nicht los, sie betreibt heute zusammen mit ihrem Ehemann bei Bremen einen sehr großen und erfolgreichen Zucht- und Ausbildungsbetrieb.

Hof in Stickenbüttel

Lächelnd steigt sie aus ihrem Wagen, nachdem sie gekonnt den Kombi samt Pferdeanhänger locker und mustergültig eingeparkt hat. Da steckt Routine drin. Sie schaut sich um, genießt nicht nur die ersten wärmenden Sonnenstrahlen im Frühling, sondern bei ihr kommt das Gefühl auf, nach Hause zu kommen. Hier im Cuxhavener Stadtteil Stickenbüttel hat sie zusammen mit ihrem Bruder nach dem Tod der Eltern den Hof übernommen. Und obwohl das Anwesen erst zum Ende ihrer Reitkarriere in den Familienbesitz kam, hängt ihr Herz daran. "Hier habe ich auch Pferde stehen, die gut betüddelt ihren Lebensabend verbringen", erklärt Simone Bremermann. Es sei zwar sehr schön auf ihrem Hof bei Bremen, aber: "Ich versuche, immer wieder schnell hierher zu kommen nach Cuxhaven. Ich bin eben ein Küstenkind." Aber die Zeit ist manches Mal knapp, denn der Zucht- und Ausbildungsbetrieb in Oyten ist riesengroß.

Bis zu 15 Fohlen pro Jahr

Ordentlich zu tun haben die Bremermanns aktuell, weil die Fohlen zur Welt kommen. Über 100 Pferde stehen in den Stallungen, jedes Jahr erblicken dort zehn bis 15 Fohlen das Licht der Welt. Geburtshilfe ist jedoch nur ein kleiner Teil der Arbeit. Auf über 100 Hektar ist reichlich Platz, um das Futter Heu anzubauen und zu ernten. Die Pferde sind, nach Alter und Geschlecht aufgeteilt, in unterschiedlichen Ställen untergebracht. Und ab einem gewissen Alter werden sie dann ausgebildet, denn schließlich sollen sie am Ende als Reitpferde verkauft werden, möglichst teuer. Jedoch spreche man nicht umsonst auch vom Züchterglück, denn eine Garantie, dass aus hervorragenden Eltern auch ein hervorragendes Sportpferd entsteht, gibt es nicht. "Wichtig ist es, die Pferde behütet an den Sport heranzuführen", so die Expertin.

Sohn Tobias ist erfolgreich

Eine große Hilfe ist dabei auch ihr älterer Sohn Tobias (24), der selbst ein erfolgreicher Reiter ist und neben dem Goldenen Reitabzeichen schon mit gewonnenen Nationenpreisen als Junger Reiter sowie einem vierten Rang bei der DM glänzte. Trainiert wird er von seiner Mutter. "Wir sind ein gutes Team", versicherte sie. Der jüngere Sohn Kevin (20) zeigt dagegen nicht ganz so viel Interesse am Reitsport und am Zuchtbetrieb, hilft aber, wenn es notwendig ist. Den vom Opa des Ehemanns Volker übernommenen Hof haben die Bremermanns seit den 1990er-Jahren nach und nach ausgebaut, sodass dieser als Zuchtbetrieb einer der größten in der Region Bremen ist.

Bei Klockau im Hafen gelernt

Bei dem geschäftlichen Treiben hilft es Simone Bremermann, dass sie eine kaufmännische Ausbildung absolviert hat, nämlich als Groß- und Einzelhandelskauffrau bei Industriebedarf Klockau im Cuxhavener Hafen. Anschließend stieg sie ins elterliche Geschäft ein. Die Fernküche Dietz belieferte zu ihrer Hochzeit täglich über 2000 Mittagessen an Unternehmen in Cuxhaven. Und trotzdem nahm sich die ursprünglich aus Süddeutschland stammende Familie Dietz noch Zeit für die Reiterei.

Über die Wingst nach Duhnen

Nach dem Umzug ins Cuxland, die erste Station war auf dem Dobrock und im Kindergarten-Alter von Simone ging es nach Cuxhaven-Duhnen, wurde der Kontakt zu Reitställen gesucht. In der Wingst und auch in Ihlienworth begann die spätere Springreiterin als Voltigierkind. "Ich war ganz verrückt nach Pferden und wollte immer reiten. Als wir in Duhnen wohnten, bin ich dann immer nach Holte-Spangen und habe eine Zehnerkarte nach der nächsten abgeritten", erinnert sich Simone Bremermann.

Schwerer Reitunfall mit elf

Der Papa wollte Nägel mit Köpfen machen und kaufte der damals Elfjährigen ein Pony. Die Freude war groß, doch sie wurde wenig später getrübt. Das Pony scheute und stürzte auf den Körper des kleinen Mädchens. Zweieinhalb Monate lag Simone im Krankenhaus. "Als ich dann das erste Mal wieder aufs Pferd stieg, war es schon ein mulmiges Gefühl. Aber das ging schnell vorbei", erinnert sich die heute 56-Jährige. Für den Ritzebütteler Reitclub holte sie dann schnell die ersten Schleifen mit ihrem Pony Bianca.

Dressur im Training

Die Leistungskurve zeigte für die junge Springreiterin klar nach oben. Nach der erfolgreichen Pony-Zeit probierte sich Simone Bremermann dann auch mal in der Dressur. "Beim Turnier in Ihlienworth habe ich das wohl ganz ordentlich gemacht, haben mir zumindest einige gesagt. Aber ich erhielt nur eine Trostschleife", schildert sie mit einem verschmitzten Lächeln. Im Springen landete die Cuxhavenerin immer weit vorn. Dennoch sei die Dressur im Training enorm wichtig, weil hier das Feintuning bei den Kommandos vollzogen wird. "Dressur ist die Grundlage für den Springparcours", so lautet Bremermanns Devise.

Pferd von Achaz von Buchwaldt

Ordentlich Schub bekam ihre Karriere Anfang der 1980er-Jahre, als der frühere Weltklasse-Reiter Achaz von Buchwaldt seinen Pferdebestand reduzieren wollte. Im Angebot war unter anderem der sechsjährige Holsteiner-Wallach London (Vater Landgraf). Mit ihrem Traumpferd lief es super. Sie platzierte sich nicht nur auf den hiesigen Turnieren - hier erinnert sie sich gern an ihren zweiten Platz beim Großen Preis auf dem Dobrock -, sondern es ging auch nach Mannheim, Balve oder sogar ins Ausland nach Dänemark, Schweden und Polen.

Interessenten wollten "London"

Aus sportlicher Sicht waren die beiden gewonnenen Deutschen Meisterschaften - 1984 in Soltau bei den Jungen Reitern und 1991 bei den Senioren in Münster die Höhepunkte. In der Zwischenzeit gab es immer wieder Anfragen, ob die Dietzes das Erfolgspferd London verkaufen möchten. "Meine Eltern haben das glücklicherweise nicht getan", ist Bremermann dankbar.

Häufig ins Watt

Das Pferd war zu enormen Leistungen fähig, obwohl es ein Handicap hatte. "London hatte etwas an der Lunge. Deshalb bin ich mit ihm häufig ins Watt und habe dort mit ihm gearbeitet. Er hat dann die jodhaltige Luft tief eingeatmet, das hat geholfen." Und weil der Wallach auch noch teilweise durch das Wasser laufen musste, war er außerdem sehr kräftig und konditionsstark, was sich bei mehrtägigen Turnieren bezahlt machte.

London wurde 20 Jahre alt

Nach dem zweiten DM-Titel wurde der Wallach in den Ruhestand geschickt. Er durfte seine letzten Jahre auf dem elterlichen Hof verbringen. London wurde 20 Jahre alt. Mit seinem Abschied aus dem Turniersport war dann auch für Simone Bremermann die aktive Karriere am Ausklingen, obwohl sie zwischendurch durchaus Angebote hatte, für andere Ställe zu reiten oder für eine gewisse Zeit in die USA zu gehen. "Ich wollte hier einfach nicht weg", beschreibt sie ihre Heimatliebe. Dass sie in Oyten gelandet ist, sei das höchste der Gefühle. Von hier geht es häufiger mal schnell auf die Autobahn nach Cuxhaven.

Die Erfolge:

Simone Dietz wurde dreimal Landesmeisterin, belegte zwei zweite Plätze bei Landesmeisterschaften.

Sie gehörte zwei Jahre dem Bundeskader an und erhielt besondere Förderung.

Sie ritt in der Leistungsklasse 1 und erwarb schnell das Goldene Reitabzeichen.

1984 Deutsche Meisterin Junge Reiter (gestartet für den Ritzebütteler Reitclub)

1991 Deutsche Meisterin Senioren (gestartet für den Reitclub).

1985, 1986 und 1987 Sportlerin des Jahres in der Stadt Cuxhaven

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Bild von Frank Lütt
Frank Lütt

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

fluett@no-spamcuxonline.de

Lesen Sie auch...
Handball

Kader des TSV Altenwalde schrumpft: Personalnot vor wichtigem Heimspiel

von Jan Unruh

ALTENWALDE. Vor dem Heimspiel am Sonnabend, 15. Oktober, plagen sich die Altenwalder Handball-Damen mit großen personellen Sorgen herum. 

Fußball

Rot-Weiss Cuxhaven will magere Heimbilanz aufpolieren

von Jan Unruh

CUXHAVEN. Sechs Spiele, fünf Niederlagen - die Auftritte auf der heimischen Kampfbahn waren für Landesliga-Aufsteiger Rot-Weiss Cuxhaven in dieser Saison wenig erfolgreich. Das soll sich ändern.

Sportanlage

Kostenexplosion: Millionen-Projekt in Cuxhaven fällt deutlich kleiner aus als geplant

von Jan Unruh

CUXHAVEN. Die Sportanlage in Groden soll modernisiert werden - für über zwei Millionen Euro sollte das gesamte Areal runderneuert werden. Nun fällt die Umsetzung deutlich kleiner aus. Und der Zeitdruck wächst. 

Fußball

Masters-Cup in Cuxhaven soll wieder stattfinden - mit einschneidender Veränderung

von Jan Unruh

CUXHAVEN. Die Vorbereitungen für das anstehende Turnier laufen auf Hochtouren. Allerdings wird daran ein bekanntes Gesicht nicht mehr mitwirken.