Stadtrat bremst: Für behutsame touristische Entwicklung in Otterndorf
OTTERNDORF. Der Otterndorfer Stadtrat hat eine deutlich abgespeckte Planung für weitere Ferienhäuser in der Medemstadt verabschiedet.
Die Stadt Otterndorf schreitet mit der Weiterentwicklung ihrer touristischen Angebote voran. Der Stadtrat verabschiedete einen gemeinsamen Antrag von CDU/FDP-Gruppe und SPD-Fraktion zur Erweiterung des Ferienhausgebietes rund um die Seenlandschaft. Konkret geht es dabei um die Fläche hinter der Spiel- und Spaßscheune, auf der Ferienhäuser errichtet werden dürfen, und anschließend um eine Verdichtung der Bebauung im bestehenden Feriendorf. Diese Entscheidung weicht deutlich von den ursprünglichen Plänen des dänischen Investors Sven Hollesen ab, der unter anderem auch die Spielplatz- und Parkfläche am See nutzen wollte.
Mit diesem von fast allen Ratsmitgliedern getragenen Beschluss ist die Richtung eines behutsamen Ausbaus der touristischen Angebote in der Medemstadt vorgegeben. Die Diskussion über die Erweiterung des Ferienhausgebietes hat sich über rund drei Jahre hingezogen und zu kontroversen Diskussionen geführt. Hollesens Planet-Haus-Gruppe wollte ursprünglich 78 Millionen Euro in bis zu 280 weitere Übernachtungseinheiten investieren. Dafür hatte es Kritik aus Kreisen der Bevölkerung gehagelt. Von Betonburgen am See achtern Diek war die Rede.
Gemeinsames Ergebnis
Dazu wird es nicht kommen. "Wir haben ein gutes gemeinsames Ergebnis erzielt", sagte SPD-Fraktionschef Malte Hinck im Rat. Das Signal aus der Öffentlichkeit, dass der ursprünglich geplante Umfang der Erweiterung nicht gewollt war, sei in der Politik angekommen. "Es sind nicht die großen Pläne, die nun umgesetzt werden. Wir haben die Bedenken aufgenommen und können den Tourismus in Otterndorf trotzdem weiterentwickeln." Gleichzeitig müsse die Infrastruktur im Feriengebiet angepasst werden, aber es müsse auch über neue Ansätze nachgedacht werden, um Otterndorf nachhaltig zu entwickeln, um sowohl Akzeptanz zu erhalten, als auch wirtschaftliche Fortschritte zu erzielen.
Hincks Pendant auf Seiten von CDU/FDP, Steffen Matzner, betonte, dass es in Otterndorf nicht nur um neue Ferienhäuser gehe. Entscheidend werde es auch darauf ankommen, die Saison zu verlängern, neue Zielgruppen zu erschließen und die Formen des Urlaubs insgesamt zu verändern.
Gäste wollen Natur und Ruhe
Für CDU-Ratsmitglied Hans-Volker Feldmann wäre die Umsetzung der ursprünglichen Hollesen-Pläne eine schiere Katastrophe gewesen. "Es wäre traurig gewesen, wenn das Seeufer mit weißen Villen bestückt worden wäre. Jetzt erhalten wir das Äußerste, was zumutbar ist. Die Gäste kommen wegen der Natur und der Ruhe hierher. Wir sind ein familienfreundlicher Ferienort und wollen kein Torremolinos an der Nordsee werden. Wir brauchen keine Halli-Galli-Tourismusindustrie, die zerstört, was den Charakter Otterndorfs ausmacht." Mit der Ratseinscheidung befinde sich die Stadt nun auf dem richtigen Weg.
Claus Johannßen (SPD) widersprach: Es sei nie um Halli-Galli-Tourismus gegangen. Das sei nur eine wohlfeile Schlagzeile, die aber an der Wirklichkeit vorbeigehe. "Wir wollten immer eine behutsame Entwicklung." Johannßen benannte zugleich Schwachstellen in der touristischen Weiterentwicklung der Stadt, die nun behoben werden könnten. "Wir haben seit drei Jahren Stillstand. Wir brauchen aber jetzt einen Aufbruch, denn die Übernachtungszahlen stagnieren oder sinken sogar. Wir brauchen andere Angebote für Urlauber und müssen uns dem Geschmack der Leute anpassen."
Wasserpest ein Luxusproblem
Was von vielen als lästig empfunden wird, ist eigentlich ein Segen für die Otterndorfer Badeseen, die starke Ausbreitung der Elodea, der Wasserpest. Ein Mähboot wird eingesetzt, um dem Pflanzenwachstum Einhalt zu gebieten. Die vielfältige Freizeit-Nutzung der Seen wird damit behindert. Doch eigentlich ist die Elodea ein Luxusproblem, sagt der Bodenkundler Frank Eulenstein, zugleich FDP-Ratsmitglied. Denn sie zeige an, dass sich die Seen in einem guten ökologischen Zustand befänden. Anders als noch in den 90-er-Jahren, als der landwirtschaftsbedingte Eintrag von Stick- und Nährstoffen zu starker Trübung des Gewässers und zur Ausbreitung von Cyanobakterien (Blaualgen) geführt hatte. Die Klarheit des sauberen Wassers begünstige die Wasserpest.